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Den Tod im Griffl - Numbers 3

Den Tod im Griffl - Numbers 3

Titel: Den Tod im Griffl - Numbers 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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ist entsetzlich, es ist obszön, solche Qualen ertragen zu müssen. Ich fühle mich ganz schwach, ganz atemlos von diesen Qualen.
    »Ich will hier raus«, sage ich. »Ich will zurück zu Sarah, zu Mia. Wieso habt ihr mich von ihnen weggeholt? Wieso bin ich hier? Ich versteh das nicht.«
    Er lächelt kryptisch. »Deshalb bist du hier, Adam. Um zu begreifen – und uns dabei zu helfen, etwas über deine Fähigkeit zu lernen. Ich brauche deine Hilfe.«
    Er kommt zu der Matratze herüber und hockt sich neben mich. Ich mag es nicht, dass er mir so nah ist, und rutsche nervös auf meinem Platz hin und her.
    »Ich will nicht helfen, wenn es bedeutet zu entscheiden, wer überleben darf«, sage ich. »Ich kann das nicht. Das ist nicht richtig.«
    »Du hast eine allzu simple Vorstellung von richtig und falsch, Adam. Das Leben ist nicht schwarz oder weiß. Es besteht aus lauter schwierigen Entscheidungen. Manchmal bedeutet die ›falsche‹ Entscheidung – dich für das kleinere Übel zu entscheiden.«
    »Das glaube ich nicht. Es ist nicht in Ordnung.«
    Er schüttelt den Kopf. »Du bist noch so jung. Wie alt bist du, Adam?«
    »Achtzehn.«
    Das Lächeln verschwindet aus seinem Gesicht. »Ich kann mich kaum mehr daran erinnern, als ich achtzehn war.«
    Er stößt die Luft aus und schaut auf seine Füße.
    »Wenn du nur wüsstest …«, sagt er. Dann dreht er sich um und sieht mich direkt an. Mich trifft die volle Kraft seiner Zahl und ich ringe nach Luft. Ich möchte wegschauen, aber ich kann nicht. Er hat mich in seinem Scheinwerferstrahl. Ich spüre den Schmerz, es ist nur noch ein paar Tage hin und ich habe Angst. Mein Herz rast. Ich will nicht, dass er mir so nah ist. Ich will ihn nicht in meiner Zelle.
    Seine Zahl, sie flimmert. Sie flimmert wie Mias …
    Dann plötzlich begreife ich. Es trifft mich wie ein Vorschlaghammer.
    Saul hat die Zahl von jemand anderem. Es gibt sonst keine Erklärung.
    »Du hast gefragt, ob ich meine Zahl wissen will«, sagt er leise und beobachtet mein Gesicht. »Aber ich kenne sie bereits.«
    Ich starre ihn an, kann nicht sprechen. Die kleinen Muskeln in seinem Gesicht zucken, als ob die Oberfläche der Haut lebt. Seine schwarzen Augen brennen noch immer in meine und tief an ihrem Grund sehe ich ein wahnsinniges Flackern.
    »Ich habe es nie jemandem erzählt«, sagt er, dann lacht er leicht auf. »Also, zumindest keinem, den ich nicht danach getötet habe.«
    Meine Nackenhaare richten sich auf. Hat er vor, mich zu töten? Ist es das, was er mir sagen will?
    Er legt eine Hand auf meine Schulter, beugt sich näher zu mir. Sein Atem ist sauer und in seinem Mundwinkel ist ein Speichelbläschen. Ich möchte seine Hand abschütteln, aber ich kann mich nicht rühren. Ich bin vor Angst wie gelähmt.
    »Ich habe schon lange nach dir gesucht, Adam Dawson.«
    »Wieso?« Ich stelle die Frage, obwohl ich die Antwort nicht hören will. Meine Stimme klingt ganz weit weg, irgendwie blechern.
    »Weil ich dich als meine Augen will«, antwortet er.
    »Du willst was?«
    »Ich will sehen, was du siehst. Ich will Zahlen sehen.«
    »Aber ich dachte … wieso kennst du deine Zahl?«
    »Ich sehe die Zahlen, Adam. Aber …« Er knirscht mit den Zähnen. »Ich sehe sie erst in der allerletzten Minute, in der allerletzten Sekunde.« Es liegt jetzt Wut in seiner Stimme, ein Hauch von Frust, der sich in seinem Innern aufstaut. »In dem Moment, wenn sie die eine Seele verlassen, unmittelbar bevor sie in mich übergehen.«
    Was?
    Und dann, langsam, schmerzhaft, macht mein Kopf den nächsten Schritt.
    Sie. Saul hat sich schon mehr als eine Zahl genommen.
    Er ist ein Zahlen-Dieb. Eine Katze mit sieben Leben. Mehr als sieben.
    Genau wie Mia …
    Genau wie Mia …
    Ich fahre auf einem Motorrad. Ich spüre den Wind im Gesicht, den Geruch von Öl in der Nase, das Vibrieren des Motors in meinen Händen und Beinen.
    Saul fährt neben mir. Sarah auf dem Rücksitz. Er hebt die Hand zum Gruß an die Schläfe. Ein Knall und ich fliege, dann nichts mehr …
    Genau wie Mia …
    Es gibt keine Worte, um das auszudrücken, was ich empfinde – ich kann nur dasitzen und vor mich hin starren, während es mich innerlich zerreißt.

SARAH
    Ich wache auf, schweißgebadet, in einen dunklen Raum hinein. Ich liege auf einer dünnen Matratze. Irgendjemand schreit.
    Die Realität entgleitet mir, schwimmt davon. In welchem Albtraum befinde ich mich gerade?
    Ich bin wieder vierzehn. Ist mein Dad hier? Das Zimmer ist dunkel. An der Tür ist

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