Denkanstöße 2013
gibt es vierzig Millionen weitere Hektar, die unbebaut sind und auf denen man Palmen, Kiefern und alle möglichen Feldfrüchte anbauen kann. Wenn die Leute Tiere haben möchten, können wir afrikanische Schafe halten, die im Unterschied zu Ziegen nicht alles bis zu den Wurzeln abgrasen. Wenn wir alle tropischen Savannen wiederaufforsten, können wir CO 2 absorbieren â und indem wir Kraftstoff aus Palmöl herstellen, können wir aufhören, noch mehr CO 2 zu produzieren.«
»Ich dachte, die Herstellung von Biokraftstoff aus Palmöl sei lächerlich teuer.«
»Zum heutigen Preis, ja. Doch die Palmen in einer Polykultur wie unserer anzupflanzen, auf Land, das ansonsten brachliegt, ist nicht lächerlich: Es ist intelligent. Es ist ein Verbrechen, Afrikas Dschungel wegen der Produktion von Kraftstoff zu vernichten. Es ist absurd, wenn in Europa oder den Vereinigten Staaten der Anbau von Nahrungsmitteln der Produktion von Biodiesel aus Mais, Zuckerrüben oder Sonnenblumen zum Opfer fällt. Doch Lateinamerikas Savannen sind die am wenigsten ausgebeuteten Böden der Welt. Wir könnten das ganze Jahr über anpflanzen und ständig verschiedene Feldfrüchte aus einem gesunden, durch biologische Vielfalt geprägten System ernten.«
Der Rauch um uns herum wurde dichter. Wir näherten uns den Anden, doch ein Dunstschleier hatte die Berge und die Zivilisation verschluckt, die sich an ihren Ausläufern breitmachte. Vor einer Stunde hatte ich noch in einem sauberen, wohlduftenden Wald gestanden, der so grenzenlos wirkte â Millionen von Bäumen, die nicht einmal dreiÃig Jahre alt und doch schon so hoch und verschiedenartig waren. Doch jetzt schien Gaviotas winzig zu sein im Vergleich zu der Welt voller Unruhen, die uns umgab. War diese Gemeinde wirklich ein Beispiel dafür, wie wir die Welt neu erfinden können? Oder war sie nicht einfach eine nette, irrelevante Anomalie â eine Insel der Vernunft aufgrund ihrer isolierten Lage, wie ein Weiser, der seine Weisheit in einer abgelegenen Höhle schützt?
Der Pilot lieà das Flugzeug ausrollen und stellte dann den Motor ab. Jetzt roch es wieder vor allem nach Asphalt und Abgasen.
Paolo seufzte. »WeiÃt du«, sagte er, »ich wollte nie, dass Gaviotas eine Art Ãko-Puppenhaus wird oder ein Pilotprojekt oder ein Spielzeug für Nichtregierungsorganisationen. Ich wollte der Welt zeigen, wie man ein Ãkosystem aufbaut und erhält. Manchmal denke ich, dass Biodiesel vielleicht unsere bedeutendste Chance ist. Die Menschen würden Energie anpflanzen, statt sie aus der Erde zu klauben. Die würde die lebende Haut des Planeten wiederherstellen. Das Gleichgewicht der Atmosphäre hängt von der Biomasse des Planeten ab. Biodiesel ist vielleicht der einzige Weg, um die Chemie der Atmosphäre im Gleichgewicht und die globale Erwärmung unter Kontrolle zu halten.«
Träumte er? Konnten wir wirklich unsere Motoren und gleichzeitig unsere Welt haben?
»Wir müssen weiterträumen«, antwortete Paolo. »Wenn man nicht träumt, schläft man. Die wirkliche Krise ist kein Mangel an Ressourcen: Sie ist ein Mangel an Vorstellungskraft.«
Das Leuchten war in seine Augen zurückgekehrt. »Stell dir nur vor«, sagte er, und sein Mund zeigte ein leises Lächeln. »Stell dir vor, jeder auf der Erde müsste mindestens drei Bäume pflanzen â¦Â«
Zu weiterführenden Informationen:
http://www.friendsofgaviotas.org
http://www.centrolasgaviotas.org
Thesen
Aus Naturwissenschaft und Erziehung
Tobias Hürter
Was zwischen Wachen und Träumen alles geschieht
Klarträumen
Der kleine Stephen liebte Abenteuerserien. Damals, in den 1950er-Jahren, ging man noch jede Woche ins Kino um die Ecke, um sie zu sehen. Eines Tages fand Stephen eine Möglichkeit, sie zu sich nach Hause zu holen â gratis ins Bett. Er erwachte aus einem Traum, in dem er ein Unterwasserpirat gewesen war. Stephen war begeistert und nahm sich vor, in der nächsten Nacht in den Traum zurückzukehren und die Geschichte weiterzuträumen â die nächste Folge seiner ganz privaten Serie. Er schaffte es. Und noch mehr. Im Traum war ihm bewusst, dass er träumte. Er war gleichzeitig Regisseur und Schauspieler.
Stephen LaBerge hatte seinen ersten »luziden« Traum gehabt, ohne das Wort zu kennen. Kaum jemand kannte es damals. Schon normale Träume galten als
Weitere Kostenlose Bücher