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Denen man nicht vergibt

Titel: Denen man nicht vergibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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auf sie zukam. Oder besser gesagt, stolzierte. Er trug einen grauen, hervorragend geschnittenen Armani-Anzug. Er blieb stehen und verschränkte ebenfalls die Arme. Sie befanden sich jetzt auf seinem Territorium.
    »Mr. Pauley«, sagte er und nickte, dann musterte er die drei Männer und die Frau.
    »Jay, wir sind mit Mr. Wolfinger verabredet. Diese Leute hier sind von der Polizei und vom FBI. Es ist sehr wichtig. Ich hatte Sie doch angerufen.«
    Jay sagte: »Bitte nehmen Sie Platz. Ich werde sehen, ob Mr. Wolfinger Sie jetzt empfangen kann.«
    Zehn Minuten später, gerade als Delion aufstehen und die Tür eintreten wollte, ging diese auf, und der Assistent nickte ihnen zu. »Mr. Wolfinger ist ein sehr beschäftigter Mann, aber er wird Sie jetzt empfangen.«
    »Man sollte meinen, dass er ein wenig mehr Interesse an den Tag legt, wo seine Anwälte verrückt spielen«, sagte Frank. »Aber das ist so seine Art. Er will immer zeigen, dass er allem und jedem überlegen ist.«
    Frank Pauley voran, betraten sie Linus Wolfingers Büro.
    Das ist also die Residenz des kleinen Hosenscheißers, dachte Dane und blickte sich um. Pauley hatte Recht. Es war nicht das typische Büro eines Oberbosses. Nicht die kleinste Spur von Chrom, Glas oder Leder. Keine Stapel von Manuskripten, keine Andenken oder sonstiger Schnickschnack. Es war einfach nur ein großer, quadratischer Raum mit einem auf Hochglanz polierten Holzfußboden, nirgends ein Teppich, Fenster auf zwei Seiten, mit Blick auf den Golfplatz und das dahinter liegende Meer, in der Mitte ein wuchtiger Schreibtisch, auf dem ein Vermögen an Hardware versammelt war. Dahinter ein einzelner Stuhl ohne Rücklehne.
    Linus Wolfinger blickte seine Gäste nicht an, er schaute auf einen der Bildschirme und summte dabei die Melodie von Vom Winde verweht.
    Sein Assistent räusperte sich vernehmlich.
    Wolfinger blickte auf, sah, dass ihn alle anstarrten, und verzog den Mund zu einer Art Lächeln. Er trat hinter seinem riesigen Schreibtisch hervor und ließ erst mal den Eindruck wirken, dass er wirklich mehr wie ein Werkstudent aussah als ein Big Boss. Er trug ein weißes, kurzärmeliges Hemd, aus dessen Brusttasche eine Reihe von Kulis hervorschauten, ein in den Kragen gestecktes Halstuch und eine zerknitterte, schlabberige Hose, die von seinem mageren Hinterteil herunterhing. Er sagte: »Wie ich von unseren Anwälten höre, Mr. Pauley, haben wir ein Problem mit dem Consultant. Jemand hat die Morde aus den ersten zwei Folgen kopiert.«
    »Ja«, sagte Frank, »so scheint es.«
    »Also, ich nehme an, Sie gehören alle zur Polizei?«
    »Ja, und dem FBI«, erklärte Detective Flynn, »bis auf Mrs. Nick Jones.«
    Wolfinger zog einen Stift aus seiner Brusttasche und begann darauf herumzukauen. Er fragte: »Hat Frank Ihnen schon gesagt, dass die Sendung jetzt offiziell aus dem Programm genommen wurde?«
    »Ja, unter anderem«, sagte Delion. »Wir möchten Sie zunächst einmal fragen, ob Sie eine Ahnung haben, wer der Mörder, der richtige Mörder, meine ich, sein könnte. Er muss etwas mit der Sendung zu tun haben.«
    »Ja, Vermutungen habe ich schon«, sagte Wolfinger und schob den Stift wieder in seine Brusttasche. Er öffnete ein Schreibtischfach, das eigentlich ein kleiner, eingebauter Kühlschrank war, holte sich eine Cola Light heraus, zog die Lasche ab und trank einen herzhaften Schluck.
    »Warum gehen wir nicht einfach in ein Konferenzzimmer«, schlug Dane vor. »Sie haben doch eines, nehme ich an? Eines mit Stühlen?«
    »Sicher. Ich habe genau sieben Minuten Zeit für Sie«, sagte Wolfinger, trank noch einen Schluck und rülpste.
    »Da Sie ja so ein Universalgenie sind«, meinte Flynn lakonisch, »sollten wir es eigentlich in fünf Minuten schaffen.«
    »Ja, ich denke auch«, erwiderte Wolfinger und winkte sie in einen schmalen, furchtbar plüschigen Konferenzraum, gleich eine Tür weiter. In einer Ecke standen eine Kaffeekanne und drei Platten voller Köstlichkeiten, davor die zweite Sekretärin, Mrs. Grossman.
    Kaffee nahm jeder gern.
    Sobald alle Platz genommen hatten, beugte sich Linus Wolfinger vor und sagte: »Haben Sie die dritte Folge schon gesehen, die am Dienstag kommen sollte?«
    »Noch nicht«, sagte Delion.
    Linus Wolfinger erläuterte: »Darin geht es um zwei besonders brutale Morde in New York. Es ist sogar noch mystischer und rätselhafter als die in den vorangegangenen beiden Folgen. Da ist dieser sprechende Kopf, der immer auftaucht, kurz bevor die Opfer verhackstückt

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