Den Toten dienen
Darwin gewesen, Jacob Bannsons Maulwurf.
»Ich habe ihm die Kehle durchgeschnitten und seinen Kadaver für die Aasvögel aufgehängt«, stieß sie plötzlich aus.
»Ich weiß«, erwiderte Ian. Er war dabei, ihr in die hohen Stiefel zu helfen, die Anastasia Kerensky aus ihr machten, ob sie sich wie Anastasia Kerensky fühlte oder nicht. »Ich war dabei.«
»Was haben sie mit Marks und Dorn gemacht?«
»Aus der Luftschleuse gestoßen.«
»Gut.« Sie war jetzt fertig angezogen, gepanzert mit ihrem Rang und Blutnamen, bereit, allein unter den Wölfen zu wandeln. »Dann ist unsere Arbeit hier getan. Es wird Zeit, nach Terra zu springen.«
Highlander-Heerlager, Belgorod, Terra Präfektur X, Republik der Sphäre
März 3134, Frühling
Tara Campbell lag auf ihrer Pritsche im Regimentslager vor Belgorod und dachte nach. Die Nachtluft war kalt, aber insgesamt war die Witterung erheblich wärmer als bei der Ankunft der Highlanders, und es lag Tauwetter in der Luft. Sie hatte einen langen Tag hinter sich, gefolgt von einem langen Abend, an dem sie mit ihren dienstältesten Kommandeuren mögliche Strategien und Taktiken debattiert hatte - und die große Frage, wo, zur Hölle, Anastasia Kerensky steckte. Schließlich war sie in ihrem Zelt auf die Koje gefallen und hatte versucht zu schlafen.
Sie hätte sich vermutlich ein Hotel zimm er in Belgorod nehmen oder auf Kosten der Republik in Genf bleiben können. Sie hätte sogar den einen oder anderen alten Bekannten ihrer Eltern aus Militär- oder Diplomatenkreisen auf Terra kontaktieren und um eine Unterkunft bitten können.
All das hätte sie tun können, hatte es aber nicht getan. Von klein auf hatten ihr ihre Eltern und auch andere beigebracht, dass sie nicht erwarten durfte, Männer und Frauen in den Kampf führen zu können, wenn sie selbst nicht bereit war, die Härten oder auch nur die kleinen Unbequemlichkeiten ihres Lebens zu teilen. Wenn der Exarch und der Senat die Northwind Highlanders dazu verdonnerten, im sibirischen Tiefland in Zelten zu frieren, war das Mindeste, was die Countess of Northwind tun konnte, mit ihnen zu bibbern.
Unglücklicherweise war das damit verbundene Gefühl der Rechtschaffenheit ein lausiges Wärmekissen, und auch die Koje wurde dadurch nicht bequemer. Und so war sie noch hellwach, als weit nach Mitternacht ihre Adjutantin, Kapitänin Bishop, am Zelteingang erschien und sich räusperte.
»Eine Nachricht für Sie, Ma'am. Im Kommunikationszelt.«
»Um diese Zeit?« Tara setzte sich auf, zog Hemd und Hose der Gefechtsmontur vom Klappstuhl am Kopfende der Koje und zog sich im Dunkeln an. »Sind die Stahlwölfe da?«
»Nein, Ma'am.« Das Bedauern in Bishops Stimme klang echt. »Es ist Jacob Bannson. Eine Sprechfunksendung von seinem privaten Landungsschiff. Er trifft in achtzehn Stunden ein, und er sagt, er möchte mit Ihnen reden.«
»Bannson?« Tara starrte ihre Adjutantin leer an. Sie hatte nicht die leiseste Ahnung, was der Konzernchef unter den momentanen Umständen von ihr wollte. Sie schüttelte den Kopf, um klar zu werden, und erinnerte sich, dass Bannson möglicherweise mit Tara Campbell, der Adligen von Northwind, sprechen wollte, oder mit Tara Campbell, der Politikerin, nicht aber mit Tara Campbell, der Heerführerin. Dass sie selbst ihre anderen Rollen gelegentlich vergaß, hieß nicht, dass andere das auch taten. »Was will Bannson von mir?«
»Er sagt, es betrifft Paladin Ezekiel Crow.«
»Bannson? Hat Informationen über Crow?« Taras Gedanken überschlugen sich. Sie zog die Socken an und schnürte die Stiefel. Ganz gleich, wie reich und mächtig Bannson war, er war es nicht wert, barfuß über vereisten Boden zu gehen. »Was hat Jacob Bannson mit Ezekiel Crow zu schaffen?«
»Keinen blassen Schimmer, Ma'am«, antwortete Kapitänin Bishop. »Aber er sagt, es wird Sie interessieren.«
»Ach ja, sagt er das? Das werden wir ja sehen.« Tara legte sich den schweren Wollmantel über die Schultern, drückte sich das Barett auf den Kopf und verließ das Zelt fast - aber nicht ganz - im Laufschritt. Anastasia Kerensky und ihre Stahlwölfe wären es wert gewesen zu laufen. Jacob Bannson war es nicht. Nicht ganz.
Das Kommzelt war schummrig beleuchtet und bis auf die Soldaten der Nachtwache leer. Tara schob sich auf den freien Stuhl an der Hauptkonsole und nahm das Kommset, das der Tech ihr reichte.
»Tara Campbell hier.«
Sie wartete, während die Signale hin und zurück reisten - der abgerissene Rhythmus eines Gesprächs
Weitere Kostenlose Bücher