Den Tod im Blick- Numbers 1
ausgelacht, aber weißt du was? Ich kann das. Ich bin eine Mutter. Ich bin Adams Mama, und das ist echt was, worauf ich stolz bin.
Ich glaub, jeder denkt, dass sein Kind besonders ist. Aber ich weiß, Adam ist es wirklich. Er kommt sehr nach seinem Papa. Val sagt, er ist sein Ebenbild von früher, als Spinne klein war, und ich glaub das sofort. Erst mal ist er sehr groß, nur Arme und Beine, das war schon als Baby so. Und er ist ständig beschäftigt. Du kannst ihn keine Minute aus den Augen lassen – alles interessiert ihn. Deshalb geh ich mit ihm so viel raus. Es würde mich wahnsinnig machen, wenn er den ganzen Tag zu Hause eingesperrt wär. Adam ist so ein Junge, der Energie ablassen muss, wenn er schaukelt oder im Park rumläuft. Das ist auch einer der Gründe, warum wir nach Weston gezogen sind, nachdem Karen tot war. Spinne hatte Recht gehabt: Da ist so viel Platz. Wir können den Nachmittag am Strand verbringen und am Ende sind wir kilometerweit gelaufen und Adam ist richtig schön müde und bettreif, wie ein braver Junge.
Er findet es schwer stillzusitzen und kann sich nicht gut konzentrieren. Auch seine Lehrer haben das gesagt. Lieber klettert er irgendwo hoch oder spielt Fußball, als dass er in ein Buch schaut. Was das angeht, ist er ein bisschen zurück, nicht dass mir das Sorgen macht – ich weiß, er wird’s am Ende schon packen. Er ist ja nicht dumm.
Sie haben in der Schule immer wieder das Alphabet und die Zahlen geübt, von eins bis zehn. Ich glaub nicht, dass irgendwer dachte, er würde das alles kapieren. Aber gerade letzte Woche hatten wir einen kleinen Durchbruch. Er kam aus der Schule und sagte, seine Lehrerin wolle mich sprechen. Ich dachte: O nein, was hat er jetzt wieder angestellt? , aber es war nichts Schlimmes, jedenfalls nicht so, wie ich’s erwartete: dass er sich mit irgendwem geprügelt hatte, patzig geworden war oder sowas in der Richtung.
Wir gingen ins Klassenzimmer und seine Lehrerin zeigte mir ein Bild, das Adam gemalt hatte. Es war wunderschön, in leuchtenden Farben – den Farben des Sommers. Zwei Menschen hielten sich an den Händen, der eine groß, der andere klein. Sie standen auf einem Streifen gelbem Sand, über ihnen die Sonne in einem blauen Himmel, und hatten ein breites Lächeln im Gesicht.
»Wir haben doch darüber gesprochen, stimmt’s, Adam, über das schöne Bild?«, sagte sie.
Er nickte ernst.
»Das bist du mit deiner Mama, nicht?«, fragte sie ihn.
»Ja«, sagte er. »Ich und meine Mama am Strand.«
»Ich glaube, er hat die Zahlen und Buchstaben ein bisschen durcheinandergebracht«, sagte sie, »aber ich bin sehr zufrieden, wie er mit dem Stift umgeht.« Denn dort über dem Kopf der größeren Person, so wie ein Regenbogen geformt, stand was geschrieben. »Ich nehme an, du wolltest Mama schreiben, nicht, Adam?«
Er schüttelte den Kopf und zog die Stirn kraus.
»Nein, Miss«, sagte er. »Ich hab es Ihnen doch schon gesagt. Das ist nicht ihr Name. Das ist ihre Zahl. Mamas besondere Zahl.«
DANKSAGUNG
Ich möchte all meinen Freunden, meiner Familie und meinen Kollegen danken, die sich so für mein Schreiben interessiert haben. Jonathan für die Ermutigung und die Kommentare zur ersten Fassung. Dylan und Sparky, die mich morgens aufgescheucht haben, damit ich schrieb. Charles, der mich in der Bath Abbey herumgeführt hat. Den wunderbaren Literaturleuten vom Frome Festival und natürlich Barry, Imogen und den ganzen Mitarbeitern von The Chicken House.
1964 geboren, wuchs RACHEL WARD in der Grafschaft Surrey südlich von London auf und studierte Geografie in Durham. Erst mit 40 Jahren widmete sie sich dem Schreiben. Auf Anhieb landete ihr Debüt „Numbers“ auf zahlreichen Nominierungslisten englischer Jugendbuchpreise. RACHEL WARD lebt mit ihrem Mann und ihren Kindern in Bath, England.
Weitere Informationen unter: www.rachelwardbooks.com
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