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Den Tod im Griffl - Numbers 3

Den Tod im Griffl - Numbers 3

Titel: Den Tod im Griffl - Numbers 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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kein Schloss. Ich kann Ihn nicht aussperren. Ist Er jetzt hier? Oder war Er es gerade? Das kann nicht mein Weinen sein – ich durfte kein Geräusch machen. Er meinte, Er würde mich umbringen, wenn ich …
    Auf einmal ist eine Frau da, sie kauert vor mir. Ihre Hand liegt auf meiner Schulter.
    Und schließlich wird aus dem Mischmasch von Erinnerungen und Albträumen Realität. Dieser chemische Geruch. Ich erinnere mich an diesen chemischen Geruch. An meine Zelle.
    Und an Marion. Ihre Silhouette zeichnet sich in dem rechteckigen Licht der halb offenen Tür ab. Ihr Gesicht ist im Schatten, ihr Körper ragt über mir auf.
    »Du hast im Schlaf einen Panikanfall bekommen«, sagt sie. »Du hast geträumt, stimmt’s?«
    »Verschwinde aus meinem Zimmer«, schreie ich.
    »Was hast du geträumt, Sarah?«
    »Ich weiß nicht. Geh einfach. Lass mich in Ruhe!«
    Doch ich weiß es genau. Die Panik war real – mein Herz springt noch immer in meiner Brust – und der Schmerz war real und der Ort war real. Ich bin nie dort gewesen, aber ich kann noch immer die Feuchtigkeit riechen, die Kälte spüren, die in meine Knochen zieht.
    Mia ist auch hier – sie streckt ihre Hände aus, um mein Gesicht zu berühren. Tränen füllen meine Augen.
    »Mummy weint«, sagt sie. »Nicht weinen, Mummy.«
    Aber ich kann nicht aufhören. Ich weiß, es wird eine Zeit kommen, in der sie nicht mehr da ist. Die Zeit kommt ganz bald. Ich sehe es – so wie ich die große Katastrophe gesehen habe. Ich habe das Szenario gemalt, ohne nachzudenken – es war einfach da, in meinem Kopf. Und ich habe auch den neuen Albtraum gezeichnet. So wird es geschehen.
    »Sarah, was war los? Was hast du geträumt?« Marion ist immer noch da.
    »Nichts! Ich weiß nicht. Verdammt noch mal«, schreie ich, »lass mich endlich in Ruhe!«
    »Du hast doch die große Katastrophe gesehen, Sarah, stimmt’s? Du kanntest das Datum und hast alles gemalt. Was passiert jetzt in deinen Träumen, Sarah?«
    »Nichts, ich hab dir doch gesagt, dass ich nicht mehr träume.«
    »Du hast aber gerade geträumt. Ich hab dich beobachtet.«
    »Warst du das, die vorhin geguckt hat? Geilt dich das auf, andere Leute anzuglotzen?«
    »Ich … ich weiß nicht, was …«
    »Du solltest nicht hier sein, du böse Schlange. Du solltest nicht bei jemandem im Zimmer stehen. Das ist nicht in Ordnung. Das Ganze hier ist nicht in Ordnung. Verschwinde! Verschwinde!«
    Ich schleudere die Decke zurück und werfe mich ihr entgegen. Schlage mit den Armen wild um mich, versuche sie zu treffen, sie zu kratzen, sie zu verletzen.
    Und schließlich bewegt sie sich, rennt aus dem Zimmer, schlägt die Tür hinter sich zu. Mia ist aufgelöst. Und sie hat in den letzten Tagen schon so viel durchgemacht, so viel gesehen.
    Ich sitze mit ihr auf dem Bett, bis sie wieder einschläft, vielleicht so nach einer Stunde. Ich beobachte, wie sich ihre Brust hebt und senkt, lausche auf ihren regelmäßigen Atem. Nach einer Weile geht ihr Atem plötzlich schneller. Arme und Beine zucken manchmal und sie murmelt im Schlaf vor sich hin.
    Sie träumt.

ADAM
    »Ich kann dir nicht helfen, Saul. Es ist falsch. Zahlen preiszugeben ist falsch.«
    »Wie kommst du nur darauf?«
    Ich sage kein Wort mehr. Ich will nicht, dass er meine Mum niedermacht. Wenn er das täte, würde ich ihn wirklich zusammenschlagen.
    Er schüttelt irritiert den Kopf. »Du kannst nicht klar denken«, sagt er. »Ich habe dir doch gesagt, das Leben ist nicht schwarz oder weiß. Momentan handle ich völlig instinktiv. Ich muss sie wissen. Du kannst Menschen retten, Adam.«
    »Sie retten?«
    »Sie retten vor mir.«
    Ich lasse seine Worte einsinken. Er meint, die mit den falschen Zahlen retten, Menschen, die bald sterben werden – jedenfalls zu bald für ihn. Er will Zahlen mit einem langen Leben.
    »Ich muss nur den Richtigen finden … zum richtigen Zeitpunkt«, fährt er fort. Es ist, als ob er jetzt nur noch mit sich selbst spricht. »Wenn ich die Zahlen sehen könnte. Wenn ich es lernen könnte, wenn ich das schaffe. Wenn ich es mir von jemandem aneignen könnte …«
    »Ich kann es dir nicht beibringen«, sage ich. »Ich bin damit geboren. Ich weiß nicht mal, wie ich es mache.«
    »Nein«, sagt er, »du kannst es mir nicht beibringen. Aber vielleicht kannst du mir deine Gabe schenken. Würdest du sie mir schenken, wenn ich dich nett darum bitte?« Er lächelt mich jetzt an, doch es ist die Verhöhnung eines Lächelns, so wie das Grinsen, das ein Fuchs im

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