Denken Sie nicht an einen blauen Elefanten!
abnehmen möchte – völlig
egal. Alles ist für jeden machbar. Werfen wir doch mal einen Blick auf die Realität und die persönlichen Schicksale der vermeintlichen
Genies: Sehr viele der selbsternannten Heilsverkünder sind pleite, können wegen schwerer Krankheit nicht mehr auftreten oder
sind sogar darüber depressiv geworden. Ist das nicht seltsam?
Ich denke, an ein so wichtiges Thema wie die Neuausrichtung des Denkens sollte man mit sehr viel Respekt und Verantwortungsbewusstsein
herangehen. Es reicht halt nicht aus |194| zu sagen: «Denk positiv, und alles wird schon wieder gut.» Und überhaupt: Wohin möchten denn die meisten Menschen dadurch
gelangen? Letzten Endes ist der kleinste gemeinsame Nenner meist derselbe Wunsch: das Glücklichsein. Egal, ob wir uns ein
neues Auto aussuchen, vom perfekten Partner oder dem großen Haus träumen – wir wollen zuverlässig ein Stückchen vom Glückskuchen
auf unserem Teller sehen. Nach dem Motto: «Wenn ich erst in meiner Villa wohne, werde ich endlich eins mit mir sein.» Für
diejenigen, die ihr Glück an solche Bedingungen knüpfen, habe ich eine schlechte Nachricht: Forschungen haben gezeigt, dass
wir langfristig nicht froh werden, wenn wir nur erfolgreich sind, sondern dass es genau umgekehrt ist: Wir werden erfolgreich,
sofern wir glücklich sind! Dann denken wir erst günstig über die Welt. Glückliche Menschen haben ein stärkeres Immunsystem,
können altruistisch handeln, und sie akzeptieren sich selbst und andere. Daraus resultiert, dass sie in besseren Beziehungen
leben, im Beruf vorankommen und letzten Endes ein erfüllteres Leben leben. Der Grund dafür liegt also nie in Äußerlichkeiten.
Die Fähigkeit zum Glücklichsein ist eine Kraft, die von innen kommt. Denn: Alle Macht kommt von innen.
Leider zäumen viele das Pferd von hinten auf: Wenn ich endlich Geld habe, bin ich zufrieden, dann werde ich glücklich. Immer
wieder tun sie das. «Sie tun unablässig immer mehr des Falschen», so sagt Paul Watzlawick. Vielleicht ist es einfacher, ein
gutes Leben zu führen, wenn man genügend Geld hat – die Sache ist nur, dass ein glücklicher Mensch Wege finden wird, ausreichend
viel zu verdienen, wogegen einem unglücklichen Menschen auch Reichtum nicht helfen kann. Diesen Zusammenhang hat der Wissenschaftler
Philip Brickman von der Northwestern University untersucht. Das Ziel seiner Studie bestand darin, herauszufinden, wie sehr
Materielles das Glücksempfinden der Menschen beeinflusst. Für seine Forschungsarbeit traf der Wissenschaftler Menschen, die
einen größeren |195| Geldbetrag gewonnen hatten. Aus dem Telefonbuch suchte er darüber hinaus weitere Probanden nach dem Zufallsprinzip aus. Jetzt
wurden alle – Lottogewinner und Nichtlottogewinner – gebeten, ihr Glücksbefinden in einem bestimmten Moment zu bewerten. Zusätzlich
sollten beide Gruppen einschätzen, wie glücklich sie in Zukunft wohl sein würden. Darüber hinaus sollten sie angeben, wie
sich kleine Freuden des Alltags – ein Gespräch mit Freunden, ein guter Witz oder ein Kompliment – auf ihr persönliches Glücksempfinden
auswirken.
Das Ergebnis der Studie war klar: Die Lottogewinner waren nicht glücklicher, aber auch nicht unglücklicher als die sonstigen
Teilnehmer. Auch die persönliche Zukunft wurde ähnlich eingestuft. Das heißt: Sobald wir unsere Alltagsbedürfnisse befriedigen
können, bedeutet Materielles weniger. Kurzfristig geben uns der neue Anzug oder das tolle Auto vielleicht einen Kick, dennoch
wirken sich die Güter langfristig nicht auf unser Glücksempfinden aus. Wir gewöhnen uns schnell an unsere neuen Lebensumstände
und denken uns nichts Besonderes mehr dabei, einen schicken Wagen zu fahren. Zugegeben – es kommt auch auf den Wagen an. Ich
kenne Menschen, die freuen sich auch nach Jahren noch jedes Mal, wenn sie den Schlüssel umdrehen. Beschäftigen wir uns jetzt
mit den Faktoren, die dazu beitragen, dass wir langfristig zufrieden werden. Diese Strategie allein führt übrigens erfahrungsgemäß
zu mehr Geld. Sollte das Ihr Ziel sein, sie bekommen es immer noch obendrauf.
Richard Wiseman schreibt in seinem Buch «59 Seconds», dass 50 Prozent unserer Fähigkeit, glücklich zu sein, genetisch angelegt sind. Der deutsche Titel des Buchs lautet übrigens «60 Sekunden» – offensichtlich sind wir Deutschen eine Sekunde später glücklich als unsere Freunde auf der Insel. 50 Prozent
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