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Den Toten dienen

Den Toten dienen

Titel: Den Toten dienen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Delrio
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hinein.
    »Wohin?«, fragte der Fahrer.
    »Zum ehrlichen Igor.«
    »Sind Sie der Kerl, der angerufen hat?«
    »Ja. Und ich hab's gerade ziemlich eilig.«
    Der Taxifahrer legte einen Gang ein und sauste davon, gerade als die drei aus dem Hutladen ebenfalls auf dem Bürgersteig auftauchten. »Worum geht's?«, fragte er mehrere Querstraßen weiter.
    Horn reichte ihm ein ansehnliches Bündel Scheine. »Haben Sie vor ein paar Tagen jemanden am Raumhafen eingeladen, etwa um den Vierzehnten herum?«
    »Ich nehme jeden Tag Leute am Raumhafen auf«, bekam er zur Antwort. »Was war an dem so Besonderes?«
    »Er kam von Northwind.«
    Der Fahrer dachte kurz nach. »Ja«, bestätigte er schließlich. »Da hatte ich einen. Er wollte in die Innenstadt, aber auf halber Strecke wollte er plötzlich doch lieber aussteigen. Hat mir eine Stange Geld gegeben, so wie Sie. Zwanziger und Fünfziger, viel mehr als der Fahrpreis. Als wäre ihm das Geld egal.«
    »Sehr gut. Bringen Sie mich dorthin, wo Sie ihn abgesetzt haben. Und wenn Sie dafür sorgen können, dass uns unterwegs niemand folgt, ist es noch besser.«
    Der Fahrer schaute ihn im Rückspiegel fragend an. »Sind Sie ein Freund dieses Burschen?«
    »Spielt das eine Rolle?«
    »Für mich nicht.«
    »Dann zerbrechen Sie sich auch nicht den Kopf darüber.« Horn ließ sich nach hinten in die Polster sinken und wartete, während links und rechts die Gebäude vorbeihuschten.
    »Da wären wir«, erklärte der Fahrer schließlich. »Hier ist er raus.«
    »Haben Sie gesehen, wohin er dann ging?«
    »Nein.«
    Horn reichte dem Mann ein zweites Bündel Scheine. »Danke. Und falls Sie vergessen, dass Sie ihn oder mich je gesehen haben, ersparen Sie sich vermutlich eine Menge Ärger.«
    »Geht klar, Boss.« Der Taxifahrer grinste. »Aber sagen Sie's mir: Sind Sie auf seiner Seite?«
    »Könnte gut sein.«
    »Gut. Er hat einen anständigen Eindruck gemacht. Wiedersehn.«
    »Kaum«, sagte Horn, aber erst, nachdem das Taxi fort war.
    Er schaute die Straße entlang. Es war ein altes Stadtviertel mit vielen kleinen Geschäften, die Wohnungen der Besitzer lagen darüber. Zeit, das Schuhleder weiter abzuwetzen. Der Anruf war aus einer Bar gekommen. Er würde sich von diesem Punkt aus kreisförmig nach außen bewegen und jede Gaststätte überprüfen, bis er die richtige fand.
    Das vierte Lokal auf seinem Weg war das >Pesca-dore Rus< wo Iwan Gorki bediente. Gorki erinnerte sich an den Mann mit den kurzen Haaren und dem Northwind-Akzent, der an einem öden Nachmittag gekommen und verschwunden war, ohne seine Rechnung zu bezahlen.
    »Ich zahle für ihn«, sagte Horn. »Er ist ein Freund von mir.«
    Gorkis Miene hellte sich auf, und er holte etwas hervor, das er neben der Registrierkasse verstaut hat-te. »Dann können Sie ihm vielleicht auch dies hier zurückgeben.«
    Etwas später saß Burton Horn in einer Zweigstelle der Stadtbücherei. Er hatte gerade eine Datendisk betrachtet und etwas gesehen, was niemand hatte sehen sollen: einen Paladin der Sphäre, der in einem Schwert-Battle-Mech eine Straßensperre passierte.
    Eine Aufzeichnung des Gesprächs zwischen dem Paladin und den Posten an der Sperre, in Ton und Niederschrift.
    Zeugenaussagen der Posten, die die Aufzeichnung bestätigten.
    Er würde sich auf dem Rückweg zu Jonah Levin vorsehen müssen. Denn diese Disk würde jemanden, der sehr mächtig war sehr, sehr wütend machen.
    Saffel-Raumstation Drei, Saffel-System Präfektur II, Republik der Sphäre
    März 3134
    Anastasia Kerenskys Rückkehr ins Bewusstsein war zunächst weniger ein Aufwachen als vielmehr die Erinnerung an eine Zeit, in der sie in einem grauen Nebel trieb. Sie hatte schemenhafte Erinnerungen an Ereignisse, während sie sich in diesem seltsamen halb wachen Zustand befand - Menschen drängten sich um sie, ihr Bauch schmerzte, grelles Licht schien ihr ins Gesicht. Und zusammenhanglose Gesprächsfetzen wurden hörbar, die keinerlei Sinn ergaben: »Hat versucht, sie wie eine Bachforelle auszunehmen und zu filetieren - ... Was fragen Sie mich, ich halte Sie alle für verrückt... Keine Bange, ich geh nirgendwo hin.«
    Mit einem Satz war sie völlig klar.
    Sie riss die Augen auf und wusste mit jäher Klarheit, dass sie Galaxiscommander Anastasia Kerensky war, dass sie in einem fremden Krankenrevier auf einem Bett lag, dass der schmerzende Druck auf ihrem Bauch von einer Schnittwunde stammte, die ihr der verblichene Sterncolonel Marks beigebracht hatte, dass sie die Stahlwölfe heim

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