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Den Tod vor Augen - Numbers 2

Den Tod vor Augen - Numbers 2

Titel: Den Tod vor Augen - Numbers 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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aber das ist nicht komisch. Alle meine Freunde, alle nehmen irgendwas. Die meisten von uns werden nie mehr davon loskommen. Einige werden davon sterben. Du bist anders. Du bist so wenig im Arsch, wie ich sonst niemanden kenne. Änder das nicht.«
    »Hab ich auch nicht vor. Ich werde bestimmt nichts nehmen. Ich würde einfach nur gerne schlafen, sonst nichts. Nachts richtig zu schlafen, ohne zu träumen.«
    »Warum zeichnest du ihn nicht?«
    »Wen?«
    »Deinen Albtraum. Wenn du ihn zeichnest, ihn aus deinem Kopf kriegst, verschwindet er vielleicht.«
    Ich hab Angst. Es ist, als würde ich ihn ans Licht ziehen. Dann beherrscht er womöglich den Tag und die Nacht. Aber wem mache ich hier eigentlich was vor? Ich denke ja sowieso ständig an meinen Albtraum, also hat Vinny Recht. Dann kann ich ihn auch genauso gut auf Papier bringen.
    Ich suche mir eine frische Rolle Tapete und beginne zu zeichnen. Aber mit Bleistift geht das nicht. Ich bitte Vinny, mir Zeichenkohle zu besorgen. Der Albtraum braucht dunkle Linien. Ich will mit etwas zeichnen, das schon von Feuer geschwärzt ist. Meine Hand zittert, als ich anfange zu skizzieren. Ich schaff das nicht. Ich schließe die Augen und bin wieder dort. Alles ist im Kopf, füllt ihn bis zum Rand und breitet sich dann in mir aus – das Hell und Dunkel, die Gesichter, das Feuer, die Angst. Ich beginne mit geschlossenen Augen zu zeichnen, und als ich sie öffne, sieht mich aus dem Papier ein Gesicht an.
    Ein Mann hält ein Kind in den Armen.
    Es ist er.
    Es ist Adam.

ADAM
    Sie nehmen es mir weg – mein Buch. Sie nehmen es weg und werden es nicht zurückgeben. Junior blättert es durch, überfliegt die Seiten.
    »Was ist das? Dein kleines Schwarzbuch? Du hast die doch nicht alle gehabt? Drecksau.«
    »Halt die Klappe. Gib’s mir zurück.«
    »Das sind ja Jungen und Mädchen. Ich wusste doch, du bist krank. Du hast die doch nie alle gehabt, nicht in tausend Jahren. Aber vielleicht willst du ja …«
    Ich versuche ihm das Buch wegzuschnappen, doch er fuchtelt damit in der Luft rum und tanzt davon.
    »Junior, das ist privat. Gib es zurück. Hast du nichts Privates?«
    »Jetzt schon. Ich hab ja dein Buch.«
    »Gib es zurück, du Idiot. Es geht dich nichts an.«
    Ich bin verzweifelt. Er darf es nicht sehen. Dann lieber zerreißen und zerstören. Adrenalin rauscht durch meine Adern. Vier gegen einen. Aber das ist mir egal. Ich muss das Notizbuch zurückhaben und das schaffe ich auch. Junior ist jetzt zwanzig Meter entfernt und seine Kumpel umzingeln mich. Ich remple sie an, so heftig ich kann, ramm meine Ellenbogen mitten hinein. Den einen stoß ich beiseite, aber die andern beiden stehen mir weiter im Weg. Ich sehe, dass Junior stehen geblieben ist. Er blättert mein Buch jetzt langsamer durch. Wenn ich ihn nicht in den nächsten paar Sekunden erwische, bin ich erledigt. Dann liest er die Überschriften über den Spalten, liest die Beschreibungen. Findet Namen, die er kennt. Findet sich selbst.
    Dem Größten verpasse ich einen Kopfstoß, dem andern hau ich mein Knie in die Eier, dann dräng ich mich an ihnen vorbei und renne auf Junior zu, fasse ihm um den Bauch und reiß ihn nieder. Wir knallen gleichzeitig auf den Asphalt.
    »Lass los, du Vollidiot.«
    Er hat noch immer mein Buch. Ich krieg seine Finger zu fassen und biege sie einen nach dem andern zurück. Er schreit auf wie ein Mädchen, ohne seine Kumpel ist er auf einmal nicht mehr der coole Typ. Drei Finger und er lässt das Buch los. Es fällt neben uns, ich schnapp es mir und rauf mich von Junior los. Als ich wieder auf den Beinen bin, verstau ich das Buch in der Hose. Er liegt noch immer am Boden, hält seine Finger mit der anderen Hand.
    »Scheiße, du hast sie gebrochen, Arschloch. Du hast mir die Finger gebrochen!«
    Jemand muss den Sicherheitsdienst gerufen haben, denn plötzlich sind wir von den Leuten umzingelt. Einer kniet sich neben Junior und untersucht seine Hand, während zwei andere Wachen mich unter den Armen packen und Richtung Schule schleifen. Meine Füße berühren kaum den Boden. Als wir uns der Tür nähern, hör ich, wie einer von Juniors Kumpeln eine Nummer abzieht.
    »Der hat uns angegriffen. Ist total durchgedreht. Wie ein Tier. Als ob er auf Droge wär.«
    Ich werde in den Befragungsraum geführt und als Erstes durchsuchen sie mich. Ich hoffe, dass sie das Buch nicht ertasten werden – es ist so flach, dass sie es vielleicht nicht finden –, aber natürlich entdecken sie es. Sie fordern mich

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