Den Tod im Blick- Numbers 1

Titel: Den Tod im Blick- Numbers 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward

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säuerliche Leere.
    Es war zwanzig nach acht, als wir stehen blieben. Hinsetzen ging nicht, alles war viel zu nass, aber wir standen ein paar Meter abseits der Straße, auf einem Weg, der zu einem Hof führte. Spinne stellte seine Tüten ab und zündete eine unserer letzten Zigaretten an. Wir teilten sie schweigend, während von oben aus den Bäumen das Wasser auf uns runtertropfte.
    »Ganz schön hart, was?«, sagte Spinne schließlich. Ich nickte nur. »Ich glaub, wir müssen’s riskieren und telefonieren. Um ’n Taxi zu bestellen.«
    »Auf gar keinen Fall, die orten den Anruf. Das wär unser Ende, Spinne.«
    »Was sollen wir denn sonst machen? Wir sitzen hier fest, am Arsch der Welt.«
    »Keine Ahnung – aber die warten doch nur drauf, dass wir das Handy benutzen.«
    Er ließ die Zigarettenkippe fallen und trat sie mit dem Fuß aus. »Ich hab Hunger, Jem. Mir ist kalt.«
    »Ich weiß. Geht mir genauso.«
    Wir zündeten eine neue Zigarette an und reichten sie hin und her, ein kleiner Trost in einer ansonsten tristen Welt. Ein paar Minuten später hörten wir ein Auto hinter uns den Weg runterknirschen. Wir sahen uns an. Zu spät, weiterzugehen. Gab auch keinen richtigen Grund. So ein fettes Allrad-Teil kam um die Kurve gefahren. Der Fahrer trat auf die Bremse, als er uns sah, dann fuhr er um uns rum. Ich konnte die Gestalt am Steuer erkennen – eine Frau, Anfang dreißig vielleicht, ziemlich hübsch, die Haare nach hinten zu einem Pferdeschwanz gebunden, ein Stück Toast im Mund, das aussah wie ein Schnabel. Hinten im Wagen saßen zwei Kinder. Sie wirkten wie Puppen, angeschnallt in dem dicken Wagen.
    Die Frau sah uns an – überrascht, unsicher, ein bisschen verärgert vielleicht –, dann fuhr sie vor bis zur Kreuzung und danach links auf die Straße. Ein paar Meter weiter hielt sie an und setzte zurück, bis sie mit uns auf gleicher Höhe war. Das Seitenfenster auf der Beifahrerseite senkte sich nach unten, die Frau nahm den Toast aus dem Mund und beugte sich rüber.
    »Wartet ihr auf jemanden?« Die Stimme klang scharf, als ob sie uns anklagen wollte. Wegen des Verbrechens, Fremde zu sein. Wegen des Verbrechens, jung zu sein.
    Spinne hob die Hand. »Wir brauchen nur eine Mitfahrgelegenheit. In die Stadt.« Er improvisierte jetzt – keiner von uns wusste, ob es in der Nähe eine Stadt gab oder wo sie sein könnte.
    Sie sah uns argwöhnisch an, ihr Mund zusammengepresst zu einer schmalen Linie.
    »Ach so. Tut mir leid. Da kann ich euch nicht helfen.« Das Fenster fuhr wieder hoch und der Wagen setzte sich in Bewegung.
    »Miststück«, sagte ich. Spinne nickte und nahm wieder einen Zug von der Zigarette.
    Drei Meter die Straße rauf hielt der Wagen erneut und setzte zurück. Diesmal kam ein anderes Auto von hinten und die Hupe dröhnte, als das Fahrzeug die Frau überholte. Das Fenster ging runter.
    »Dann steigt mal lieber ein«, sagte sie schnell. »Ich fahr in die Stadt. Tut eure Taschen hinten rein. Einer von euch muss auf die Rückbank, in die Mitte.«
    Spinne und ich wechselten einen Blick, dann öffnete er die Hecktür und warf die Tüten rein. Ich zog die Beifahrertür auf. Die Kinder starrten aus weit aufgerissenen Augen, als ob ihre Ma den Verstand verloren hätte. Ich versuchte ihnen nicht in die Augen zu sehen – ich halt das nicht aus, die Zahlen von Kindern zu sehen. Macht mich echt fertig. Sie hatten schicke Schuluniformen an – Blazer, Hemden und Schlipse – und sahen mich an, als ob ich irgendein Alien wär.
    »Ähm … ’tschuldigung … kann ich …«
    Der Junge, der mir am nächsten saß, schwenkte seine Beine zur Seite und lehnte sich in seinen Sitz zurück. Ich stieg an ihm vorbei und setzte mich in die Mitte. Das kleine Mädchen auf der andern Seite machte sich neben mir dünn.
    Spinne hatte die Hecktür geschlossen und war jetzt vorn. »Danke, danke, wirklich sehr freundlich von Ihnen. Ist cool, echt cool. Schöner Wagen. Großartig. Cool. Cool.« Sein Kopf nickte bewundernd. Ich wollte, dass er die Klappe hielt, nicht so durchgeknallt klang. »Wirklich sehr anständig von Ihnen. Ist nämlich echt arschkalt draußen.«
    Ich hörte den Jungen scharf Luft holen. Ich sah ihn aus dem Augenwinkel, die Augen groß wie Untertassen, der Mund weit offen. Die Frau sprach sehr langsam, mit Bedacht.
    »Passt auf. Ich nehme euch gern mit, aber nicht, wenn ihr hier herumflucht. So etwas tun wir in diesem Wagen nicht.«
    Spinne schlug sich mit der Hand vor den Mund. »Verdammt, tut