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Denk doch, was du willst

Denk doch, was du willst

Titel: Denk doch, was du willst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Havener
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gar nicht. Sie schauten einfach weg. Von zwanzig Personen machten nur vier Anstalten, den Diebstahl zu verhindern.
    Bevor Sie jetzt glauben, dass die Menschen einfach alle nur schlecht sind, lesen Sie bitte weiter. Mit einem einfachen Trick konnten nämlich neunzehn von zwanzig Personen dazu gebracht werden, einen Dieb zu stören. Bevor der Forscher jetzt zum Spaziergang aufbricht, sagt er einfach zu den anderen Strandgästen: «Ich bin kurz mal weg, würden Sie bitte auf meine Sachen achten?» Wenn jetzt der Dieb kommt, hat fast jeder Angesprochene das Radio im Auge und wird sofort aktiv.

Warum wir Scharlatanen so gern auf den Leim gehen
    In der Commitment- und Konsistenzregel liegt übrigens auch eine der Ursachen dafür, warum Menschen von Wunderheilern, Medien und Scharlatanen gemeinhin so magisch angezogen werden. Um Ihnen diese Behauptung zu verdeutlichen, muss ich ein wenig ausholen.
    Es erleichtert unser Leben ungemein, wenn wir an einer einmal gefassten Meinung festhalten! Das liest sich zynisch, ist aber überhaupt nicht so gemeint. Wir müssen ja so viel denken und entscheiden, um unseren Alltag zu bewältigen, uns mit Massen von Informationen herumschlagen und dann auch noch genau herausfiltern, welche davon für uns relevant sind. Da wir aus allen Informationen sowieso höchstens neun und mindestens fünf Eindrücke herausholen können, ist es sehr sinnvoll, dass wir eine Art Energiesparmodus im Kopf haben, der uns das Denken erleichtert. Es ist von der Natur bestens eingerichtet worden, dass sie uns einen Mechanismus mitgegeben hat, um die Komplexität unseres Alltags besser bewältigen zu können. Die Konsistenz hat also nicht nur Nachteile. Wenn sie jemand allerdings ausnutzt, kann das für uns heftige Folgen haben.
    Nehmen wir weiterhin an, jemand hat eine wirklich tiefgreifende Sorge, er hat einen geliebten Menschen verloren. Die betreffende Person würde alles dafür tun, mit diesem noch einmal reden zu können. Jetzt kommt einer und behauptet, er könne das tatsächlich arrangieren und mit demToten in Verbindung treten. Der Wunsch, dass dieses Angebot doch funktioniert, ist so stark, dass ernsthaft in Erwägung gezogen wird, es anzunehmen. Damit haben wir uns aber schon festgelegt! Der erste Schritt in die Konsistenzfalle ist vollführt. Sobald jemand dem verführerischen Angebot eines Mediums oder Wunderheilers aufgesessen ist, wird es – und zwar aufgrund von Commitment und Konsistenz – sehr schwierig, ihn davon zu überzeugen, dass das alles nur Humbug ist. Nach der ersten Sitzung ist das auch mit sehr guten Argumenten fast nicht mehr möglich. Das ist auch der Grund, warum so viele unglaubliche Geschichten von Medien und Wunderheilern kursieren, die das eigentlich Unmögliche möglich machen können.
    Ein Satz, den ich immer wieder höre, wenn ich mich diesbezüglich skeptisch äußere, lautet: «Jetzt erklär mir aber bitte mal, wie   …» Dann kommt eine wirklich unfassbare Geschichte. Offen gestanden fühle ich mich dann immer ein wenig unwohl. Ich weiß, dass die Wirksamkeit das Maß der Wahrheit ist und es vielen Menschen wirklich hilft, einen Glücksbringer in der Tasche zu haben oder zu einem verantwortungsbewussten Kartenleger zu gehen. Ich rede privat eigentlich viel lieber über Musik, Gitarren, schöne Autos oder gute Serien – die beste ist meines Erachtens übrigens nach wie vor «Die Sopranos». Einige Bekannte reden aber immer wieder gern über ihre Erfahrungen mit Übersinnlichem. Ich kann das verstehen – das Thema ist ja so reizvoll, dass ich einen Teil meiner beruflichen Laufbahn darauf aufgebaut habe. Es ist eine faszinierende Sache, das gebe ich gern zu. Dennoch erkläre ich manche Dinge nicht gern. Der Mentalist Joseph Dunninger hat einmal gesagt: «Für diejenigen, die daran glauben, ist keine Erklärung notwendig,und für diejenigen, die nicht daran glauben, reicht keine Erklärung aus.» Genauso ist es. Der Spruch funktioniert in beide Richtungen: Diejenigen, die fest daran glauben, werden keine Argumente dagegen gelten lassen, und für die anderen ist es nicht notwendig, welche vorzubringen.
    Auf die Bitte: «Jetzt erklär mir das aber bitte mal   …», folgt für gewöhnlich eine Geschichte, die wirklich nicht zu erklären ist. Das kann viele Gründe haben. Einer davon ist, dass es sich vielleicht um eine Story handelt, die einem Arbeitskollegen von der Schwester des Schwagers passierte. Weil sie so gut ist, wurde sie natürlich so oft weitererzählt, dass

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