Den Toten dienen
Crow.
Taras Wut über die Herausforderung des Verräters hatte Anastasia Kerensky amüsiert. Gelacht hatte sie
- und abgelehnt, gegen einen von beiden zu kämpfen, bevor der andere tot war.
Noch etwas, dachte Tara Campbell, wofür die Anführerin der Stahlwölfe würde büßen müssen. Der Kampf um die Zukunft der Republik musste warten, nur weil Anastasia Spaß daran hatte, zuzusehen, wie sich die Countess of Northwind und Ezekiel Crow duellierten.
Ich hätte ihn nicht töten wollen, dachte sie. Falsch, ich will ihn töten. Zwischen uns hatte sich etwas Großartiges angebahnt, und dieser Hurensohn hat es, zwei Jahrzehnte bevor wir uns überhaupt begegnet sind, in den Dreck gezogen. Aber ich bin nicht so dumm zu glauben, es wäre gut, ihn zu töten. Wie schrecklich, dass er und Kerensky mich genau dazu zwingen.
Sie verdrängte die Wut und den Hass, so gut sie konnte, und konzentrierte sich auf die anstehende Aufgabe: auf die Notwendigkeit, Ezekiel Crow zu besiegen und zu töten.
Crow, in seinem schnelleren und leichteren
Schwert.
Seine Maschine hatte eine ebenso gute Wärmeeffizienz wie ihre. Seine Bewaffnung war beinahe identisch mit ihrer. Ihm fehlte nur das wuchtige Beil, das ihren Mech zu einem so effektiven Nahkämpfer machte und ihr gestattet hatte, sich bei der Verteidigung der Hauptstadt Northwinds durch die Stahlwolf-Linien zu schlagen. Er hätte ein Narr sein müssen, um bis auf fünfhundert Meter an sie heranzukommen.
Aber das brauchte er gar nicht. Er konnte einfach vorpreschen, feuern und wieder davonrennen. Immer wieder, bis er irgendwann einen wunden Punkt an ihrem Mech traf - oder einen schuf. Er konnte den ganzen Tag um sie herumtänzeln, bis sich die Betriebstemperatur ihres Mechs aufstaute, die Waffen versagten und sie kampfunfähig wurde. Dann konnte er sich Anastasia Kerensky vornehmen und zum Helden der Republik werden. Die Öffentlichkeit hatte ein kurzes Gedächtnis, und ein aktueller Sieg konnte vergangene Schandtaten auslöschen.
Aber vielleicht würde Crow nach dem Zweikampf auch zu geschwächt sein, um ein Heer effektiv zu führen - besonders ein Heer, das er schon einmal verraten und demselben Feind ausgeliefert hatte. Dann würde Kerensky triumphieren.
Möglicherweise händige ich hier und jetzt Terra den Stahlwölfen aus.
Sie unterbrach sich. Es war nicht gut, sich solchen
Gedanken zu ergeben, nicht so kurz vor dem Kampf, wenn schon nichts mehr daran zu ändern war. Falls sie es überlebte, würde sie danach noch reichlich Zeit haben, darüber nachzudenken, was sie hätte besser machen können.
ihre Adjutantin, Kapitänin Bishop, wartete am Fuß des Tomahawk der Countess. Im Innern des Mechs würde es warm sein und im Verlauf der Kämpfe sogar noch wärmer werden. Tara zog die Steppjacke und die Trainingshose aus, machte sich bis auf die Unterwäsche frei. In der kalten Luft bekam sie eine Gänsehaut.
Kapitänin Bishop nahm Tara die ausgezogenen Kleidungsstücke ab und legte sie sich über den Arm. »Schöner Tag für ein Mechgefecht«, stellte sie fest. »Ich bin in meinem Rudeljäger, für den Fall, dass etwas schief geht.«
»Bleiben Sie bei den Truppen«, erwiderte Tara. »Die Leute werden Sie sehen wollen.«
»Geht klar. Erledigen Sie diesen Bastard Crow, und sie werden die Stahlwölfe bis zurück nach Tigress hetzen, wenn Sie sie lassen.«
»Für einen Tag reicht es, sie zurück in ihre Landungsschiffe und raus ins All zu treiben. Aber erst ist Crow dran.«
Tara stieg hinauf ins Cockpit ihres Mechs. Oben angekommen, legte sie die Kühlweste an, die verhinderte, dass sie in der Bruthitze, die während eines Kampfes in der Pilotenkanzel herrschte, das Bewusstsein verlor. Sie setzte den Neurohelm auf, der ihr gestattete, den Mech zu steuern. Während sich ihre Gedanken fast nur um Anastasia Kerensky und Ezekiel Crovv drehten, absolvierte sie routinemäßig die primären und sekundären Sicherheitsprotokolle des Mechs und fuhr den Fusionsreaktor im Herzen der Kampfmaschine hoch.
»Test Befehlsfrequenz«, sprach sie ins Helmmik-ro. »Eins, zwo, drei, drei, zwo, eins. Wie ist der Empfang? Ende.«
»Empfang gut, Test bestanden«, hörte sie Bishops Stimme im Helmlautsprecher. »Ich sitze jetzt auf.«
»Bleiben Sie ehrbar, mehr verlange ich nicht.«
»Mehr habe ich nie versucht, Ma'am«, erwiderte Bishop. »Und versuchen Sie, den Kopf zu behalten. Wir brauchen Sie noch.«
Tara Campbell setzte den Tomahawk in Bewegung, steuerte ihn aus dem Lager nach Westen. Sie
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