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Denken hilft zwar, nutzt aber nichts

Denken hilft zwar, nutzt aber nichts

Titel: Denken hilft zwar, nutzt aber nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Ariely
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Illusion hin, dass wir uns notfalls jederzeit wieder auf eine niedrigere Stufe begeben können, obwohl das in Wirklichkeit nicht möglich ist. Sich »verschlechtern« und in ein kleineres Haus oder eine kleinere Wohnung zu ziehen wird beispielsweise als Verlust empfunden; es verursacht psychischen Schmerz, und wir sind bereit, alle möglichen Opfer zu bringen, um solch einen Verlust zu vermeiden – selbst wenn uns wegen der monatlichen Hypothek mit der Zeit das Wasser bis zum Hals steht.
    Ich selbst versuche, mich bei jeder Transaktion (insbesondere bei einer größeren) zu verhalten, als wäre ich ein Besitzloser, um so ein wenig Distanz zwischen mir und demGegenstand meines Interesses herzustellen. Dabei bin ich mir zwar nicht sicher, ob ich dieselbe Interesselosigkeit gegenüber materiellen Dingen erreiche wie ein hinduistischer Sannyasin, aber zumindest gebe ich mir Mühe, in dieser Hinsicht so gleichmütig wie möglich zu sein.

ACHT
Ein Hintertürchen offenhalten
     
    Warum uns Wahlmöglichkeiten von unserem Ziel ablenken
     
    Im Jahr 210 v. Chr. führte ein chinesischer Heereskommandeur namens Xiang Yu seine Truppen über den Jangtse, um die Armee der Qin-Dynastie anzugreifen. Nachdem seine Truppen am Flussufer die Nacht verbracht hatten, entdeckten sie am Morgen zu ihrem Schrecken, dass ihre Schiffe brannten. Eilig standen sie auf, um sich gegen die Angreifer zur Wehr zu setzen, doch bald stellten sie fest, dass Xiang Yu selbst die Schiffe in Brand gesteckt und außerdem die Zerstörung aller Kochtöpfe angeordnet hatte.
    Xiang Yu erklärte seinen Männern, dass sie ohne die Kochtöpfe und ohne Schiffe keine andere Wahl hätten, als bis zum Sieg zu kämpfen oder unterzugehen. Dieses Vorgehen brachte ihm zwar keinen Platz auf der Liste der beliebtesten Befehlshaber in der chinesischen Armee ein, bewirkte aber eine enorme Konzentration der Soldaten: Sie packten ihre Lanzen und Pfeile und Bögen, stürmten voller Ingrimm gegen den Feind an, gewannen neun Schlachten in Folge und fügten den Hauptkampfeinheiten der Qin-Dynastie eine vernichtende Niederlage zu.
    Diese Anekdote über Xiang Yu ist deshalb bemerkenswert, weil sie dem normalen menschlichen Verhalten völlig widerspricht. In der Regel können wir den Gedanken, keine Wahlmöglichkeit zu haben, nicht ertragen. Mit anderen Worten: Die meisten Menschen hätten an Xiang Yus Stelle einen Teilder Armee losgeschickt, die Schiffe zu bewachen für den Fall, dass man sie für den Rückzug brauchte; und sie hätten einen anderen Teil zum Kochen abgestellt für den Fall, dass die Armee ein paar Wochen festsitzen sollte. Anderen Soldaten hätten sie befohlen, Papierrollen aus Reis zu stampfen für den Fall, dass der mächtige Qin ihre Kapitulationsbedingungen unterzeichnen musste (was natürlich höchst unwahrscheinlich war).
    In der heutigen Welt arbeiten wir stets fieberhaft daran, uns alle Möglichkeiten offenzuhalten. Wir kaufen einen ausbaufähigen Computer für den Fall, dass wir unbedingt den neuesten Hightech-Schnickschnack brauchen. Wir schließen die Versicherung ab, die zusammen mit dem hochauflösenden Plasmafernseher angeboten wird, für den Fall, dass der große Bildschirm kaputtgeht. Wir lassen unsere Kinder an allen erdenklichen Aktivitäten teilnehmen für den Fall, dass eine davon ihre Leidenschaft für Sport, Klavierspielen, Französisch, biologischen Gartenbau oder Taekwondo entfacht. Und wir kaufen uns einen Luxus-Geländewagen, nicht weil wir wirklich damit rechnen, einmal querfeldein zu fahren, sondern weil wir, für den Fall, dass wir es doch tun, etwas Spielraum unter den Achsen haben möchten.
    Auch wenn wir uns dessen nicht immer bewusst sind, zahlen wir einen Preis dafür, mehrere Optionen zu haben. Wir legen uns einen Computer zu, der mehr Funktionen hat, als wir benötigen, oder eine Stereoanlage mit einer unnötigen, teuren Zusatzgarantie. Und wir vergeben die Zeit unserer Kinder und unsere eigene – und die Chance, dass sie in einer Sache richtig gut werden –, wenn wir versuchen, ihnen Erfahrung in allen möglichen Bereichen zu verschaffen. Indem wir zwischen den Dingen hin und her springen, die wichtig sein könnten, vergessen wir, die notwendige Zeit für die Dinge aufzuwenden,die wirklich wichtig sind. Es ist ein Selbsttäuschungsmanöver, und zwar eines, in dem wir bemerkenswert geübt sind.
    Vor diesem Problem stand auch einer meiner Studenten, ein äußerst begabter junger Mann namens Joe. Er hatte soeben die erforderlichen

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