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Den Tod vor Augen - Numbers 2

Den Tod vor Augen - Numbers 2

Titel: Den Tod vor Augen - Numbers 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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aber ich kann nichts tun. Nicht das Geringste. Ich kann nur hier liegen und dem Ticken der Uhr lauschen, hören, wie mein Herz schlägt, und mir wünschen, ich wäre Millionen Kilometer weit weg, mir wünschen, ich wäre ein anderer.
    Die Polizei holt mich in aller Herrgottsfrühe. Am 2. Weihnachtstag morgens um sechs. Ich höre sie gegen die Tür hämmern. Sofort bin ich wieder in Weston und mir wird schlecht. Ich höre Stimmen – Omas und die der Polizei – und dann steht Oma in meinem Zimmer.
    Sie wollen dich befragen, auf dem Revier. Zieh dich lieber an. Ich komme mit. Sie werden das Haus durchsuchen, während wir dort sind, sie haben einen Durchsuchungsbefehl und alles.»
    »Scheiße.«
    »Widersetz dich nicht, Adam. Diesmal nicht.«
    »Ich hab nichts verbrochen.«
    »Ich weiß. Du bist das Opfer, das habe ich auch gesagt, aber du warst dort und ein Junge ist tot, deshalb sind sie verpflichtet, dich zu befragen.«
    Ich seh mich im Zimmer um. Es ist alles, was ich habe, mein Zufluchtsort mit dieser komischen Mischung aus meinen und Dads Sachen. Ich will nicht, dass jemand darin herumwühlt und Dinge anschaut, die ihn nichts angehen.
    »Steh auf, Junge. Wir haben nur ein paar Minuten, um uns fertig zu machen. Oh, und dein Notizbuch.«
    »Was ist damit?«
    »Gib’s mir. Wär nicht sehr hilfreich, wenn sie das fänden, oder?«
    Mein Notizbuch! Mit Juniors Tod drin, schwarz auf weiß. Vorhergesagt. Genau beschrieben. Vorsätzlich geplant. Mein Notizbuch könnte mich zum Mörder abstempeln.
    »Hast du es gelesen?«
    Sie könnte, beim letzten Mal, als sie für mich drauf aufgepasst hat.
    Oma schüttelt den Kopf.
    »Brauch ich nicht. Ich weiß, was drinsteht. Es sind die Todesdaten, stimmt’s? Deine Zahlen.«
    »Aber der Computer. Dads PC und der ganze Kram, den ich da drin gespeichert habe.«
    Sie zuckt die Schultern.
    »Lässt sich nicht ändern.«
    Wir sehen uns an und plötzlich – endlich – habe ich das Gefühl, mit ihr reden zu können.
    »Er hat mir gedroht, Oma. Aber ich hab ihn nicht umgebracht. Das war ich nicht.«
    Sie legt ihren Finger auf die Lippen.
    »Sag ihnen nichts, gar nichts«, flüstert sie. »Nicht ein einziges Wort.« Dann nimmt sie das Buch und trippelt davon, um sich fertig zu machen.
    Die Befragung dauert den ganzen Tag.
    Ich sage nichts.
    »Wer war noch da?« Glaubst du etwa, das würde ich dir verraten?
    »Wieso bist du im Feuer gelandet?« Rate mal.
    »Hast du jemanden mit einem Messer gesehen?«
    Langsam wird mir klar, dass sie das Messer nicht gefunden haben. Es ist immer noch irgendwo da draußen; weggeworfen, versteckt oder jemand trägt es bei sich.
    Sie haben das Messer nicht. Sie haben Namen, aber keinen Beweis.
    Ich warte, dass es so läuft wie in einem Fernsehkrimi. Dass jemand reinkommt und dem Typen, der mich die ganze Zeit befragt, etwas ins Ohr flüstert – den letzten Hinweis, der für sie alles klarmacht. Es war geplant. Der Junge wurde in einen Hinterhalt gelockt, er hatte gar keine Chance. In ihren Gesichtern wird dieser triumphierende Blick zu sehen sein – wir haben ihn. Aber das passiert nicht.
    Oma spricht mit der Anwältin, die mit uns im Raum sitzt, einer jungen Frau. Ernst und konzentriert tippt sie die ganze Zeit Notizen in ihren Laptop. Sie klappt den Deckel zu und stellt dann ihre Fragen.
    »Wollen Sie ihn verhaften?«
    »Wenn Sie ihn noch länger hierbehalten wollen, stelle ich den Antrag, dass ein Arzt anwesend sein muss – Adam ist gerade erst aus dem Krankenhaus entlassen worden. Sie setzen ihn unzulässigem Druck aus. Er ist sechzehn. Sind Sie eigentlich mit dem Inhalt des Gesetzes von 2012 zum Thema Jugend und Strafjustiz vertraut?«
    Die Polizisten sind nicht gerade begeistert, aber am Ende stimmen sie zu, dass sie mich heute nicht verhaften, und ich darf gehen. Draußen schüttelt Oma der Anwältin die Hand und bedeutet mir, das Gleiche zu tun.
    »Danke«, sage ich. Die Anwältin fängt an zu lächeln.
    »Du kannst ja doch sprechen«, sagt sie. Dann reicht sie Oma eine Visitenkarte. »Rufen Sie mich an, wenn Sie Hilfe brauchen, jederzeit, Tag und Nacht.«
    Wir fahren allein zurück, ohne zu wissen, was uns erwartet, wenn wir dort ankommen, aber alles ist so, wie wir es verlassen haben. Ich schaue in meinem Zimmer nach, alles okay, es fehlt nichts, nicht einmal der Computer.
    Wieder unten, sehe ich, wie sich Oma – den Kessel schon aufgesetzt und die Zigarette angezündet – in ihr Oberteil greift und das Notizbuch zutage

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