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Denken hilft zwar, nutzt aber nichts

Denken hilft zwar, nutzt aber nichts

Titel: Denken hilft zwar, nutzt aber nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Ariely
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später eine Pizza geliefert.) Ein dritter Raum ist vollkommen schwarz gestrichen. In einem vierten befinden sich Toiletten, deren Wände mit den verschiedenstenWandmalereien geschmückt sind: Wenn man auf die Palme oder den Sambatänzer drückt, erschallt Musik, die auf dem Computer im Partyraum gespeichert ist (natürlich legal aus dem Internet heruntergeladen).
    Vor wenigen Jahren streifte Kim, eine meiner Forschungsassistentinnen, eines Nachmittags mit einem Laptop unter dem Arm durch die Flure auf dem Ost-Campus. Sie klopfte an jede Tür und fragte die Studenten, ob sie sich etwas Geld verdienen wollten, indem sie sich an einem kurzen Experiment beteiligten. Wenn die Antwort positiv ausfiel, trat sie ein und suchte sich (manchmal mühsam) einen Platz, wo sie ihren Laptop aufstellen konnte.
    Wenn das Programm für das Experiment hochgeladen war, erschienen auf dem Bildschirm drei Türen: eine rote, eine blaue und eine grüne. Dann erklärte Kim den Teilnehmern, sie könnten einen der Räume betreten, indem sie einfach eine bestimmte Tür (rot, blau oder grün) anklickten. Mit jedem weiteren Klick in dem jeweiligen Raum konnten sie eine bestimmte Geldsumme verdienen. Wenn zum Beispiel in einem Raum zwischen einem und zehn Cent geboten wurden, bekamen sie mit jedem Mausklick einen Betrag innerhalb dieser Spanne. Auf dem Bildschirm erschien dann jeweils der Gesamtbetrag, den sie angehäuft hatten.
    Um bei diesem Experiment die Höchstsumme zu erzielen, mussten die Studenten den Raum mit den größten Zahlungen finden und darin so oft wie möglich die Maustaste betätigen. Das war keineswegs so banal, wie es sich anhören mag. Bei jedem Wechsel in einen anderen Raum wurde ein Klick verbraucht (insgesamt durfte jeder Teilnehmer hundert Mal klicken). Einerseits war der Wechsel zwischen den Räumen eine gute Strategie, um den höchstmöglichen Gewinn herauszufinden. Doch wenn man andererseits hektisch von einer Türzur nächsten rannte (und von Raum zu Raum), verbrauchte man Klicks, mit denen man ansonsten hätte Geld verdienen können.
    Albert, ein Geigenspieler (er wohnte im Haus der Verehrer von Dark Lord Krotus), war einer der Ersten, der sich für das Experiment zur Verfügung stellte. Er war sehr leistungsorientiert und entschlossen, mehr Geld bei dem Spiel zu gewinnen als alle anderen. Als Erstes wählte er die rote Tür und betrat den würfelförmigen Raum.
    Kaum war er drinnen, klickte er die Maus an. Auf dem Bildschirm wurden 3,5 Cent angezeigt. Erneutes Anklicken: 4,1 Cent. Beim dritten Klicken erhielt er einen Cent. Nachdem er noch ein paar weitere Beträge in diesem Raum eingeheimst hatte, wandte er sich der grünen Tür zu, klickte sie sofort an und trat ein.
    Hier erhielt er 3,7 Cent für den ersten Klick, 5,8 Cent für den zweiten und 6,5 Cent für den dritten. Unten auf dem Bildschirm wuchs sein Gewinn. Der grüne Raum schien besser zu sein als der rote – was aber war mit dem blauen? Albert betrat mit einem Klick diesen letzten unerforschten Raum. Hier erzielte er bei vier Klicks jeweils unter vier Cent. Das konnte man vergessen. Rasch kehrte er zur grünen Tür zurück (wo es etwa fünf Cent pro Klick gab), verbrauchte den Rest seiner 100 Klicks in diesem Raum und erhöhte damit seinen Gewinn. Am Ende fragte Albert, wie er abgeschnitten habe. Kim lächelte und sagte, er sei bis jetzt einer der Besten.
     
    Albert hatte unsere Vermutung hinsichtlich des menschlichen Verhaltens bestätigt: Bei einer einfachen Versuchsanordnung und einer klaren Zielvorgabe – in diesem Fall, Geld zu verdienen – finden wir mit großem Geschick die Quelle, die uns zu diesem Ziel führt. Auf Liebesbeziehungen übertragen, hatteAlbert im Grunde ein Rendezvous mit einem Mädchen ausprobiert, dann ein zweites mit einem anderen Mädchen und sich schließlich noch auf einen kurzen Flirt mit einem dritten eingelassen. Doch nach diesen Versuchen war er zum besten Rendezvous zurückgekehrt – wo er für den Rest des Spiels blieb.
    Aber, um ehrlich zu sein, Albert hatte es ausgesprochen leicht gehabt. Selbst als er sich mit anderen Mädchen herumtrieb, warteten die übrigen geduldig darauf, dass er in ihre Arme zurückkehrte. Doch was, wenn die anderen Mädchen sich nach einer gewissen Zeit vernachlässigt fühlten und drohten, ihm den Rücken zuzukehren? Angenommen, seine Wahlmöglichkeiten würden eingeschränkt. Würde Albert darauf verzichten, oder würde er versuchen, so lange wie möglich alle Wahlmöglichkeiten

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