Denken Sie nicht an einen blauen Elefanten!
Bewusstseinszustände, in denen Menschen weniger Schmerz empfinden
als gewöhnlich, das war mir damit klar. Meine persönliche Erkenntnis: Wenn ich durch gezielte Aufmerksamkeit und Suggestionen
meinen Schmerz abschalten kann, dann gehen in diesem Zustand auch ganz andere Dinge, die für meine persönliche Lebensqualität
sehr nützlich sein können. Genau darum geht es im Folgenden.
Atmen: Luft zum Reflektieren
Wenn Sie ähnliche Methoden für sich selbst anwenden wollen, ist es zunächst sinnvoll zu lernen, Ihre Gedanken schweigen, ja
geradezu ziehen zu lassen und dabei körperlich zu entspannen. Und vielleicht in eine Meditation zu gelangen. Eine zentrale
Rolle hierbei spielt die Atmung, was beispielsweise das autogene Training nach Edmund Jacobson nutzt. Unter Stress wird Ihre
Atmung flacher und schneller. Besinnen Sie sich in einer solchen Situation auf Ihre Atmung, werden Sie wieder ruhiger, falls
Sie die Technik ausreichend beherrschen. Daher kommt letztlich auch der Ausspruch: «Jetzt atme erst mal tief durch.»
Die folgende Technik habe ich von Serge King, einem Psychotherapeuten und Autor zahlreicher Bücher, gelernt. Durch diese Methode
können Sie innerhalb sehr kurzer Zeit herunterkommen. Zudem ist sie ganz einfach. Konzentrieren Sie sich nur beim Einatmen
auf den höchsten Scheitelpunkt Ihres Kopfs und beim Ausatmen auf Ihren Bauch. Wenn Sie das einige Minuten lang machen, werden
Sie merken, dass Ihre Gedanken – Sie halten keinen Gedanken fest – kommen und gehen und dass Sie sich körperlich mehr und mehr entspannen. Da die Energie
der Aufmerksamkeit folgt, richten Sie Ihre Gedanken und Ihr Körpergefühl automatisch auf die richtigen Stellen – es ist wirklich
so einfach, wie es hier klingt.
|146| Allein mit dieser einen einfachen Möglichkeit können Sie möglicherweise Ihre Kopfschmerzen lindern. Auch Ihren Kindern können
Sie beibringen, in Ruhe und ohne Hilfe einzuschlafen. Diejenigen unter Ihnen, die welche haben, wissen, was für ein Segen
es ist, wenn sie immer zur selben Zeit ins Bett kommen und nicht im Haus herumgeistern, bis man selbst nur noch ganz übermüdet
ins Bett torkelt. Für mich ist die Serge-King-Relax-Regel eine sehr wichtige Hilfe bei meiner Arbeit. Ohne sie wäre ich nicht
in der Lage, die Konzentration zu entwickeln, die ich für meine Arbeit brauche.
Entspannen: die Kraft der Ruhe
Nachdem Sie Ihre Atmung kontrollieren können, widmen Sie sich Ihrem ganzen Körper. Um zu entspannen, ist es sinnvoll, sich
einen ruhigen Ort zu suchen, an dem man sich wohl fühlt und an dem Sie nichts ablenkt. Wenn Sie richtig tief entspannen wollen,
dann bitten Sie Ihre Familie, Sie ungestört zu lassen, und schalten Sie Ihre Telefone aus. Falls Sie Kinder haben, kann es
extrem schwierig sein, eine solche Ruhesituation zu erreichen. Für die Familienmenschen unter Ihnen habe ich einen Tipp des
Autors Jan Weiler: Hängen Sie an Ihre Tür ein Schild für Ihre Kinder. Die Aufschrift: «Bitte lasst mich kurz allein, außer
es gibt Essen oder es blutet.»
Wenn Sie an Ihrem bevorzugten Ort sind und Ihre Atmung ruhig ist, können Sie nach Ihrer bevorzugten Methode entspannen. Eine
sehr gute ist die Jacobson’sche Muskelrelaxation. Ich selbst bin im Alter von drei Jahren durch meine Mutter mit dieser Methode
vertraut gemacht worden. Sie hatte damals einen Walkman – das war zu dieser Zeit eine mittlere Sensation –, einen original Sony-Walkman. Für heutige Verhältnisse ist das Gerät so groß, dass man Sie dafür auslachen würde, jeder
Laptop ist mittlerweile handlicher. Damals allerdings wirkte das Ding extrem cool. Ich habe immer wieder beobachtet, dass
meine Mutter den Kopfhörer aufzog, das Gerät |147| einschaltete und sofort einen entspannten Gesichtsausdruck bekam. Mein kindliches Hirn reagierte, und ich dachte mir, dass
sie da wohl eine extrem gute Geschichte hören müsste, wahrscheinlich «Die rote Zora» oder «Jim Knopf und die Wilde 13». Als
ich sie darauf ansprach und fragte, warum sie so gern Walkman hörte, erklärte sie mir, mit der Kassette vernehme sie eine
sehr angenehme Stimme, die ihr sagte, sie solle sich entspannen. Als ich dann eines Abends nicht einschlafen konnte, setzte
sich meine Mutter neben mein Bett und gab mir den Walkman. Was ich an diesem Abend erlebte, war ein weiteres Schlüsselerlebnis
für mich: Allein durch den perfekt gesprochenen Text vom Band kam ich sofort runter, konnte
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