Denken hilft - frische Ideen für Gedächtnis und Kreativität

funktioniert, aber warum fällt uns der gedrehte Mund nicht gleich auf den ersten Blick auf? Warum erst dann, wenn wir das Bild wieder richtig herum betrachten? Eine Erklärung ist, dass wir die beiden Bilder auf unterschiedliche Art und Weise wahrnehmen. Bei der Wahrnehmung des linken, unbearbeiteten, Bildes flüstert uns das Gehirn: »Hallo du. Das Bild steht zwar auf dem Kopf, aber glaube mir: Der Typ lächelt. Das habe ich als dein Gehirn mal kurz berechnet, denn ich bin in der Lage, auch gedrehte Gesichter zu analysieren.« Bei der Wahrnehmung des rechten, getricksten, Bildes flüstert uns das Gehirn: »Hallo du. Ich sehe einen Mund mit Mundwinkeln, die nach oben zeigen. Das ist ein Muster, das ich verdammt gut und schon lange kenne. Also glaube mir: Der Typ lächelt. Ach ja, und übrigens, das Bild steht auf dem Kopf.« Im zweiten Fall dominiert also das Smile-Muster das ganze gedrehte Drumherum. Und tatsächlich: Ein Smile, ein Lächeln, das ist ein Muster, das jedes Hirn der Welt, egal welcher Kultur, egal in welchem Alter, auf Anhieb erkennt und mit den Eigenschaften Freundlichkeit und Zuwendung verbindet. Kein Wunder also, dass dieses Muster auch in der Werbung so viel benutzt wird: In Anzeigen für Uhren zum Beispiel bilden großer und kleiner Zeiger immer ein Smile: um zehn Minuten nach zehn, oder um zehn Minuten vor zwei. Uhren sind wahrscheinlich das einzige Produkt, das man zu einer bestimmten Tageszeit fotografieren muss, damit die Anzeige ihre Wirkung nicht verfehlt. Peter Thompson jedenfalls hat mit seiner Thatcher-Illusion die Wirkung nicht verfehlt. Und auch ich freue mich, wenn Sie durch das Drehen des Buches einen Perspektivenwechsel der besonderen Art genießen.

Äpfel mit Birnen vergleichen? Unbedingt!
Kreative Köpfe begeben sich in Parallelwelten, entdecken Ähnlichkeiten und finden Metaphern.
    In Anzeigen für Autos findet man oft Headlines wie: »Fahren wie auf Schienen«. Politiker beschwören die »Steuererklärung auf dem Bierdeckel«. Maradona schießt Tore mit Hilfe der »Hand Gottes«. Und wenn ich in einem blubbernden Whirlpool liege, kann ich mir vorstellen, wie sich »Spaghetti beim Kochen« fühlen. Vergleiche sind ein Wundermittel. Sie sind der Anker im Großhirn, der Nährboden für gute Ideen, der Funke für den Geistesblitz, der platzende Knoten, die Frucht der Erkenntnis, der Stein der Weisen und das Ei des Kolumbus. Die erste Lektion für den ideenreichen Kopf lautet deshalb: Vergleiche! Vergleiche alles mit jedem. Vergleiche Äpfel mit Birnen. Vergleiche deine Ideen mit rohen Eiern ohne Schale. Vergleiche Zeit und Raum mit einem Ritt auf einem Lichtstrahl, wie einst Einstein. Vergleiche! Das heißt: Suche nach Ähnlichkeiten, die nicht offensichtlich sind, die dich selbst überraschen  – und andere erst recht.
    Â 
    Ãœberraschende Ähnlichkeiten sind ein beliebtes Witzprinzip: Was haben ein U-Boot und ein Notebook gemeinsam? Kaum macht man ein Fenster auf, fangen die Probleme an. Man kann den Spieß aber auch umdrehen: »Haben Sie denn überhaupt nichts mit Ihrer Frau gemeinsam?«, fragt der Scheidungsrichter. »Doch, wir haben am selben Tag geheiratet!«
    Â 
    Auch für Werber ist die Suche nach Vergleichen Alltagsarbeit. Da gibt es ein Produkt, für das eine Werbeidee gesucht wird. Sagen wir mal: eine Socke. Und natürlich hat die Socke eine Eigenschaft, die sie einzigartig macht. In unserem Fall ist diese Herrensocke – mehr als alle anderen Socken auf der Welt – besonders
modisch. Und am Ende heißt die Headline dann: »Krawatten für die Füße«. Die Werbekampagne der Marke Elbeo war ein Riesenerfolg, nicht zuletzt wegen der konsequenten Umsetzung auch als Bildmotiv.
    Â 
    Aus Vergleichen entstehen Ideen für Tagungen und Events. Wenn ein Unternehmen sich mit einem Team auf einem Segelboot vergleicht, dann lautet das nächste Tagungsmotto schnell mal »Segel setzen für den Erfolg« oder »Kurs auf Höchstleistung«. Das Segelboot übrigens ist die Top-Metapher aller Tagungen in Deutschland, dicht gefolgt von der Formel 1 und der Fußballmannschaft. Im WM-Jahr 2006 hat die Fußballmannschaft in der Beliebtheit sogar kurzfristig mal das Segelboot überholt. Aber die Zeiten ändern sich. Seit der Finanzkrise sind Minigolf und Orientierungslauf im Kommen.
    Wo sind die Ideen, bevor man sie hat?
Über