Den schnapp ich mir Roman
das wollen die Leute lesen.« Tessa seufzte. Ihr tat Clemmie leid, weil sie derart viele triviale Fragen beantworten musste. Sie hatte ohnehin schon nachdenken müssen, wie viele verschiedene Blumen sie und Rufus bestellen würden, wie viele Schichten, welche Geschmacksrichtung und welche Verzierungen die Hochzeitstorte hatte und wie teuer der exklusive brillantbestückte Ehering wohl war.
Clemmie trug ein elegantes, schulterloses zitronenfarbenes Sonnenkleid und passende Pantoletten. Sie wirkte abwesend. »Äh … ja … ich glaube schon. Die… äh … Zeremonie wird im Ballsaal stattfinden, und Gil meinte, er könnte einen sternenübersäten Baldachin oder so was errichten. Stimmt’s, Gil?« Sie drehte sich auf ihrem Sessel um.
»Genau. Einen völlig echt wirkenden mitternachtsblauen Himmel mit hunderten von Swaroswki-Kristallen als blitzenden Sternchen«, rief Gil aus dem Hintergrund. Mit
einem Stoffmusterbuch unter dem Arm stand er hinter Joe, dem Kameramann. In seinem scharlachroten T-Shirt wirkte er leicht manisch vor Aufregung, weil Clemmie ihn erwähnt hatte. Als Joe ihn anstieß und nach hinten verwies, weil er wollte, dass der Beleuchter den heißen Scheinwerfer stärker auf Clemmie richtete, trat Gil beiseite. Er war von Clemmies Prominenten-Ausstrahlung wie gebannt.
»Und zum Essen gibt es Hummerterrine in Champagnergelee …?«, fuhr Tessa fast entschuldigend nach einem Blick in ihre Notizen fort. »Und individuelle Schokoladen-Pflaumen-Soufflees mit Brandy- und Vanilleeis. Kling wirklich köstlich.«
Clemmie lächelte, wirkte aber so erschöpft, als könnte sie kaum noch weitermachen. »Ja … äh … Henny Forbes-Henry hatte jede Menge fantastische Ideen, die ich an mein Hochzeitsteam in Los Angeles weitergeleitet habe. Wenn wir uns an Hennys Menü halten, wird das Essen vermutlich alle zufrieden stellen.«
Tessa versuchte noch eine letzte Frage, weil sie merkte, dass Clemmie genug hatte. »Und stimmt es, dass Sie planen, lila Libellen aus Florida einfliegen zu lassen, die in Glaskugeln am Weihnachtsbaum hängen?« Sie hatte das am Wochenende in einem Regenbogenblatt gelesen und war sicher, dass es nicht stimmte, aber der Tierschutzverein hatte sich sehr darüber aufgeregt. Daher musste sie Clemmie einfach bitten, dazu Stellung zu nehmen.
»Libellen? In Glaskugeln?«, wiederholte Clemmie ungläubig. »Nein, natürlich haben wir keine solchen Albernheiten vor. Das wäre doch grausam. Als Tierfreundin würde ich niemals so etwas auch nur denken, und sicher nicht für diese verdammte Hochzeit! Gütiger Gott!« Sie riss sich das Mikrophon ab, zerrte das Kabel aus dem Ausschnitt und hob abwehrend die Hand zur Kamera hin, damit man mit dem Filmen aufhörte.
Tessa nickte Joe zu, der bereits die Kamera gesenkt hatte und seinen Beleuchtern bedeutete einzupacken. Tessa war wütend, dass JB schon wieder die Dreharbeiten versäumt hatte, und fragte sich, wo zum Teufel er steckte. Zweifelsohne war er irgendwo mit Caro zusammen, aber seine immer häufigere Abwesenheit machte seine ständigen Vorwürfe, sie hätte ihren Schwung verloren, immer unerträglicher. Eine so unprofessionelle Haltung schien für ihn ungewöhnlich. Tessa fragte sich, was ihn an Caro so fesselte, denn eigentlich wirkte JB nicht wie ein Mann, den man lange von der Arbeit abhielt.
Allerdings hatte JBs Abwesenheit den Vorteil, dass Tessa die volle Kontrolle über die Interviews besaß (mal abgesehen von Jillys ständigen Einmischungen). Sie schien den Respekt des Drehteams erlangt zu haben, weil sie alles gut im Griff hatte. Ohne JB, der ständig Befehle bellte und sie und alle anderen kritisierte, die seiner Erwartung nicht entsprachen, verlief das Filmen viel konzentrierter und entspannter. Doch das entschuldigte nicht, in welche Stimmung sie Clemmie jetzt gebracht hatte. Sie beeilte sich, den Fehler wiedergutzumachen.
»Clemmie, es tut mir furchtbar leid, dass ich Ihnen derart blöde Fragen stellen muss«, sagte sie rasch. »Diese Libellen-Geschichte – sie stand in einem Magazin, und ich habe die Anweisung, von Ihnen einen Kommentar dazu zu bekommen.«
»Schatz, Ihr Fehler ist das nicht.« Clemmie schüttelte den Kopf. Das dunkle Haar fiel ihr wie eine Wolke um die Schultern. Ihr geflegter Texas-Akzent wirkte weich wie Sirup auf einem heißen Pfannkuchen, doch ihre Stimme klang eindeutig ablehnend. »Ich kann es kaum glauben, was für einen Blödsinn man in den Magazinen verbreitet, aber ich habe lieber die Gelegenheit, alles
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