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Den Toten dienen

Den Toten dienen

Titel: Den Toten dienen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Delrio
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uns.«
    Nachdem Horn gegangen war, kehrte Jonah an den Schreibtisch zurück und tippte die Nummer, die ihm der Bote gegeben hatte, in das Kommgerät. Das Klingeln am anderen Ende trillerte ein paar Mal leise in seinem Ohr, dann verstummte es.
    »Hallo? Wer ist da?« Die Stimme am anderen Ende hatte keinen Akzent, den Jonah hätte identifizieren können. Nicht so wie sein Anglik, das noch immer Spuren von Hesperus und Kervil aufwies. Aber er erkannte sie trotzdem von früheren Begegnungen mit Ezekiel Crow.
    »Paladin Crow«, sagte er. »Hier ist Paladin Levin. Sie haben vorgeschlagen, wir sollten uns zu einem Privatgespräch treffen. Ich bin einverstanden. Je eher, desto besser. Wo wäre es Ihnen recht?«
    »Wo sind Sie jetzt?«, fragte Crow.
    »In Genf«, antwortete Levin. »In der Pension Flambard.«
    »Ich bin auch in Genf - im Hotel >Duquesne<«, erwiderte Crow. »Wollen wir uns hier treffen?«
    »Das ließe sich einrichten.« Jonah erkannte den Namen. Es war eines der prächtigen Etablissements, in denen die Republik Suiten für Paladine und andere hochrangige Besucher reserviert hatte. Vermutlich hatte Madame Flambard erwartet, er würde die vertraute Umgebung ihrer Pension jetzt gegen ein Hotel wie das >Duquesne< eintauschen. »Wann würde es Ihnen passen? Ich habe bisher noch keine dringlichen Termine - ich bin eben erst von Kervil aus eingetroffen - und stehe den ganzen Tag zur Verfügung.«
    »Lassen Sie mich nachdenken - Wäre Ihnen vierzehn Uhr genehm? Das >Duquesne< serviert ausgezeichneten Tee und Teilchen.«
    »Sehr schön.« Jonah bezweifelte, dass die Teilchen an diejenigen Madame Flambards heranreichten, aber falls jeder Paladin und Senator der Republik davon erführe, so wäre es mit seiner Ruhe hier sicher bald vorbei.
    »Dann machen wir diesen Termin fest«, entschied Crow. »Bis dann, Paladin Levin.«
    Hotel >Duquesne<, Genf, Terra Präfektur X, Republik der Sphäre
    März 3134, Winter
    Ezekiel Crow saß an einem Tisch in einer Fensternische des Restaurants im Hotel >Duquesne< und beobachtete den Verkehr auf der belebten Straße, während er auf Jonah Levin wartete. Alles in allem war er nicht unzufrieden damit, wie sich die Dinge entwickelten. Suworow hatte Wort gehalten und ihn über Commander Owain Jones' Ankunft von Northwind informiert, und die Leute des Gangsterbosses hatten den Mann wie erwünscht effizient aus dem Verkehr gezogen.
    Jetzt waren die Beweise für das, was auf Northwind geschehen war, verschwunden, genau wie die Beweise dafür, was sich auf Liao zugetragen hatte. Sie existierten einfach nicht mehr. Commander Jones, der die Informationen nach Terra gebracht hatte, existierte ebenfalls nicht mehr. Die Aktenmappe und ihren Inhalt hatte Ezekiel Crow erhalten. Den Kurier bekam er nie zu Gesicht.
    Die Dokumente im Innern der Mappe - Crow hatte sie kurz überflogen - waren offenbar Originale gewesen: Befehle, Aufzeichnungen, Bilder. Alles zusammen vernichtend. Jetzt war davon nur noch Asche übrig. Suworow leistete gute Arbeit.
    Nicht, dass Crow sich auch nur einen einzigen Moment der Illusion hingegeben hätte, Suworow sei vertrauenswürdig. Der Mann war Abschaum - er bediente zu keinem anderen Zweck als zu seiner persönlichen Bereicherung die Laster anderer -, und die Notwendigkeit, mit jemandem wie ihm Geschäfte zu machen, verstärkte Crows Wut über seine momentane Lage nur noch. Es war sogar denkbar, dass der Gangsterboss Kopien des Materials in den Northwind-Akten hatte anfertigen lassen. Falls dem so war, konnte er Crow zu einem späteren Zeitpunkt ernsten Schaden zufügen.
    Ich darf nie vergessen, dass Alexej Suworow weder mein Geschäftspartner noch ein Freund ist. Er ist ein schlechter Mensch und eine Gefahr für die Gesundheit der Republik, und bei der ersten sich bietenden Gelegenheit muss ich ihn erledigen. Bei der ersten Gelegenheit... aber noch nicht.
    Crow verdrängte seine düsteren Gedanken und setzte ein freundliches Willkommenslächeln auf, als der Maître d'hotel des >Duquesne< Paladin Jonah Levin ins Restaurant begleitete.
    Der Paladin von Kervil kam mit ausgestreckter Hand auf den Tisch zu. »Es ist eine ganze Weile her«, stellte er fest. »Und die Republik hat sich in der Zwischenzeit verändert.«
    »Das hat sie allerdings«, bestätigte Crow, der sich erhob und Levins Hand ergriff. Er deutete auf den freien Stuhl ihm gegenüber, dann setzte er sich wieder. »Und nicht zum Besseren. Möchten Sie
    etwas trinken? Tee? Kaffee?«
    »Tee bitte«, antwortete

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