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Den Tod vor Augen - Numbers 2

Den Tod vor Augen - Numbers 2

Titel: Den Tod vor Augen - Numbers 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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gezeichnet hast?«
    Ich schüttle den Kopf, und als ich ihn wieder ansehe, steht Angst in seinem Gesicht.
    »Das Datum da, der 1. Januar 2028. Da passiert es, oder?«
    »Das ist das Datum meines Albtraums.«
    »Scheiße.«
    Er reibt sich mit den Händen über das Gesicht, und als er wieder aufschaut, sehe ich den gleichen entsetzten Blick.
    »Du darfst das nicht für dich behalten, Mädchen. Nicht, wenn es real ist. Ist es das?«
    »Ich weiß es nicht, Vin. Es scheint real. Der Junge, Adam – ich habe ihn schon in meinem Albtraum gesehen, bevor ich ihn traf. Er hatte vorher auch nicht diese Narbe, doch ich hab sie gesehen. Ich wusste, er würde sie bekommen.«
    »Verdammt. Das ist echt unheimlich. Brutal. Du musst den Leuten davon erzählen. Ich weiß wie. Komm, ich zeig’s dir.«
    »Es ist fünf Uhr morgens, Vin. Ich stille das Baby.«
    Er hat noch nie nach den Zeiten normaler Menschen gelebt.
    »Dann eben, wenn sie genug getrunken hat. Wir gehen danach. Ich zeig’s dir. Und ich besorg ein paar Sprühdosen – ich kenn jemanden, der welche hat. Du musst das der Welt sagen.«
    »Du meinst, ich soll es an eine Wand sprayen, Vinny?«
    »Ja, Mann.«
    »Nein. Auf keinen Fall.«
    Auf einmal wird er ernst.
    »Du musst. Du hast keine andere Wahl. Du musst es den Menschen erzählen.«
    »Halt die Klappe, ich muss gar nichts …«
    »Doch, doch, du musst. Du weißt doch, was das ist, oder?«
    Ich schüttle den Kopf.
    Er sieht wieder auf das Bild.
    »Das ist der Tag des Jüngsten Gerichts, Sarah. Verdammte Scheiße, du hast das Jüngste Gericht gemalt.«

ADAM
    Ich will nicht aus dem Haus. Ich will niemanden sehen. Oma verlässt ihren Platz zehnmal am Tag, um nach mir zu schauen, aber ich will nur in Ruhe gelassen werden.
    Eines Tages kommt sie herein und hält etwas hinter dem Rücken versteckt.
    »Ich hab was für dich«, sagt sie und zieht ein kleines quadratisches Päckchen hervor, eine Schachtel, eingewickelt in ein Papier mit Rotkehlchen drauf.
    »Was ist das?«
    »Nichts Besonderes. Nur was zu Weihnachten. Heute ist der 1. Weihnachtstag.«
    Tatsächlich? 25122027? Noch eine Woche.
    »Machst du es auf?«, fragt sie und nickt ermunternd.
    Meine Finger fummeln an dem Klebestreifen rum, schließlich schaff ich es. Es ist eine Orange aus Schokolade drin.
    »Danke«, bring ich hervor. »Ich hab gar nichts für …«
    »Macht nichts. Hab mir schon gedacht, dass du nicht weißt, welcher Tag heute ist. Ich mach ein Abendessen, Braten und so was, wenn du runterkommen magst.«
    »Nee, ist schon okay. Ich bleib hier oben.«
    »Dann bring ich dir etwas rauf? Gibt was Schönes, von allem etwas, Truthahn, Bratwurst und so, Röstkartoffeln, Füllung … ich wusste gar nicht, dass man das alles auch in der Mikrowelle machen kann. Wirklich erstaunlich …«
    »Nein, danke. Ich hab keinen Hunger.«
    »Du solltest aber was essen, Adam. Komm schon. Wenigstens heute.«
    »Ich hab doch gesagt, dass alles okay ist.«
    »Nur heute. Es ist Weihnachten …«
    »Oma, wenn ich was brauche, komm ich und hol’s mir.«
    Es ist, als ob ich ihr eine Ohrfeige gegeben hätte.
    »Ich will doch nur, dass es dir gut geht«, sagt sie.
    »Schau mich an«, antworte ich. »Glaubst du, dass es mir je wieder gut gehen wird? Schau dir doch mein Gesicht an.«
    Als ich es sage, hasse ich mich dafür, aber an wem könnte ich es denn sonst auslassen?
    »Ich weiß, wie dein Gesicht aussieht«, sagt sie leise. »Es wird besser werden, besser als jetzt.«
    »Es wird überhaupt nicht besser werden, blöde Kuh. Das war’s. So seh ich von jetzt an aus.«
    Sie fasst in ihre Tasche und zieht eine Zigarette heraus. Sie steckt sich das eine Ende in den Mund und hält ihr Feuerzeug an das andere. Sie schnippt die Flamme an und der Geruch des Papiers, das Feuer fängt, des Tabaks, der anfängt zu glühen, trifft mich wie ein Schlag. Der Rauch ist in meinen Augen, hinter den Augen, überall um mich herum und ich brenne, meine Haare verglühen zischelnd am Kopf, meine Haut kräuselt sich in den Flammen.
    »Lass das! Verdammte Scheiße, geh raus! Raus!« Meine Stimme erbebt zu einem Schrei.
    Sie schaut verwirrt hoch, dann ganz entsetzt, als ich ihr die Zigarette aus der Hand schlage, zu Boden schleudere und drauftrete.
    »Adam!«
    »Raus! Lass mich allein!«
    Sie geht und ich hab, was ich wollte. Nur dass es das eigentlich nicht ist – ich bin wieder allein, allein mit meinem Spiegelbild und dem Kopf voller Flammen, Fäuste, Messer und diesem letzten Blick auf Juniors

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