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Denkwürdigkeiten aus meinem Leben [microform]

Titel: Denkwürdigkeiten aus meinem Leben [microform] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 1769-1843 Caroline Pichler , 1881-1925 Emil Karl Blümml
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väterlichen Hause mit, und findet hier ganz an-dere. Über vieles setzt sich wohl ein wohlgeordnetes Gemüt hinaus aus Liebe zu dem Gatten, aus Liebe zum
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    Frieden. Auch werden zwei junge Gemüter, sich selbst überlassen, sich leichter ineinander finden und schicken. Schroffer, kälter, starrer stehen die Ansichten der Schwiegereltern, ihre Eigenheiten dem fremden Teil gegenüber, und es kommt dann darauf an, ob die alten Leute nachgeben und in ihren späten Jahren sich eine Art ton Unterordnung gefallen lassen oder ob die jungen Leute sich willenlos hingeben sollen ? Im.mer muß ein Teil, die Alten oder Jungen, geopfert werden, und wer das Leben kennt, wird hier nicht von Nach-geben, Ausweichen usw. sprechen. Im engen Zu-sammenleben treten solche Verschiedenheiten grell und immerwährend hervor, und die jungen Leute müssen sehr gut sein, und sich sehr lieben, wenn sich nicht durch dies Zusammensein mit den Eltern des einen Teils ein Keim der Unzufriedenheit erzeugt,,der in der Folge bittere Früchte trägt. Und hier ist nur von Verschiedenheit der Angewöhnungen, der Le-bensweise die Rede. Wie aber, wenn heftige Leiden-schaften, bedeutende Unarten, Zanksucht usw. bei einem oder andern der Mitglieder eines so eng verbun-denen, doppelten Haushalts hervortreten; wenn große Verstimmungen entstehen und sich ärgerliche Auftritte, empörende Zänkereien daraus entwickeln ? Bei uns war dies. Gottlob! nie der Fall, und dennoch machte uns dies Zusammenleben nicht glücklich. Es tötete manche unserer jugendlichen Freuden im ersten Keim und säte manchen bösen Samen, der spät bittere Früchte trug.
    Hier ist wohl der Ort, wo ich nach einer glücklichen Ehe von mehr als vierzig Jahren meinem vortrefflichen Gatten den innigsten Dank für die Güte, Nachsicht, Liebe und Geduld sagen kann, mit welcher er sich durch
    die ersten ganzen 19 Jahre unserer Ehe in ein solches schwieriges Verhältnis gefügt, und mich nie mit einem Worte oder auch nur mit einem Blicke hat fühlen las-sen, wie viele Opfer es ihn gekostet, wie viele seiner' und meiner besten Freuden auf diesem unerbittlichen Altar des notwendigen Zus^nmenlebens mit den Schwiegereltern geschlachtet wurden. Gott segne ihn dort dafür; denn nie werde ich es ihm vergelten können.
    Meine Lebensweise im Hause meiner Eltern erlitt wenig Veränderung, nur schlief ich und kleidete mich in einem andern Zimmer; denn so wie mein Mann in sein Bureau ging, und selbst wenn er zu Hause war, forderte meine Mutter alle die Dienstleistungen und Pflichten von mir, die mir als Mädchen obgelegen hatten. — Das war schon ein sehr schwerer Punkt für uns beide; denn da wir mit den Eltern auch früh-stücken, zu Mittag und Abend essen sollten, blieben uns kaum einzelne Augenblicke, in welchen wir uns" angehören durften. Mein Vater zeigte mehr Nach-sicht und Achtung für mein neues Verhältnis, und ob^ gleich auch er nicht auf die Leistungen und Aushülfen ganz verzichtete, welche er von mir zu erhalten ge-wohnt war, so fühlte ich doch wohl, daß er mir mehrj Freiheit ließ. Er erkannte als Mann die Rechte seines-Schwiegersohnes an, wo hingegen meine Mutter bei , ihrer oben geschilderten Denkart gegen das männliche Geschlecht von keinem Rechte desselben etwas wissen wollte.
    Wir fühlten wohl beide den Druck, der auf uns lag, und fühlten ihn manchmal schmerzlich, mir aber half die Gewohnheit des Gehorchens und mein heiterer
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    Sinn über manche holprige Stelle meines Lebensweges hinüber, und mein Mann liebte mich so sehr, daß er auch nicht oder nur selten sich beklagte, und so ver-ging der erste Sommer unserer Ehe ziemlich vergnügt.
    Mit dem Herbste bezogen wir unsere neue kleine, aber sehr angenehme Stadtwohnung, welche in dem-selben Stockwerke wie die meiner Eltern gelegen, mit der ihrigen eigentlich eine ausmachte, und zu der sie. mir später noch ein daranstoßendes Zimmer der ihri-gen einräumten. Voll Freuden, unser eigenes Nest-chen für uns zu haben, bezogen wir es vielleicht zu früh; denn die Öfen waren noch nicht alle gesetzt, und die frisch geweißt und gemalten Wände feucht. In einer der ersten Nächte wurde ich von einer heftigen Kolik befallen, aber wenig bekannt mit Krankheiten und meiner guten Natur vertrauend, wollte ich Aveder meinen Mann noch unsere Magd im Schlafe stören, und erst gegen Morgen, als ich es nicht mehr vor Schmerzen aushalten konnte, weckte ich Pichler, der sogleich um den Arzt schickte. Dieser, ein treuer Freund unseres Hauses,

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