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Den Tod vor Augen - Numbers 2

Den Tod vor Augen - Numbers 2

Titel: Den Tod vor Augen - Numbers 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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Augen und sein Gesicht verzerrt sich – zu einem Lächeln, das kein Lächeln ist. Ich kann nicht zusehen, wie er weint. Ich dreh mich um und geh weiter.

ADAM
    Sie geht und vielleicht ist es ja wirklich das Beste für uns beide, für uns alle. Ich möchte schreien: »Komm zurück!« Ich möchte ihr hinterherlaufen, sie herumreißen und festhalten. Aber etwas in mir, meine gute Seite, ist glücklich, dass sie geht – denn jetzt wird sie in Sicherheit sein, genauso wie Mia. Und wenn nicht, dann bin ich es wenigstens nicht, der ihnen wehtut.
    Wir schaffen es, denke ich. Es muss nicht so enden, wie wir es gesehen haben. Wir können es ändern.
    Ich gehe zurück ins Haus und ziehe mich richtig an.
    »Wohin willst du?«, fragt Oma.
    »Ins Churchill House«, antworte ich. »Ich muss einen Mann wegen einem Bildschirm treffen.«
    Sie greift nach ihrem Mantel.
    »Nein, Oma. Bleib hier. Ich werd das allein machen.« Ich bin jetzt ganz berauscht von der Idee, der Möglichkeit, die Dinge zu ändern, der Chance, Menschenleben zu retten, Hunderte, Tausende Leben.
    Sie hat noch immer den Mantel in der Hand.
    »Oma, ich bleib nicht lange. Ich geh zu Nelson, dann komm ich zurück.«
    »Ich hab das Gefühl, es naht, Adam. Ich will dich nicht aus den Augen lassen. Den Fehler hab ich schon einmal gemacht. Ich hab auch deinen Dad gehen lassen …«
    Sie zwirbelt den Mantel zwischen ihren Händen, wringt ihn zu Tode. Bevor ich weiß, was ich tue, gehe ich auf sie zu und umarme sie kurz. Ihre Arme fassen um mich herum. Auch sie umarmt mich und hält mich länger so fest, als es angenehm ist.
    »Ich bin bald zurück«, sage ich und sie lässt mich los.
    »Okay«, sagt sie. »Okay. Dann bis später.« Sie wendet sich ab, doch sie geht nicht zu ihrem Schemel in der Küche, sondern setzt sich aufs Sofa, vor die Nachrichten. Und schon bin ich verschwunden, laufe die Straße entlang. Vermutlich hoffe ich noch so halb, Sarah einzuholen, doch auf der Hauptstraße ist weit und breit nichts mehr von ihr zu sehen.
    Wenn man joggt, ist das Churchill House nur fünf Minuten entfernt. Als ich ankomme, wird mir bewusst, dass ich gar nicht die Nummer von Nelsons Wohnung weiß. Ich trete in den Eingangsbereich. Das Gebäude ist riesig – fünfzehn Stockwerke und dreißig Wohnungen auf jeder Etage. Ich zieh mein Handy raus und wähl noch mal seine Nummer. Diesmal geht er dran.
    »Nelson, ich bin’s, Adam.«
    »Adam.«
    »Hi, ich bin bei dir unten. In welcher Wohnung steckst du?«
    »Du bist hier?«
    »Ja, ich muss mit dir reden.«
    »Ich weiß nicht, Adam. Ich glaube, das ist keine gute Idee.«
    »Was?«
    »Ich glaube nicht, dass du herkommen solltest.«
    »Nelson, was ist los mit dir, Mann?«
    »Die Sache ist ein bisschen … kompliziert gelaufen … sonderbar. Wir sollten auch nicht am Telefon miteinander reden, Adam.«
    »Deshalb bin ich ja hier. Um dich zu treffen, um von Angesicht zu Angesicht mit dir zu reden.«
    »Ich bin mir nicht sicher …«
    Ich hab jetzt die Schnauze voll.
    »Nelson, jetzt quatsch nicht lang rum. Ich komm zu dir rauf, und wenn ich an jeder einzelnen Tür klopfen muss. Also, in welcher Wohnung?«
    Es folgt eine Pause und für einen Moment fürchte ich, dass er aufgelegt hat.
    Dann sagt er: »Neun, zwei, sieben. Neunter Stock.«
    »Alles klar. Danke. Ich komme.«
    Der Fahrstuhl funktioniert nicht, deshalb lauf ich zu Fuß nach oben. Dreimal begegne ich Leuten – einer Gruppe von Jungs, einer Frau mit einem Kind und einem Säugling in einem Babytuch und einer Alten mit einem Einkaufswagen. Alle sind am 1. Januar dran. Jeder Einzelne. Das ganze Gebäude, das Haus, es wird alle unter sich begraben.
    Die ersten vier, fünf Stockwerke sind okay, doch als ich das neunte erreiche, kann ich nicht mehr. Nummer 927 ist am Ende des Gangs, der seitlich offen ist. Die Tür ist nur angelehnt. Nelson kauert kaum sichtbar auf dem Flur.
    »Komm rein«, zischt er mich an. »Beeil dich.«
    »Hi, Nelson. Ich find’s auch schön, dich zu sehen.«
    Er scheint mich kaum zu hören, sondern schließt nur hinter mir die Tür.
    »Hat dich jemand gesehen?« Seine Stimme ist immer noch leise.
    »Was ist?«
    »Ob dich jemand hier oben hat reingehen sehen?«
    »Keine Ahnung. Auf der Treppe waren ein paar Leute, aber auf dieser Etage hier niemand. Wieso flüsterst du? Wieso bist du so nervös?«
    »Ich werde überwacht. Sie sind mir auf der Spur.«
    »Wer?«
    »Keine Ahnung. Wahrscheinlich der MI5.«
    Im Flur ist kein Licht an und alle Vorhänge

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