Denen man nicht vergibt
weiß Bescheid, weil mein Junge selbst Schauspieler ist. Hat schon in ein paar Sendungen mitgespielt.« Detective Flynn machte sich, falls möglich, noch größer. »Er ist Komiker.«
»Welche Sendungen?«, erkundigte sich Nick.
»Er ist bei Friends und in Just Shoot Me aufgetreten.«
Nick war beeindruckt. »Ist ja toll.«
Flynn grinste erfreut von seinen eins zweiundneunzig auf sie herunter und sagte: »Ich frage mich, wie viele Folgen von The Consultant es wohl gebraucht hätte, bis jemandem irgendwo irgendwas aufgefallen wäre.«
»Ich muss wohl kaum erwähnen«, meinte Dane, »dass die Sendung aus dem Programm genommen wurde.«
»Na, die Studiobosse mögen ja Vollidioten sein«, erwiderte Flynn, »aber nicht die Anwälte. Ich wette, die haben einen Anfall gekriegt, als ihr angerufen habt, und sofort den Stecker ziehen lassen.«
Nick sagte: »Wer bestimmt eigentlich, in welcher Reihenfolge die Sendungen laufen? Gibt es überhaupt eine bestimmte Reihenfolge?«
»Tja, da das hier keine Fortsetzungsstory ist«, meinte Flynn, »ist die Reihenfolge wohl auch nicht so wichtig, nehme ich an. Normalerweise werden die Folgen in der Reihenfolge, in der sie gedreht wurden, gezeigt, glaube ich. Aber wir werden nachfragen.«
Delion sagte: »Das heißt also, unser Knabe wird wissen, welche Folge als Nächstes dran ist. Und das bedeutet, dass er mit ziemlicher Sicherheit hier in Los Angeles zu finden ist.«
»Ja genau, in den Premier Studios«, bestätigte Flynn.
12
Die Premier Studios lagen am West Pico Boulevard, im rechten Winkel zur Avenue of the Stars. Dem Studio gegenüber lag der Rancho-Park- Golfplatz. Dane war überrascht über die strengen Sicherheitsvorkehrungen. Am Eingangstor stand ein Wachhäuschen, daneben bewaffnete Wachtposten mit Hunden, die jedes Auto innen und außen abschnüffelten. Hinter diesem Häuschen begann die Auffahrt, immer wieder unterbrochen von S-förmig angeordneten Betonblöcken, damit im Schritttempo gefahren wurde.
Detective Flynn zeigte seinen Dienstausweis vor und erklärte, der Big Boss persönlich würde sie erwarten. Die Frau lächelte, warf einen Blick auf ihr Klemmbrett und sagte: »Na dann man los, Detective.«
An den Studiowänden prangten riesige Wandgemälde: Marilyn Monroe in Das verflixte 7. Jahr , Luke im Kampf mit Darth Vader in Star Wars, Julie Andrews singend in Meine Lieder - meine Träume, dazu Bart und Co. aus Die Simpsons. Nick blieb einen Augenblick stehen und starrte die haushohen Gestalten von Marilyn Monroe und Cary Grant an.
»Die sind schon ewig da«, sagte Flynn. »Nett, nicht?«
Der Leiter der Premier Studios, dem nur noch der Besitzer selbst, Finanzmogul Miles Burdock, Vorstand, residierte im fünften und obersten Stock eines modernen Gebäudes, das überhaupt nicht extravagant aussah und gleich neben dem eigentlichen Studiogelände lag.
Der Big Boss hieß Linus Wolfinger und war kein Mann, wie Pauley ihnen erklärte, als er sie in seinem Büro im vierten Stock empfing, um sie hinaufzubringen, sondern ein unreifer Knabe von erst vierundzwanzig Lenzen. Hielt sich selbst für ein Genie, und leider hatte der arrogante kleine Hosenscheißer auch noch Recht damit.
»Soll das heißen, Sie mögen ihn nicht?«, fragte Delion.
»Ist es so offensichtlich?«
»Nein, bin bloß besonders sensibel, wenn’s um Schwingungen geht«, erwiderte Delion sarkastisch.
»Das Problem ist«, meinte Pauley, seine beringte linke Hand schwenkend, »dass der kleine Hosenscheißer wirklich gut ist, wenn’s um die Auswahl von Konzepten und Exposés geht, und der Himmel weiß, wie viele wir davon pro Saison verarbeiten. Und er hat einen guten Riecher für Schauspieler, für Sendeplätze und Sendezeiten. Manchmal irrt er sich auch, aber nicht oft. Ist alles ziemlich deprimierend, vor allem, da er andauernd damit angibt, wie toll er ist. Alle hassen ihn wie die Pest.«
»Ja«, meinte Delion, »sogar ein Sensibelchen wie ich kann verstehen, wieso.«
»Vierundzwanzig? Echt?«, hakte Detective Flynn nach.
»Echt. Ganz schön bittere Pille, nicht?«, sagte Frank Pauley. »Andererseits behalten die meisten Studiobosse ihren Sitz eh nur kurzfristig - drei, vier Jahre, fünf, wenn’s hochkommt. Und da sie das wissen, versuchen sie natürlich, in dieser Zeit so viel Kohle wie möglich zu scheffeln, bevor man sie wieder feuert. In diesem Geschäft geht’s nur ums Geld. Geld, Geld und immer nur Geld. Nehmen Sie, zum Beispiel, einen ausführenden Produzenten, der kriegt natürlich
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