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Den Tod vor Augen - Numbers 2

Den Tod vor Augen - Numbers 2

Titel: Den Tod vor Augen - Numbers 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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für eine Mutter? Sie schreit, weil sie Schmerzen hat.
    »Wir geben ihr gleich mal ein Antibiotikum.« Und ehe ich mich versehe, spritzen sie ihr etwas ins Bein. Und dann nehmen sie noch eine Spritze aus einer Zellophanhülle.
    »Sie hat noch keinen Chip, oder?«
    »Nein, aber …«
    »Das ist vorgeschrieben.« Ihr Blick springt zu mir hoch und ich weiß, es ist sinnlos, zu diskutieren. Selbst wenn ich wollte, es wäre zu spät. Die Nadel ist schon in der Haut und der Kolben gedrückt.
    »Die Details können wir auf der Station klären.«
    »Auf der Station?«
    »Bei Entzündungen in diesem Bereich des Körpers müssen wir immer vorsichtig sein. Gelegentlich kann das zu Tetanus führen, deshalb behalten wir sie heute hier und schauen, wie sie auf die Behandlung anspricht.«
    Hierbehalten?
    »Können Sie ihr nicht einfach irgendein Medikament geben? Wir wollen nicht hierbleiben. Wir müssen wohin …«
    »Wir müssen sie beobachten. Tetanus kann bei so einem kleinen Baby extrem gefährlich sein. Das Risiko können wir nicht eingehen. Und Sie sehen auch so aus, als könnten Sie ein bisschen Ruhe gebrauchen. Bleiben Sie beide doch für einen Tag auf der Entbindungsstation – ich beantrage auch ein Einzelzimmer, wenn Sie wollen.«
    Es scheint, als ob mir alles aus den Händen gleitet. Jetzt, da sie Mia hierhaben, werden sie sie nicht mehr hergeben. Sie behalten sie. Sie haben ihr den Chip eingesetzt. Der Gedanke, dass ein Mikrochip in ihrem Körper sitzt, macht mich krank. Ich wollte das vermeiden. Ich wollte nicht, dass sie gekennzeichnet und etikettiert ist und ihr Leben lang ausgespäht werden kann.
    Aber wenn ich bei meiner Geschichte bleibe – dem vergessenen Ausweis, dem falschen Namen, der falschen Adresse – sind wir ja wohl in Sicherheit, oder? Ich schaue wieder auf Mias Bauch, auf die entzündete, gespannte und glänzende Haut, und weiß, dass ich keine Wahl habe.

ADAM
    Sie weigern sich, mich zu entlassen, aber ich gehe trotzdem. Ich kann hier nicht länger bleiben. Sonst werd ich noch verrückt. Oma bringt ein paar saubere Sachen mit und ich ziehe mich an, während die Schwester ihr erklärt, wie sie mein Gesicht versorgen muss. Dann ist es Zeit zu gehen.
    Wesley hält gerade seinen Kopf über einen Eimer, als ich zu ihm gehe, um mich zu verabschieden. Er hebt nur die Hand, sagt aber nichts.»
    »Halt durch, Wes«, sage ich. Ich möchte ihm zu verstehen geben, dass er mit der Chemo aufhören und die Zeit genießen soll, die ihm noch bleibt. Immerhin ist er ein Achtundzwanziger, also hat er nur noch etwas mehr als eine Woche zu leben. Aber dann überlege ich, dass ich ja versuchen will, all das zu ändern – die Situation der Achtundzwanziger –, deshalb wird er die Chemo vielleicht doch brauchen. Vielleicht verschafft sie ihm ja ein wenig zusätzliche Zeit.
    Ich habe einen Kloß im Hals, als ich durch die Station gehe. Es geht nicht anders, ich muss noch mal zu dem Bett hinschauen, in dem Carl gelegen hat. Inzwischen liegt jemand anders dort und in meinem wird auch bald ein anderer liegen. Ein endloses Fließband an Kranken und Verletzten und manchen geht es irgendwann besser, andern nicht, aber wenn ich an Carl denke, legt sich eine dunkle Wolke über mich. Ich habe noch immer das Gefühl, dass es mein Fehler war. Ich hätte wach bleiben müssen. Aber ich hab ihn im Stich gelassen.
    »Was bedrückt dich? Ich dachte, du wolltest hier raus.«
    »Nichts. Nur … der Ort hier.«
    Sie schaut dorthin, wo ich hinschaue.
    »Du hast alles versucht«, sagt sie, meine Gedanken lesend. »Und ich auch.«
    »Aber nicht stark genug.«
    »Hör auf, dich selber fertigzumachen. Lass uns von hier verschwinden.«
    Das Laufen fällt mir überraschend schwer. Ich habe siebzehn Tage hier drin gelegen, meine Beine hatten abgeschaltet. Die Flure sind ewig lang.
    »Hier links gibt es gleich eine Bushaltestelle. Adam? Adam …«
    Ihre Stimme verschwimmt, bis ich überhaupt nichts mehr höre. Ein Mädchen steigt auf dem Parkplatz in ein ramponiertes altes Auto. Sie hat einen Mantel um die Schultern geschlungen, sodass man ihre Arme nicht sieht. Irgendein langer Lulatsch hilft ihr. Er steht auf derselben Seite wie ich, deshalb ist sie fast vollständig verdeckt, aber ich brauche nur einen kurzen Blick, um Bescheid zu wissen.
    Es ist Sarah.
    Sie hat die Haare verändert, die Hälfte wegrasiert, doch sie ist es, o Gott, sie ist es.
    Ich stehe da wie ein Idiot und beobachte, wie sie sich in den Wagen setzt. Der Typ schließt

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