Denken hilft zwar, nutzt aber nichts
erwerben gedenken.
Wenn aber unsere Entscheidungen häufig durch zufällige erste Anker beeinflusst werden, wie wir bei unseren Experimenten gesehen haben, dann spiegeln unsere Entscheidungen und Tauschgeschäfte nicht unbedingt genau den wirklichen Genuss oder Nutzen wider, den wir aus diesen Produkten ziehen. Mit anderen Worten, wir treffen in vielen Fällen Entscheidungen auf dem Markt, die möglicherweise nicht widerspiegeln, wie sehr wir verschiedene Dinge wertschätzen. Wenn wir also diese Genusswerte gar nicht genau berechnen können, sondern häufig willkürlich gesetzten Ankern folgen, dann ist keineswegs klar, dass wir besser wegkommen, wenn wir die Gelegenheit zu einem Tauschgeschäft wahrnehmen. Es könnte zum Beispiel sein, dass wir wegen eines ungünstigen ersten Ankers fälschlicherweise etwas, das uns eine Menge Genuss verschafft (dessen erster Anker aber bedauerlicherweise nicht sehr fest war), gegen etwas eintauschen, das unsweniger Genuss verschafft (aber durch irgendeinen zufälligen Umstand einen festen ersten Anker hatte). Wenn Anker und die Erinnerung an diese Anker – und nicht Präferenzen – unser Verhalten bestimmen, warum wird der Tauschhandel dann als Schlüssel zur Maximierung des persönlichen Glücks (Nutzen) bejubelt?
Was bedeutet das konkret für uns? Wenn wir nicht darauf vertrauen können, dass die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage die optimalen Marktpreise bilden, wenn wir uns nicht darauf verlassen können, dass die Mechanismen des freien Marktes uns bei der Maximierung unseres Nutzens unterstützen, dann müssen wir uns vielleicht anderweitig umschauen. Dies gilt insbesondere für elementare gesellschaftliche Aufgaben wie die medizinische und die Wasser- und Stromversorgung, die schulische Bildung und andere wichtige Ressourcen. Wenn Sie die Prämisse gelten lassen, dass Marktkräfte und freie Märkte den Markt nicht immer zum Besten regeln, dann finden Sie sich möglicherweise unter denjenigen wieder, die glauben, dass die Regierung (eine vernünftige und wohlüberlegt handelnde Regierung, wie wir hoffen) in einigen Bereichen des Marktes stärker eingreifen muss, selbst wenn dies eine Einschränkung des freien Unternehmertums bedeutet. Sicher, ein freier Markt, der ausschließlich auf Angebot und Nachfrage basiert, wäre ideal, wenn wir uns wirklich rational verhalten würden. Wenn wir uns aber nicht rational, sondern irrational verhalten, dann sollte die Politik diesen wichtigen Faktor nicht außer Acht lassen.
DREI
Der hohe Preis für null Kosten
Warum wir oft zu viel bezahlen, wenn wir nichts bezahlen
Haben Sie schon einmal nach einem Gutschein für ein Gratispäckchen Kaffeebohnen gegriffen – obwohl Sie gar keinen Kaffee trinken und nicht einmal eine Kaffeemühle besitzen? Was hat es auf sich mit all den Gratisportionen, die Sie bei einem Büfett auf Ihren Teller gehäuft haben, obwohl Sie bereits Bauchschmerzen haben von den vielen Köstlichkeiten, die Sie schon gegessen haben? Und was ist mit dem unnützen Gratiszeug, das sich bei Ihnen angesammelt hat – dem Werbe-T-Shirt des Radiosenders, dem Teddybären, der der Schachtel Pralinen zum Valentinstag beigefügt war, dem Magnetkalender, den Ihnen Ihr Versicherungsvertreter jedes Jahr schickt?
Es ist kein Geheimnis, dass man ein gutes Gefühl hat, wenn man etwas umsonst bekommt. Wie sich herausstellt, ist null nicht einfach ein anderer Preis. Null ist ein emotionaler Volltreffer – eine Quelle irrationaler Begeisterung. Würden Sie etwas kaufen, das von 50 Cent auf 20 Cent herabgesetzt wurde? Vielleicht. Würden Sie es kaufen, wenn es von 50 auf zwei Cent herabgesetzt wäre? Vielleicht. Würden Sie zugreifen, wenn es von 50 Cent auf null Cent herabgesetzt wäre? Mit Sicherheit!
Was hat es mit null Kosten auf sich, dass wir sie so unwiderstehlich finden? Warum macht dieses Gratis! uns so glücklich? Schließlich kann es uns ganz schönen Ärger bereiten: Dinge, die zu erwerben wir nie in Betracht gezogenhaben, werden unglaublich attraktiv, sobald wir sie kostenlos bekommen. Haben Sie nicht schon einmal bei einer Konferenz Kugelschreiber, Schlüsselanhänger und Notizblöcke eingesteckt und das meiste zu Hause dann doch weggeworfen? Haben Sie nicht schon einmal lange (zu lange) Schlange gestanden, nur um eine Gratisportion Eis zu bekommen? Haben Sie nicht schon einmal ein Produkt, das Sie ursprünglich gar nicht haben wollten, doppelt gekauft, nur um ein drittes Exemplar kostenlos zu
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