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Den Tod im Griffl - Numbers 3

Den Tod im Griffl - Numbers 3

Titel: Den Tod im Griffl - Numbers 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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er, »der stolze Vater!«
    Dann sieht er den Ausdruck in meinem Gesicht und hört auf zu lachen. Er hat keine Zeit, den Revolver zu ziehen, denn ich springe schon auf ihn zu, treffe ihn mit dem Kopf auf die Nase, höre das Knacken beim Aufprall.
    Er taumelt zurück, die Hände an seinem Gesicht.
    »Adam!«, schnaubt er. »Beruhige dich.«
    Aber mich kann jetzt nichts mehr beruhigen, denn ich habe seine Zahl gesehen.
    Seine neue Zahl.
    25072076.
    Es ist ein friedlicher Tod, ein angenehmer Tod voller Liebe und Licht. Er duckt sich und rennt weg. Ich jage ihm hinterher. Diesmal entkommt er mir nicht. Ich bin nur ein oder zwei Meter hinter ihm. Die Wut verschafft mir ein Tempo, das ich mir niemals zugetraut hätte. Meine Fingerspitzen berühren seine Jacke. Ich versuche ihn zu erwischen, aber ich bin noch nicht nah genug. Und plötzlich springt er hoch, den einen Fuß auf dem Sockel eines Grabsteins, fliegt über eine Lücke und landet mit dem andern Bein am Fuß einer Statue. Er fasst um die Hüfte des steinernen Engels, fummelt an seinem Gürtel und sucht nach der Waffe.
    Einem Revolver kann ich nichts entgegensetzen. Ich muss bei ihm sein, bevor er schießt. Ich stürze nach vorn und zerre mit beiden Händen an seinen Fußgelenken. Saul klammert sich mit der einen Hand an die Statue, mit der andern zückt er jetzt seine Waffe. Als ich mit aller Gewalt an ihm zerre, verlieren seine Beine den Halt. Der Engel fängt an zu kippen. Ich fahre zusammen, als der Schuss losgeht. Ich fühle nichts, dann werfe ich mich zur Seite, als Saul und die Statue direkt auf mich zustürzen. Ich rolle kopfüber, wirble über weiches Gras, harten Stein, wieder Gras. Als ich endlich liegen bleibe, hebe ich den Kopf und spähe umher.
    Saul liegt merkwürdig auf der Seite. Der Engel ist über ihn gestürzt und drückt ihn zu Boden. Sein eines Bein ragt in einem Winkel heraus, in dem ein Bein eigentlich nicht liegen sollte. Das andere blutet aus einer kleinen dunklen Wunde – der Stelle, wo die Kugel aus seiner eigenen Waffe eingedrungen ist. Der Revolver liegt ein paar Meter entfernt.
    »Adam!«, schreit Saul. »Nimm das Ding da weg.«
    Ich setze mich vorsichtig auf, checke Arme und Beine. Alles okay.
    Er versucht sich umzudrehen, doch sein Körper kann sich kaum bewegen. Er stemmt sich gegen den Engel, packt ihn mit beiden Händen und müht sich ab, ihn zu verlagern. Der Engel rührt sich nicht.
    Ich stehe auf und gehe einen Schritt auf ihn zu.
    Einen Moment lang glaubt er, ich will ihm helfen. Doch dann hebe ich seinen Revolver auf. Ich halte ihn in beiden Händen, sehe ihn an, spür sein Gewicht.
    »Das tust du nicht. Du weißt genau, dass du es nicht tun wirst«, sagt er.
    Ich strecke den Arm aus, so dass eine gerade Linie zwischen meinem rechten Auge, dem Lauf der Pistole und Sauls Stirn entsteht. Seine Augen fixieren meine. Sarahs Zahl starrt mir entgegen. Mein Finger spannt den Abzug.
    Aus dem Augenwinkel sehe ich eine Bewegung. Ein Schatten streift über den Boden und um die Rückseite eines Grabs. Ich drehe gerade rechtzeitig den Kopf, um noch den wurmartigen Schwanz verschwinden zu sehen.
    Auch Saul hat die Bewegung gesehen.
    »Leg die Waffe weg und zieh mich hier raus«, sagt er. »Da ist eine Ratte. Sie ist ganz nah. Sie ist auf mir drauf, Adam. Hilf mir hier raus.«
    Er schlägt mit den Armen nach dem dunklen Bereich, wo seine Beine gefangen sind, und zum ersten Mal registriere ich seine Hände. Sie sind rot, als würde er rote Handschuhe tragen.
    »Wessen Blut ist das?«, frage ich.
    »Was?« Er schlägt noch immer mit den Armen um sich. »Hau ab! Was ist?«
    »Wem das Blut gehört, das du an den Händen hast?«
    Er hört für einen Moment auf und schaut seine eigenen Finger an.
    »Meins, du Arschloch. Du hast mir die Nase gebrochen.«
    Das stimmt. Seine Nase blutet. Ein dunkles Rinnsal läuft ihm zum Mund runter und ein Streifen ist im Gesicht verschmiert. Er hat es nur einmal abgewischt. Das erklärt nicht seine Hände.
    Eine zweite Ratte stolziert über die Spitze des Engelflügels, balanciert ans Ende und schnuppert in die neblige Luft, ehe sie zu Saul hinabklettert.
    Wenn sie an Saul und seinem Blut interessiert sind, dann braucht Sarah meine Hilfe mehr denn je. Ich könnte Saul erschießen, ich könnte ihm den Kopf eintreten. Aber ich denke, es gibt etwas Schlimmeres für ihn.
    »Fahr zur Hölle, Saul«, sage ich. Dann drehe ich mich um und laufe los. Es dauert ein paar Sekunden, bevor er begreift, was ich tue. Dann

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