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Den Tod vor Augen - Numbers 2

Den Tod vor Augen - Numbers 2

Titel: Den Tod vor Augen - Numbers 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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auf, es herauszuholen. Ich will nicht. Daraufhin sagen sie, wenn ich es nicht mache, tun sie es. Also fasse ich mir in die Hose und zieh es heraus. Es ist ein bisschen verknickt und in die Form meines Hinterns gebogen.
    »Leg es auf den Tisch.«
    Ich lege es hin, aber ich werde sie nicht reingucken lassen. Es gehört mir. Es ist privat.
    »Das ist kein Schulbuch. Was ist das?«
    »Ein Notizbuch.«
    »Ein was? Ein Notizbuch?«
    »Ein Notizbuch, Sir.«
    Der Typ streckt die Hand aus, um es anzuschauen, doch ich bin schneller und schnapp es ihm weg.
    »Leg das Buch hin, Dawson.«
    »Nein, Sir.«
    Er fängt an aus den Schulregeln zu zitieren.
    »Schüler dürfen kein persönliches Eigentum in die Schule mitbringen, wenn es nicht für den Unterricht gebraucht wird. Wird dennoch …«
    Ich höre, wie hinter mir die Tür aufgeht. Noch jemand betritt den Raum. Ich muss gar nicht nachdenken – ich fliege herum und jage davon. Sekunden später kreischen die Alarmglocken los und schrillen mir in den Ohren. Die ganze Schule ist alarmiert. Verdammte Scheiße, wie soll ich hier rauskommen? Der Befragungsraum liegt in der Nähe des Eingangs, aber die Tür ist verrammelt und die Chance, sie mit meinem Ausweis zu öffnen, ist gleich null. Die Frau am Empfang beobachtet mit offenem Mund, wie ich den Flur entlang auf sie zustürze. Sie kreischt, als ich über ihren Tisch hechte.
    »Welcher?«, schreie ich ihr ins Gesicht. »Welcher Knopf öffnet die Tür?«
    Sie antwortet nicht, doch als ich hinschaue, ist es ziemlich eindeutig. Links ist ein quadratischer schwarzer Knopf. Ich drücke ihn und die Tür gleitet auf. Im selben Moment drückt sie ihren Panikknopf und der nächste Alarm geht los. Aber das kümmert mich nicht. Ich bin raus. Ich bin fort.
    Ich renne mit vollem Tempo die Straße entlang. Die Schule wird die Polizei alarmieren, nach mir zu suchen, und die wird nicht lange brauchen, um mich zu orten. Schließlich habe ich einen Mikrochip. Also brauchen sie nur auf ihrem Satellitenbild nachzugucken oder eine der Drohnen auf mich anzusetzen, die ständig am Himmel über London schwirren. Dass sie mich finden, ist klar. Aber ich will unbedingt vermeiden, dass jemand seine Nase in mein Buch steckt. Es wird zu gefährlich, es noch zu benutzen. Ich muss es entweder vernichten oder verstecken.
    Ich renne noch immer, als ich bei Oma ankomme. Ich laufe um den Torpfosten und dann den Weg durch den Vorgarten. Sie steht im Mantel in der Tür, hält die Hände vor den Körper, um zu verhindern, dass ich in sie hineinkrache.
    »Ich wollte gerade nach dir suchen. Hab einen Anruf von der Schule bekommen.«
    Ich kann noch nicht sprechen, brauche eine Minute, um durchzuschnaufen, aber ich fürchte, wir haben keine Minute, bis die Bullen da sind. Deshalb schiebe ich sie zurück ins Haus und schließ die Tür hinter uns.
    »Okay, okay, kein Grund, mich zu schubsen. Wieder mal eine Prügelei?«, fragt Oma. »Ich hab dich doch gewarnt.«
    Ich bin noch immer außer Atem, aber ich kann nicht länger warten.
    »Ich muss was verstecken«, keuche ich.
    »Was denn?«
    Ich ziehe das Buch aus der Tasche.
    »Ah, dein Buch.«
    »Du weißt davon?«
    »Ich mag ja alt und vertrottelt sein, aber ich bin nicht blind. Gib’s her.«
    Ich zögere.
    »Du kannst mir vertrauen, Adam. Ich bin auf deiner Seite. Ich weiß, du glaubst es mir nicht, aber so ist es.«
    Es klopft an der Tür und jemand brüllt.
    »Polizei! Aufmachen!«
    Sie streckt mir die Hand entgegen.
    »Vertrau mir, Adam.«
    Ich geb ihr das Buch. Sie wendet sich von mir ab und stopft es in ihren Ausschnitt.
    »Dahin hat sich dreißig Jahre lang keiner mehr verirrt. Dort ist es so sicher wie im tiefsten Verlies.«
    Dann schiebt sie sich an mir vorbei und geht zur Tür.
    »Mrs Dawson?«
    »Ja.«
    »Wir suchen nach Adam Dawson. Ist er hier?«
    »Ja, er ist hier.«
    »Wir müssen ihn mit aufs Revier nehmen.«
    »In Ordnung. Er kommt gleich. Und ich komme mit. Ich lasse ihn nicht aus den Augen.«
    Wir verbringen fünf Stunden dort. Jede Menge Fragen zu mir und Junior und dem Notizbuch. Ich sage nichts. Gar nichts. Und ich sehe auch niemanden an. Sie wollen, dass ich mich schuldig bekenne, sage, es tut mir leid, aber es tut mir nicht leid und ich krieche niemandem in den Arsch. Oma spielt die ganze Zeit super mit.
    »Er ist sechzehn«, sagt sie immer wieder. »Sechzehn. Er hat einen Streit in der Schule gehabt, sonst nichts. Ich bin sicher, das ist Ihnen und jedem andern auch schon ein-, zweimal

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