Den schnapp ich mir Roman
so verrückt, dass sie jede Minute des Tages an ihn dachte und zweifelsohne auch nachts wachlag und vor unbefriedigter Lust stöhnte.
Tessa merkte, dass Freddie sie ansah, und schüttelte abwehrend den Kopf.
»Sie machen zwar hübsche Komplimente, aber es ist Ihnen sicher klar, dass ich viel zu alt für Sie bin. Sie sollten sich mit ihrer eigenen Altersgruppe amüsieren.« Dabei machte sie eine Handbewegung in Richtung der Mädchen.
Freddie schnalzte abschätzig mit der Zunge. »Wie, mit der kleinen India, diesem berühmten Dummchen? Oder mit Milly, die wie eine kleine Schwester für mich ist? Nein, danke. Außerdem hat David es auf India abgesehen, und zwischen Männern gibt es da eine Art Abmachung. Mir gefallen richtige Frauen besser, die Klasse und Erfahrung haben. Wie Sie.«
»Manchmal steht die richtige Person genau vor einem, ohne dass man es merkt.« Tessa staunte, wie leicht sie in die Rolle einer älteren Schwester geschlüpft war. Sie hatte
keinerlei Erfahrung mit Geschwistern und wie man sich um sie kümmert – das Gefühl war einfach aus dem Nichts aufgetaucht.
»Wie meinen Sie das?«
»Aus Freundschaft kann oft Leidenschaft werden,« beendete sie vage ihre kleine Lektion. Freddie wirkte nicht grausam auf sie, er merkte bloß nicht, dass Milly ihn nicht gerade als einen weiteren großen Bruder betrachtete. Dann machte sie ihm sanft klar: »Ich fühle mich sehr von Ihren netten Bemerkungen geschmeichelt, aber mein Interesse, fürchte ich, ist begrenzt.«
Dann steuerte Tessa auf Milly zu, die ihren Frust gerade an ihrer Mutter ausließ. Sie ließ Freddie verwirrt und leicht bestürzt zurück.
»Gott, Mutter, musst du mir eigentlich überallhin hinterherrennen?« Milly hatte trotzig die Arme verschränkt. »Ich bin sechzehn, nicht sechs, ja?«
»Natürlich weiß ich das, Schatz«, erwiderte Henny zögernd. »Ich wollte bloß wissen, ob jemand einen Drink möchte.«
Milly war nicht in Stimmung, ihr zu verzeihen. »Gott, Tante Caro hat Recht«, platzte sie grob heraus. »Du stehst immer irgendjemandem im Weg.«
Henny zuckte getroffen zusammen und wurde krebsrot. Dann huschte sie davon wie ein gequältes Kätzchen.
»Musst du eigentlich so gemein zu ihr sein?«, fragte Tessa so geduldig, wie sie es vermochte. »Sie will doch nur dein Bestes.«
»Was geht Sie das an?«, schnaubte Milly mit einem trotzigen Blick.
»Gar nichts, ich finde nur, dass du deine Mutter ab und zu einfach in Ruhe lassen solltest. Sie ist ein freundlicher, fürsorglicher Mensch und liebt dich sehr. Ich wünschte, ich hätte eine solche Mutter gehabt.«
»Kann ich mir nicht vorstellen«, zischte Milly. Dann warf sie einen neidischen Blick auf Tessas Sandalen, ehe sie auf Freddie zuging, der mit Rufus plauderte und dabei verstohlene Handbewegungen machte. India quollen fast die Augen aus dem Kopf. Sie bog den Rücken durch und schob Rufus den Busen entgegen wie eine Schönheitskönigin.
Tessa unterdrückte einen Seufzer und sah zu, wie das Filmteam die Ausrüstung aufbaute und dabei von Gil gestört wurde, der so darauf drängte, ins Bild zu kommen, dass er sich in den Kabeln und Mikrophonen verheddert hatte und die Kameramänner völlig außer sich waren.
»So ein Idiot«, zischte Milly.
Tessa nahm sich Clemmie zum Vorbild und versuchte es mit Charme.
»Dieser Freddie ist wirklich süß.«
»Wie bitte?«, erwiderte Milly mit einem gequälten Blick.
»Süß, aber viel zu jung für mich«, fuhr Tessa ernsthaft fort. »Ist auch überhaupt nicht mein Typ.«
Milly konnte ihre Freude kaum verbergen. »Ehrlich?«
»Ehrlich. Er ist ein netter Junge, muss aber noch ein bisschen erwachsener werden. Vermutlich wird er dann merken, dass das perfekte Mädchen für ihn immer schon direkt vor seiner Nase gestanden hat.«
»F… finden Sie?«
»Das weiß ich genau.« Tessa drückte ihr mitfühlend die Hand. »Warte einfach ab.«
Milly sah sie ungeheuer dankbar an, und Tessa strahlte in ihrer neuen Rolle als kluge ältere Schwester.
Doch dann fasste sie sich an den Kopf. JB würde verrücktspielen, wenn er erfuhr, dass sie sich so eng mit dem jüngsten Mitglied des Clans anfreundete. Sie sah sich suchend nach ihm um und drückte Jillys Notizen über die
Forbes-Henrys fester an sich. Sie hatte sie stets dabei aus Angst, dass sie in falsche Hände geraten könnten.
JB war in der Eingangshalle und betrachtete ohne großes Interesse die gerahmten Fotos an den Wänden, im Mundwinkel eine seiner üblichen Zigaretten.
»Ich weiß
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