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Den Tod vor Augen - Numbers 2

Den Tod vor Augen - Numbers 2

Titel: Den Tod vor Augen - Numbers 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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der weich und warm ist. Sie ist da, sie schläft in der Schublade.
    Es war nur ein Traum. Es war nicht real.
    Der Albtraum steckt voller Lügen. Ich würde Mia nie aus den Augen lassen. Es ist nur ein grausamer Trick, den mir mein Kopf spielt. Indem er sich meiner tiefsten Ängste bedient, sie benutzt und ihnen folgt.
    Es sei denn. Es sei denn … nach und nach setzen sich die Teile des Albtraums zusammen wie in einem Puzzle. Mia. Adam. Ich.
    Es liegt etwas Unvermeidliches darin.
    Ich ertrage es nicht. Es ist zu einsam, um damit allein im Dunkeln zurechtzukommen. Ich fasse wieder nach unten und hole sie hoch, lege sie zu mir ins Bett. Ich habe sie aufgeweckt. Das hab ich noch nie gemacht. Ich habe sie immer ihren eigenen Schlafrhythmus finden lassen. Doch jetzt ist sie wach und sie schreit nicht. Ich setze sie auf meine Beine. Ich halte ihre Hände und sie greift zu und wir sehen einander an, Auge in Auge, lange Zeit schweigend.
    »Ich werde dich nicht verlassen«, sage ich schließlich zu ihr. »Ich werde dich niemals verlassen.«
    Ich warte darauf, dass sie dasselbe zu mir sagt. Manchmal glaube ich, seit ich ein Kind zur Welt gebracht habe, bin ich nicht mehr ganz richtig im Kopf. Es hat mein Gehirn aufgeweicht, alle Windungen verschwimmen lassen. Wenn sie jetzt sagen würde: Ich werde dich nicht verlassen, Mum, wär ich noch nicht mal überrascht. Es wäre in Ordnung in einer Welt, die aus Milch und Schlaflosigkeit besteht.
    Sie spricht aber nicht zu mir. Sie schaut nur und schaut und schaut. Und langsam werden ihre Augenlider schwer. Ein paar Minuten lang flattern sie noch auf und zu, dann schließlich bleiben sie geschlossen. Sie atmet durch den Mund, jedes Einatmen ist köstlich schwer, fast ein Schnarchen. Ich lege sie neben mich auf die Matratze.
    Was immer auch geschehen wird, was immer die Zukunft bringt, wir haben ein Jetzt, Mia und ich, wir beide mit den Gesichtern so dicht beieinander, dass eine die Luft aus der Lunge der andern atmet, und ich genieße den Trost, ihren Schlaf zu teilen. Wir haben ein Jetzt. Und für den Moment reicht mir das.
    Ich dämmere wieder in einen Schlaf. Jetzt weint das Baby, ich weine auch. Wir sind von einer Flammenwand umzingelt. Wir werden sterben, bei lebendigem Leib verbrennen. Ich mache mir keine Sorgen um mich, aber wegen Mia kann ich es nicht ertragen. Ich bedecke sie mit meinem Körper und versuche sie zu beschützen. Die Flammen kommen näher. Es ist so heiß, dass die Sachen, die ich anhabe, mit meiner Haut verschmelzen.
    »Sarah! Sarah!«
    Jemand schüttelt mich an der Schulter. Es ist er. Adam. Er versucht, mir etwas zu erklären, aber alles um uns herum bricht zusammen. Ich kann nichts verstehen.
    »Sarah, wach auf! Wach auf!«
    Ich schlage die Augen auf. Ich schreie und das Baby schreit, aber die Luft an meinem heißen Gesicht ist kühl. Ich bin in meinem Zimmer in dem besetzten Haus und es ist nicht Adam, der mich weckt. Es ist Vinny.
    »Du hast das Baby geweckt«, sagt er. Ich nehme sie hoch. Mein kleines Mädchen. Ich habe sie erschreckt. Ich stehe auf und gehe im Zimmer hin und her, wiege sie in den Armen, doch es hilft nichts, deshalb legen wir uns wieder hin und ich versuche ihr die Brust zu geben. Sie hält sich weiter an mir fest, ihre Hände klammern sich verzweifelt an mich, graben sich in meine Haut. Ich wische ihr Tränen aus dem Auge, das ich sehen kann, und allmählich beruhigt sie sich und ihr stetes Saugen beruhigt auch mich.
    »Du musst etwas dagegen tun. Mit jemandem reden.«
    »Mit einem Seelenklempner?«
    »Vielleicht.«
    »Ihm von meiner Kindheit erzählen, es aussprechen?«
    »Wieso nicht? Vielleicht hilft’s ja.«
    »In meinen Träumen geht es nicht um meine Vergangenheit. Es geht um die Zukunft.«
    »Was?«
    »Es dreht sich um das, was geschehen wird. Mit Mia und mir. Nicht nur mit uns, der Traum handelt von etwas Größerem. Etwas Gewaltigem.«
    »Kann ich die Bilder sehen? Du hast doch deinen Albtraum gezeichnet, oder?«
    Ich hatte ihn auf eine Tapete gezeichnet, sie aber wieder zusammengerollt. Ich konnte den Anblick nicht ertragen.
    »Da drüben«, sage ich und nicke zu der Rolle hin, die in der Ecke lehnt. Vinny beginnt sie auseinanderzurollen, dann merkt er, wie groß das Bild ist, legt die Rolle auf dem Boden aus und beschwert die Enden mit meinen Schuhen.
    »Verdammt«, sagt er. »Heilige Scheiße, Allmächtiger. Das ist doch dieser Typ, der Junge auf dem Parkplatz. Und die Häuser und das Feuer. Sarah, weißt du, was du da

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