Denken hilft - frische Ideen für Gedächtnis und Kreativität
Spurensicherung stammten und schlieÃlich einer Mitarbeiterin der Verpackungsfirma zugeordnet werden konnten. Das Phantom löste sich in Luft auf. Und eine Welle medialer Häme ergoss sich über die Fahnder: So eine einfache Erklärung! Ist doch total naheliegend! Da hätten die draufkommen müssen!
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Ich verrate Ihnen mal was: Man hätte sich keine bessere Geschichte ausdenken können, um über die Tücken des »Draufkommens« zu philosophieren. Da gibt es ein Problem: eine Reihe ungelöster Verbrechen. Zur Lösung steht ein bewährtes Werkzeug zur Verfügung: die DNA-Analyse. Aber leider gibt es eine falsche Annahme, und die lautet: DNA-Spuren stammen vom Täter. Aus der falschen Annahme wird eine falsche Schlussfolgerung gezogen: Es muss an jedem Tatort derselbe
Täter gewesen sein. Und schon schwirrt ein Serientäter in den Köpfen der Fahnder herum: das Phantom von Heilbronn. Schnell reduziert sich das ganze Problem, die ganze Aufmerksamkeit, auf eine viel zu enge Fragestellung. Wer ist das Phantom von Heilbronn? Wer ist diese Fratze des Grauens? Ein harmloses Wattestäbchen! Auf die frappierende Lösung, dass die Spurensicherung ihre Spur selbst mitgebracht hat, ist lange niemand gekommen. Zu lange. Die Gründe dafür sind dieselben, die uns auch im Alltag davon abhalten, Lösungen und Ideen zu finden: Wir machen Dinge so wie immer, wir benutzen Werkzeuge aus Gewohnheit, wir hinterfragen Annahmen nicht, wir ziehen falsche Schlussfolgerungen, wir denken nicht über die Grenzen des Problems hinaus, wir wollen nichts falsch machen, wir stehen unter Erfolgsdruck. In einem Satz zusammengefasst: Wir haben Phantome im Kopf und übersehen die Wattestäbchen.
Alles eine Frage der Perspektive
Wie man Miete spart, besonders viel Eis abkriegt und seine Probleme an Biene Maja delegiert.
Wenn Sie die Perspektive wechseln, sieht die Welt gleich ganz anders aus. Nehmen wir an, Sie wohnen in dem einzigen hässlichen Fünfzigerjahrebau in einer StraÃe mit lauter traumhaft schönen Altbauten. Hervorragend. Dann haben Sie gleich zwei Gründe, sich zu freuen: Sie sind der Einzige, der, wenn er aus dem Fenster schaut, nur traumhaft schöne Altbauten sieht. Und Sie sparen eine Menge Miete. Die Perspektive wechseln heiÃt: Sie müssen sich bewegen. Sie müssen den Standort ändern, von dem aus Sie eine Sache betrachten. Eine verschlossene Klotür kann ein echtes Problem sein, wenn Sie davorstehen, aber eine ganz gute Lösung, wenn Sie dahinter sitzen.
Drei Minuten bis zum Spielende kann eine Ewigkeit sein, wenn Sie in Führung sind, und ein Verpuffen von Sekunden, wenn Sie zurückliegen. Ein Glas ist halbleer, wenn Sie Durst haben, und halbvoll, wenn Sie Unternehmensberater sind. Alles eine Frage der Perspektive.
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In eine fremde Rolle zu schlüpfen, ist ebenfalls ein effizienter Weg, die Perspektive zu wechseln. Wenn wir als Think-Theatre für Unternehmen arbeiten, nutzen wir diesen Effekt. Wir haben einmal 400 Führungskräfte in die Rolle von Reportern schlüpfen und eine Zeitung über ihr Unternehmen produzieren lassen. Die Zeitung enthielt Kommentare, Cartoons, Leserbriefe, Horoskope, Wettervorhersagen und Wirtschaftsnews. Sie steckte voller Sichtweisen und Ideen, die sonst niemand geäuÃert hätte. In Rollen beginnen Menschen zu spielen. Und sie überwinden Verhaltensmuster. In Workshops lassen wir Teams humorvolle Parodien auf bekannte TV-Formate entwickeln. Wenn dann Marketing und Vertrieb Schmidt und Pocher spielen oder der komplette AuÃendienst eine Sportschau inszeniert, dann wird auf einmal sichtbar, was sonst unterm Teppich bliebe. Und das ist die erste Voraussetzung für eine Veränderung.
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Wenn Menschen nicht die Perspektive wechseln, dann können sie zwar miteinander reden und reden und reden. Aber im Grund verschwenden sie ihre Energie, um ihren Standpunkt zu verteidigen â nicht um die Sache voranzutreiben. Das hat auch Edward de Bono erkannt und eine geniale Methode entwickelt: The Six Thinking Hats, die Denkhüte. Die Idee ist, dass die Mitglieder eines Teams ständig ihre Standpunkte wechseln  â und dabei sechs sehr unterschiedliche Perspektiven einnehmen. Jeder Perspektive entspricht ein farbiger Hut: Der weiÃe Hut steht für die Information, der rote Hut für Emotion und Leidenschaft, der schwarze für die Bewertung, der gelbe für Optimismus, der
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