Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Den Toten dienen

Den Toten dienen

Titel: Den Toten dienen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Delrio
Vom Netzwerk:
Iwan war in die Küche gegangen, um eine Soße für den gegrillten Stör zu holen, und als er zurückkam, stellte er überrascht fest, dass sein einziger Gast verschwunden war, ohne zu bezahlen.
    Iwan runzelte verwirrt die Stirn. Natürlich konnte man so etwas nie vorhersagen, aber der Mann hatte absolut nicht den Eindruck eines Zechprellers gemacht. Als er an den Tisch trat, erwartete Iwan eine zweite Überraschung. Normalerweise prellte niemand die Zeche, bevor er seine Mahlzeit beendet hatte, aber dieser Bursche hatte seinen Hauptgang nicht einmal probiert. Eine Ecke des Fischs war mit der Kante der Gabel abgetrennt, lag aber noch ungegessen auf dem Teller.
    Als er die weiße Tischdecke abzog, folgte die nächste Überraschung: Unter der Tischdecke, in der Nähe der Tischkante, lag eine silbern glitzernde Datendisk auf dem polierten Holz.
    »Das ist ja sehr seltsam«, stellte er laut fest, und legte die Datendisk hinter die Theke. Vielleicht kam der Mann ja später wieder, um danach zu suchen. Falls ja, würde er sie nicht bekommen, bevor er die Rechnung bezahlt hatte.
    Etwa zehn Minuten später ertönte von der Kommkonsole das Signal für ein eintreffendes Gespräch. Iwan schlurfte hinüber und nahm an.
    »Nein«, antwortete er auf die Frage der Stimme am gegenüberliegenden Ende der Leitung. »Hier ist niemand, der mit jemandem von der Abteilung für Northwind-Angelegenheiten sprechen will. Tut mir Leid. Wiederhören.«
    Pension Flambarci, 14 Rue Simon-Durand, Genf, Terra Präfektur X, Republik der Sphäre
    März 3134, Winter
    Jonah Levin aß in dem kleinen Restaurant zu Abend, in dem er bei Besuchen in Genf die meisten Mahlzeiten einnahm, dann kehrte er in die Pension zurück und gönnte sich eine ungestörte Nachtruhe. Am nächsten Morgen duschte er, zog die frische Kleidung an, die er in seinem kleinen Koffer mitgebracht hatte, und setzte sich zu den Trivid-Frühnachrichten und einem leichten Frühstück aus Marmeladebrötchen und Kaffee, das ihm Madame Flambard persönlich auf einem Silbertablett ins Zimmer gebracht hatte, an den Schreibtisch.
    Mitten in den Wirtschaftsnachrichten - Aufschwung in der Schwerindustrie, insbesondere bei der Mechpro-duktion, Schwäche des Tourismussektors, interstellarer Börse nm arkt, unsicher - klopfte es an die Tür. Er schaltete das Trivid ab und stand auf. Ein kurzer Blick durch den Spion zeigte, dass der TerraPost-Bote aus Belgorod auf dem schmalen Flur stand.
    Jonah öffnete und winkte den Mann herein. »Kommen Sie«, sagte er. »Freut mich zu sehen, dass Sie keine Probleme hatten, mich zu finden.«
    Der Bote wirkte in Jonahs Augen leicht selbstgefällig. »Eine Straßenanschrift in Genf ist nicht gerade eine Herausforderung. Nicht im Vergleich zu einer Hütte im Amazonas-Regenwald oder einem Landungsschiff irgendwo zwischen Terra und dem Ra-salhaag-Dominium.«
    »Ich vermute, Sie haben beides bereits gefunden. Haben Sie Neuigkeiten für mich?«
    »Allerdings«, nickte der Bote. »Paladin Ezekiel Crow sagt: >Wir sollten uns treffen. Irgendwo an einem privaten Ort. Wir haben viel zu bereden. < Außerdem hat er mir eine private Kommnummer mitgegeben, über die Sie Kontakt zu ihm aufnehmen können.«
    Der Bote reichte Jonah ein gefaltetes Stück Papier, das dieser für später in die Hemdtasche steckte.
    »Danke. Und mein Angebot einer Anstellung ist noch offen. Sind Sie interessiert?«
    »Das bin ich«, erklärte der Mann.
    »Ausgezeichnet. Nun, da wir mindestens für einige Wochen zusammenarbeiten werden, sollten Sie mir am besten sagen, wie Sie heißen.«
    »Burton Horn«, antwortete der Bote. »Aber die meisten nennen mich einfach Horn.«
    »In Ordnung, Horn«, erklärte Jonah. »Willkommen im Dienst der Republik der Sphäre.«
    Jonah zog einen Bogen Briefpapier der Pension aus dem Schreibtisch und setzte eine Nachricht auf. Dann unterschrieb er mit seinem Namen und der Adresse der Pension.
    »Gehen Sie ins nächste Einkaufszentrum, und kaufen Sie sich neutrale Geschäftskleidung. Geben Sie das an der Kasse ab, und lassen Sie die Kosten auf mein Konto setzen. Ihre TerraPost-Uniform können Sie unfrei an Ihren bisherigen Arbeitgeber zurückschicken.«
    Horn nahm den Zettel in Empfang. »In Ordnung, Paladin.«
    »Nennen Sie mich Jonah. Für eine derartige Förmlichkeit werden wir einander zu gut kennen lernen.«
    »Jonah.« Horn nickte. »Mit Ihrer Erlaubnis?«
    Jonah machte eine scheuchende Handbewegung. »Los, los. Aber beeilen Sie sich. Wir haben eine Menge Arbeit vor

Weitere Kostenlose Bücher