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Denken Sie nicht an einen blauen Elefanten!

Titel: Denken Sie nicht an einen blauen Elefanten! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Havener
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Später reicht es dann, den ausgewachsenen Elefanten mit einem
     Seil an einen dünnen Baum zu binden. Er unternimmt noch nicht mal den Versuch zu fliehen. Durch die Erfahrung mit der Eisenkette
     wurde das Tier programmiert zu glauben, jede Fixierung sei unüberwindlich.
    |143| Ein Beispiel, das ich nur kurz erwähnen möchte, ist das von der Hummel, die nach den Gesetzen der Physik nicht fliegen kann
     – es aber trotzdem tut, weil sie das nicht weiß. Ich habe genau von diesem Exempel 1998 zum ersten Mal in einer Rede gehört,
     die ich am Monterey Institute of International Studies gedolmetscht habe. Damals fand ich die Geschichte toll. Allerdings
     wurde sie mitterweile von ausnahmslos jedem Businesstrainer benutzt, den ich seither gehört habe. Die Story ist zwar gut,
     in meinen Augen aber ein wenig überstrapaziert. Wenn unsere Überzeugungen uns also begrenzen, wie wir gerade gesehen haben,
     dann sollten wir uns als Nächstes damit befassen, woher diese Überzeugungen kommen. Was bringt uns denn dazu, gewisse Dinge
     einfach als Gesetz anzunehmen?
    Erinnern Sie sich an das Unterbewusstsein? Überzeugungen resultieren aus Erfahrungen. Sie sorgen dafür, dass wir die Dinge
     nicht mehr neutral betrachten, sondern durch einen Filter. Erfahrungen müssen wir nicht unbedingt selbst machen. Es reicht
     schon, wenn unsere Eltern oder Freunde uns oft genug gesagt haben, was wir können und was nicht, was wahr ist oder eine Lüge.
     Daraus resultieren schließlich unsere Überzeugungen. Sei es durch unsere Zustimmung, aber auch durch Ablehnung des Behaupteten.
     So entwickeln wir eingefahrene Denkweisen. Unsere persönliche Gebrauchsanweisung für die Welt. Diese ändert sich beständig.
     Und sehr oft wandelt sich die Welt schneller, als wir unsere mentale Gebrauchsanweisung modifizieren. Wir laufen dann mit
     einer völlig veralteten Anleitung herum und merken es nicht einmal. Oder doch? Wir müssen ständig die Perspektive wechseln.
     Nur das erweitert unser Blickfeld.
    Anleitung zum Über-sich-Hinauswachsen
    Im Kapitel «Body and Mind – zwei in eins» haben wir gesehen, dass Körper und Geist eine Einheit darstellen. Beide beeinflussen
     sich gegenseitig. In einigen Fällen ist der Körper überlegen, |144| in anderen siegen die Gedanken. Ein einziges Zusammenspiel mit fließenden Grenzen. Es gibt viele Beispiele, die belegen können,
     dass sich der Geist so stark auf eine Sache konzentriert, dass der Körper seine Meldefunktionen zurückfahren muss. Ein eindrucksvoller
     Beleg dafür spielte sich vor über 20   Jahren in einem Hinterzimmer einer Riegelsberger Kneipe ab: Ich selbst war Zeuge, wie mein Vater einen Bekannten hypnotisierte
     und suggerierte, seine rechte Hand wäre völlig taub, vollkommen ohne Gefühl. Das Medium bestätigte den Effekt umgehend. Daraufhin
     packte mein Vater eine Injektionsnadel aus und fragte, ob er sich diese Nadel jetzt durch die Haut des Handrückens stechen
     würde. Zu meiner großen Verwunderung bat der Bekannte daraufhin meinen Vater, ihm dabei zu assistieren und die Haut am Handrücken
     mit Daumen und Zeigefinger anzuheben. Als er dem Wunsch nachkam, packte der Freund – selbst Mediziner wie mein Vater – die
     Nadel aus und stach sie sich – ohne auch nur mit der Wimper zu zucken – durch die Haut ins Fleisch. Den Anblick genossen wir
     dann einige Momente fassungslos, bevor er sich die Nadel wieder selbst herauszog. Mein Vater hob daraufhin die Suggestion
     wieder auf, und alles war wie immer. Dabei floss noch nicht mal ein Tröpfchen Blut.
    Kürzlich sah ich in einer großen deutschen Fernsehshow, wie ein Hypnotiseur eine solche Suggestion mit einer Prominenten durchführte.
     Das Publikum war begeistert, und am nächsten Tag wurde über die Nummer sogar in der
Bild-
Zeitung berichtet. Damit jetzt keine falschen Vermutungen aufkommen: Mein Vater ist sehr seriös und wendet seine Hypnosekenntnisse
     nur an, um seinen Patienten die Angst vor dem Zahnarzt beziehungsweise der Untersuchung zu nehmen und sie weitgehend schmerzfrei
     zu behandeln. Ich hatte eine wohlbehütete Kindheit und war nicht jeden Abend in den Hinterzimmern irgendwelcher Kneipen unterwegs.
     An dieses Erlebnis aber kann ich mich noch ganz genau erinnern, denn es hatte einen ganz |145| besonderen Stellenwert für mich. Verständlicherweise. Und diese Geschichte zeigt mehrere Dinge recht deutlich. Erstens: Meine
     Eltern sind ziemlich cool. Und zweitens: Offensichtlich gibt es

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