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Den Tod im Griffl - Numbers 3

Den Tod im Griffl - Numbers 3

Titel: Den Tod im Griffl - Numbers 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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Schlange und gehe zu der Stelle, wo die Straße beginnt. Niemand hindert mich daran. Das Ende der Straße verliert sich im Nebel. Ich kann nicht erkennen, was dahinterliegt.
    Ich renne.
    Zu meiner Rechten hängt ein Ast über eine Mauer – er sieht aus wie geschwollene, knorrige Finger. Bäume, denke ich. Bäume mitten in der Stadt.
    In der Mauer ist ein Tor, ein altes Eisending. Im Vorbeilaufen werfe ich einen Blick hindurch. Der Weg führt vom Tor weg, auf beiden Seiten von Bäumen und Büschen begrenzt. Ich bin schon zwanzig, dreißig Meter weiter, als ich plötzlich stehen bleibe.
    Der Ort hinter dem Tor. Ich habe ihn schon mal gesehen, jedenfalls glaube ich, ihn schon gesehen zu haben. Wenn ich Recht habe, müsste es dort auch Steine geben. Grabsteine.

SARAH
    Ich bin nicht allein. Da sind irgendwo Schritte. Ich höre das Knirschen von Kies, spüre das Vibrieren im Boden. Ich bin zu erschöpft, die Augen zu öffnen und zu schauen, wer kommt.
    »Was hast du mit ihr gemacht, du Schlampe?«
    Es ist Saul. Er ist zurück. Ich zwinge mich, die Augen zu öffnen. Ich sehe seine schweren schwarzen Stiefel neben meinem Gesicht. Langsam drehe ich mich um und schaue hoch. Er hält das Baby auf Armeslänge von sich.
    »Du bist eine Hexe. Du hast sie verhext. Sie nützt mir nichts und du weißt es. Du hast es die ganze Zeit gewusst.«
    Ich weiß nicht, wovon er spricht.
    »Gib sie mir. Bitte, Saul. Gib mir mein Baby.«
    Er streckt die Arme vor und ich denke, er will sie mir reichen, doch er lässt sie fallen wie eine Stoffpuppe.
    »Nein!«
    Ich mobilisiere irgendwie meine letzte Kraft und meine Arme fangen sie auf. Sie rutscht mir fast durch die nassen, blutenden Finger, aber irgendwie gelingt es mir, sie doch festzuhalten und an mich zu ziehen. Sie ist nackt und ganz kalt.
    »Hast du etwas, worin ich sie einwickeln kann? Kann ich deinen Mantel haben?«
    »Nein, kannst du nicht.« Er spuckt die Worte förmlich aus. »Ich hab sowieso schon überall deinen blutigen Siff dran.«
    »Sie friert. Ich muss sie warm halten.«
    »Dann gib ihr doch deinen Mantel.«
    Ich lege sie vorsichtig neben mich auf den Boden und ziehe den Mantel aus. Ich wickle sie ein und achte darauf, dass vor allem Hände und Füße bedeckt sind. Nur ein Teil ihres Gesichts ragt noch heraus; die Augen sind zu, sie weint nicht mehr. Wie kann sie bei alldem schlafen, bei diesem Lärm und obwohl er sie hat fallen lassen?
    »Hallo«, flüstere ich. Ich will ihre Augen öffnen. Ich will, dass sie mich sieht, und ich will sie sehen. Sie ist inzwischen so kalt geworden, so still, ihre Augen sind geschlossen. Ist es zu spät für sie? Wird das hier ihr erster und letzter Tag sein?
    »Stirbt sie, Saul? Ist sie tot?«
    Ich schaue zu ihm hoch und sehe die schiere Bosheit in seinem Blick.
    »Keine Ahnung. Ist mir auch egal. Sie bringt mir nichts«, sagt er. »Du hast es so hingekriegt, dass sie mir nichts nützt.«
    »Ich hab überhaupt nichts gemacht. Ich weiß nicht, wovon du redest …«
    Er geht neben mir in die Hocke.
    »Schau doch dein Baby an, Sarah. Schau doch dein kostbares Kind mal richtig an. Sie nützt mir nichts, sie hat keine Augen.«
    Es ist, als ob sich mein Herz plötzlich vom Rest meines Körpers löst.
    Saul irrt sich. Er muss sich irren. Ich schaue sie wieder an. Sie hat Augenlider. Sie hat Wimpern. Ich lege meinen Daumen auf ihr Augenlid und ziehe vorsichtig an der Haut. Es fehlt der Spalt, die Lücke dazwischen. Ihre Wimpern markieren die Linie, wo die Lücke sein müsste, doch sie lässt sich nicht öffnen. Ich schiebe den Daumen nach unten. Der Bereich darunter ist weich, aber nicht gewölbt. Es ist kein Augapfel da. Saul hat Recht. Meine Tochter hat keine Augen.
    Doch ihr Gesicht wirkt so perfekt, so rund wie ein Apfel. Während ich sie halte, kommt ein bisschen Farbe in ihre Wangen. Sie wird warm. Vielleicht schafft sie es ja.
    »Ich habe überhaupt nichts gemacht, Saul. Ich weiß nicht, was passiert ist.«
    »Das glaub ich dir nicht. Aber es spielt jetzt sowieso keine Rolle mehr.«
    »Wofür wolltest du sie denn? Wieso hast du das Ganze überhaupt gemacht?«
    Er kneift die Augenbrauen zusammen und sieht mich an, als ob ich bescheuert wäre.
    »Wegen ihrer Zahl, Sarah. Wegen ihrem Leben. Es gibt doch nichts Besseres als die Zahl eines Neugeborenen. Da fühlst du dich … lebendig , richtig lebendig. Und mit Adam als Vater und dir als Mutter sollte sie ja wohl die Fähigkeit mitbringen, Zahlen zu sehen und wer weiß was noch.«
    »Du wolltest

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