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Den Tod im Blick- Numbers 1

Den Tod im Blick- Numbers 1

Titel: Den Tod im Blick- Numbers 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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Ich lief auf ihn zu, durch die klatschende, jubelnde, verwirrte Menge, und rutschte mit den Schuhen fast auf den polierten Fliesen aus. Spinne hatte sich nicht bewegt, er klatschte mit und dann breitete er seine Arme aus. Ich warf mich ihm entgegen und er fing mich auf, riss mich hoch und schwang mich im Kreis rum, bevor er mich an sich zog. Ich schlang meine Beine um seinen Körper und hing an ihm wie eine Klette.
    »Was ist los, Mann?«, fragte er lachend in mein Haar. »Ich bin nur ein paar Tage fort und du wirst zur Predigerin? Hey!« Er beugte sein Gesicht zu meinem runter. »Komm her, ich hab noch nie einen Pfarrer geküsst.« Und er küsste mich zärtlich vor allen andern. »Ich hab dich vermisst«, hauchte er.
    »Ich dich auch«, erwiderte ich und über uns, hoch oben im Glockenturm, fuhren die Gestänge und Anker dumpf dröhnend in Position und die großen Glocken der Kathedrale begannen zu läuten.

KAPITEL 37
    »Ist doch alles in Ordnung mit dir, oder?« Ich suchte in seinen Augen nach irgendeinem Anzeichen von Krankheit. Nichts, nur seine Zahl, immer noch da, unverändert.
    »Ja, bisschen müde. Kann in so Zellen nicht schlafen.« Er wischte sich mit seinen großen Händen übers Gesicht. »Hab die ganze Zeit an dich gedacht. Mich gefragt, wo du wohl steckst. Hätt nicht geglaubt, dass du dich in ’ner Kirche verkriechst.«
    »Verrückt, was? Ich hab auch ständig an dich gedacht. Ich bin fast durchgedreht, als ich gehört hab, dass du in einer Zelle hockst. Aber damit ist jetzt Schluss, du bist wieder frei. Bringen sie den Wagen her?«
    Er zog die Stirn kraus.
    »Wovon redste? Was für’n Wagen?«
    »Das war eine meiner Bedingungen – sie sollten dich, einen Wagen und etwas Geld herschaffen, dann wär ich bereit auszusagen. Damit wir weiterkönnen. Nach Weston. Ist nicht mal dreißig Kilometer von hier.«
    »Nee, das haste falsch verstanden. Die sind noch nicht fertig mit mir – die haben mich noch gar nicht angeklagt. Sie haben mich nur für’n paar Stunden hergebracht, wegen dem Deal mit dir, aber danach bringen sie mich wieder zurück. Ich denk, die krallen dich und fertig.«
    »Aber sie haben zugestimmt – sie haben eine Vereinbarung unterschrieben! Es ist alles rechtens!«
    »Was willste denn machen? Sie vor Gericht stellen?« Er schüttelte den Kopf. »Du kannst niemandem trauen, Jem, das musst du doch eigentlich wissen. Außer mir natürlich.«
    »Aber sie haben gelogen. Scheißkerle! Was machen wir jetzt? Wie kommen wir denn jetzt hier weg?«
    Er seufzte. »Ich glaub nicht, dass wir hier wegkommen, Jem. Das war’s – wir haben ’n paar Stunden, wir müssen einfach das Beste draus machen. Wie du da oben gesagt hast.«
    »Aber das ist doch nicht richtig, Spinne. Jetzt können wir es ja gar nicht schaffen. Wir werden nie nach Weston kommen. Ich wollte mit dir am Meer entlanglaufen und Fish & Chips essen, so wie du gesagt hast …« Ich musste aufhören, weil ich mich an den Worten verschluckt hatte. Er legte seinen langen Arm um mich.
    »Reg dich nicht auf. Es muss ja nicht alles heute sein. Wir können’s später noch machen. Sieh’s doch mal so, die buchten mich diesmal ein, dich vielleicht auch, aber ich kann warten. Ich werd auf dich warten, wenn du …?«
    »Natürlich werd ich auf dich warten. Ich hab fünfzehn Jahre gewartet, um dich zu finden. Ich könnte noch mal fünfzehn Jahre warten, wenn’s sein müsste, aber …« Wie sollte ich es nur sagen? Aber unsere Zeit ist vorbei. Nach heute gibt es nichts mehr.
    »Aber was?«
    »Einfach … einfach … keine Ahnung. Ich glaub einfach nicht, dass es klappt.«
    »Natürlich klappt es. Manchmal sind die Dinge ganz einfach – ich lieb dich und du liebst mich. Mehr brauchen wir nicht. Was auch immer passiert, wir stehn das durch.«
    Warum konnte es nicht so sein? Er liebte mich und ich liebte ihn, aber die Zahl in meinem Kopf sagte mir, dass er heute sterben würde. Und die Zahlen hatten sich noch nie geirrt. Während ich mich an ihn lehnte und seinen Moschusgeruch einatmete, wurde mir plötzlich ganz schlecht. Es war nichts mit Spinne. Er lag nicht zusammengeschlagen in seiner Zelle. Er war auch nicht krank. Tattoogesicht war tot und niemand jagte uns mit einer Pistole oder einem Messer.
    Die Einzige, die ihn bedrohte, war ich. Ich hatte dafür gesorgt – ich hatte ihn mir am 15. Dezember 2010 zurückgeholt: 15122010. Ich sah die Zahl und irgendwie wusste ich, dass ihre Aussage wahr würde. Solange ich existierte,

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