Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Denen man nicht vergibt

Titel: Denen man nicht vergibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
drei Monate, nachdem sie gestand, Ihrem Vater untreu gewesen zu sein, bei einem Autounfall ums Leben kam. Sie waren damals sechzehn. Stimmt das?«
    Rothman sagte langsam: »Wieso fragen Sie nach meiner Mutter? Das geht Sie überhaupt nichts an. Es geht niemanden etwas an. Es hat mit dem allem gar nichts zu tun.«
    »Senator, wir sind als Freunde von Nick hier«, erklärte Sherlock. »Natürlich sind unsere Vorgesetzten auch über unseren Aufenthalt informiert. Wir hatten gehofft, diese Sache heute, möglichst informell, aus der Welt schaffen zu können.« Sie schenkte ihm ihr patentiertes Lächeln, dem keine lebende Seele widerstehen konnte. Er musste gegen seinen Willen ebenfalls lächeln, und seine Augen glitten dabei bewundernd über ihre wilden roten Locken. Er sagte: »Dagegen habe ich nichts, aber natürlich habe ich niemanden umgebracht. Ich weiß genauso wenig wie Sie, was hier vorgeht. Nicola, ich habe dir gesagt, dass meine Mutter tot ist, dass sie bei einem Autounfall ums Leben kam. Aber was hat das damit zu tun? Wieso diese Fragen nach meiner Mutter?«
    »Es stand in Cleos Brief«, erklärte Nick. »Der Brief, den du mir aus der Hand gerissen und ins Feuer geworfen hast.«
    Senator Rothman schien vollkommen perplex zu sein.
    »Du weißt doch noch, dass du den Brief zerrissen und in den Kamin geworfen hast, oder, John?«
    »Ja, sicher weiß ich das noch. Ich war an dem Abend ziemlich erregt. Ein Brief von Cleo - das konnte ich einfach nicht glauben. Dass ich den Brief ins Feuer geworfen habe, war ein spontaner Impuls, den ich jetzt bereue.«
    Dane hasste es zwar, aber er glaubte dem Mann. Er hatte wirklich, tief in einem geheimen schwarzen Winkel seines Herzens, gehofft, dass der Senator schuldig wie die Sünde wäre, aber das war er nicht.
    Dane sagte: »Senator Rothman, vielleicht können wir das alles ja ganz einfach klären. Würden Sie uns bitte Ihr Tagebuch zeigen.«
    Senator Rothman schaute ihn verständnislos an.
    »Sie haben doch ein Tagebuch, Senator, oder nicht?«, hakte Sherlock nach.
    »Ja, ja sicher, aber das ist mehr eine Chronologie der Ereignisse der letzten Jahre, nichts Persönliches, wenn Sie verstehen, was ich meine. Und ich habe schon lange nichts mehr hineingeschrieben.«
    »Dürften wir es bitte sehen«, wiederholte Dane.
    Senator Rothman erhob sich, trat an seinen exquisiten, mit kostbaren Einlegearbeiten verzierten Ahornholzschreibtisch, zog die zweite Schublade auf und holte das Tagebuch heraus. Er reichte es Dane.
    Sherlock sagte: »Sie bewahren es nicht zu Hause im Safe Ihrer Bibliothek auf?«
    »O nein, ich habe es immer hier. Ich bin viel zu selten zu Hause, um es dort zu lassen. Wie gesagt, ich habe schon sehr lange nichts mehr hineingeschrieben, schon bevor Cleo mich verließ - nein, bevor sie ermordet wurde.« Er zuckte zusammen.
    Nick sagte: »Cleo schrieb, du hättest darin den Mord an Melissa gestanden.«
    »Ich? Melissa ermordet? Das ist doch absurd. Ich wünschte, ich hätte diesen blöden Brief nicht zerrissen. Hör zu, Nick, wer immer dir den Brief auch geschrieben haben mag, es war nicht Cleo.«
    »Das wissen wir inzwischen auch«, sagte Savich. »Cleo starb wohl, kurz nachdem sie Sie angeblich verließ.«
    Niemand sagte etwas. Dane schlug das in kostbares dunkelbraunes Leder gebundene Tagebuch, dessen Schnalle unverschlossen war, auf. Er blätterte darin herum.
    Rothman sagte: »Wie Sie sehen, Agent Carver, ist es mehr eine Aufzeichnung der Ereignisse und Termine in meinem Leben, nichts Finsteres.« Er hielt inne, dann fuhr er fort: »Nein, Cleo hat dir diesen Brief nicht geschrieben, Nicola. Mein Gott, sie war ja bereits tot, all die Jahre war sie tot, und keiner hat es gewusst.« Er verbarg das Gesicht in den Händen, und seine Schultern zuckten. Mühsam rang er um Beherrschung.
    Keiner sagte ein Wort, bis er sich wieder gefasst hatte und einen Schluck Kaffee trank. »Es tut mir Leid.«
    Schließlich sagte er: »Was geht hier bloß vor?«
    »Hast du dich nie gefragt, wer mir diesen Brief geschrieben hat, da Cleo ja seit drei Jahren tot ist?«, wollte Nick wissen.
    Er spreizte ratlos die Hände, sagte aber nichts.
    »An jenem Abend hast du immer wieder gesagt, John, dass der Brief unmöglich von Cleo sein kann. Mir kam der Gedanke, dass du gewusst haben musst, dass sie tot ist und dass der Brief deshalb unmöglich von ihr stammen kann, dass er von jemand anderem sein muss.«
    »Nein, ich hatte keine Ahnung, dass Cleo tot war. Was ich nicht glauben wollte, war,

Weitere Kostenlose Bücher