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Den Tod im Blick- Numbers 1

Den Tod im Blick- Numbers 1

Titel: Den Tod im Blick- Numbers 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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mir leid. Tut mir echt leid. Nichts für ungut, Lady. Alles klar, Leute?« Er drehte sich um und warf den Kindern ein Lächeln zu. »Ist echt nicht cool, solche Wörter zu benutzen, stimmt’s? Überhaupt nicht cool.«
    Ich dachte, ich hätte ein leises Quieken von dem Mädchen gehört, und warf einen Blick zu ihr rüber. Sie schob die totale Panik. Machte sich wahrscheinlich vor lauter Schiss in die Hose. Bestimmt hatte sie noch nie einen schwarzen Mann gesehen, ganz zu schweigen von so einem eins neunzig großen vulgären Penner. Ich glaub, man hätte ihn bestenfalls einschüchternd finden können, nach ein paar Tagen auf der Flucht und unausgeschlafen sah er wirklich ein bisschen verboten aus.
    Spinne war ein Nervenbündel. Er konnte einfach nicht aufhören. »Das war echt sehr nett von Ihnen. Dass Sie für uns angehalten haben. Sehr nett.«
    »Schon gut.« Man merkte inzwischen, dass sie ihren gewagten Entschluss bereute und es nie wieder tun würde. »Wo wollt ihr denn hin?«
    Mein Magen krümmte sich, als ich merkte, dass wir keine Geschichte abgesprochen hatten. Nach zwei Tagen völliger Einsamkeit waren wir plötzlich wieder in der wirklichen Welt. Spinne machte einfach weiter, er improvisierte. »Wir sind auf’m Weg nach Bristol, meine Oma besuchen. Die wohnt nämlich in Bristol, ja.«
    »Wie seid ihr dann in Whiteways gelandet?«
    »Ähm, sind ’n Stück per Anhalter gefahrn. Auf der Hauptstraße hat der Typ uns rausgeworfen. Danach sind wir ’n paar Tage zu Fuß gegangen.«
    Während er redete, sah ich das halb angekaute Stück Toast der Frau. Sie hatte es neben dem Schalthebel abgelegt und vergessen. Speichel schoss mir in den Mund. Ich konnte gar nicht mehr wegsehen. Oh. Mein. Gott. Ich konnte mich einfach nicht bremsen – ich beugte mich vor, streckte die Hand aus und schnappte es mir, dann setzte ich mich zurück, stopfte es sofort in den Mund und drückte es zusammen, damit es ganz reinpasste. Es war kalt und ein bisschen durchgeweicht – und das Beste, was ich je gegessen hatte. Die salzige Butter ließ weiteren Speichel strömen, ein bisschen Sabber lief mir übers Kinn, während ich kaute.
    Das alles war zu viel für den Jungen. »Mami«, petzte er. »Der hat deinen Toast gegessen.«
    Er?
    »Oh«, kam von ihr als Reaktion. »Ist nicht schlimm, Freddy. Ich war sowieso fertig!«
    Ich wischte mir mit dem Ärmel das Kinn ab und schluckte widerwillig den Bissen runter. Ich hätte ihn noch eine Ewigkeit im Mund behalten mögen. »Tut mir leid«, sagte ich. »Ich hatte nur … so einen Hunger.«
    »Ist schon in Ordnung«, sagte sie mit monotoner Stimme. Das kleine Mädchen fing an zu weinen und wimmerte neben mir leise vor sich hin. »Ist gut, Kinder. Wir sind ja gleich da. Gleich.« Sie musste gar nicht »Gott sei Dank« sagen – wir wussten es auch so.
    Wir fuhren inzwischen durch die Vororte einer Stadt. Ich kann dir gar nicht sagen, wie gut es tat, wieder Häuser zu sehen, zu wissen, dass es nur fünf Minuten von hier Geschäfte und Cafés gab.
    Sie hielt am Straßenrand. »Zur Schule geht es da lang, ich lass euch hier raus. Zu Fuß sind es nur noch fünf Minuten bis zum Zentrum. Da ist auch ein Bahnhof.«
    »Gut, danke, vielen Dank. Das war sehr freundlich von Ihnen.« Ich kletterte aus dem Wagen, an Freddy vorbei, der sich so schmal in den Sitz presste, dass er fast zweidimensional war. Wir holten die Tüten aus dem Heck und standen auf dem Bürgersteig, als der Wagen im Verkehr verschwand.
    »War das nicht echt der totale Glücksfall?«, sagte Spinne.
    »Hm, ich fürchte, wir waren die letzten Anhalter, die sie je mitgenommen hat.«
    »Wieso?«
    »Ach, nur so. Ich glaub, dass wir einfach nicht der passende Umgang für sie waren.«
    »Stimmt«, sagte er. »Und ich glaub, die haben gedacht, du bist ’n Junge. Müssen wohl mal zum Augenarzt.«
    »Spinne, glaubst du, die wussten, wer wir sind?«
    »Nee, dann hätt sie uns doch nie mitgenommen, oder?«
    Angesichts des Verkehrs, der an uns vorbeirauschte, fühlte ich mich plötzlich noch sichtbarer als auf unserem Marsch durch die Wiesen. Zwei Tage lang waren wir von jeder Zivilisation abgeschnitten gewesen. Was hatten die Leute über uns gehört? Was hatten sie im Fernsehen gesehen oder in der Zeitung gelesen? In einem der Autos, die vorbeifuhren, sah ich jemanden plötzlich nach seinem Handy greifen. Rief er die Polizei an? Ich war nervös, total nervös.
    »Wir sollten uns schnell einen Laden suchen und dann verschwinden, Spinne. Hier

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