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Denkwürdigkeiten aus meinem Leben [microform]

Titel: Denkwürdigkeiten aus meinem Leben [microform] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 1769-1843 Caroline Pichler , 1881-1925 Emil Karl Blümml
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Ge-stalten sowohl in den Grafen von Hohenberg als in an-dern meiner Novellen bewegten, und wozu eben diese Geschichte den Hintergrund bildete. Eine unglücks-volle Epoche hatte ich mit Fleiß gewählt, die Zeit, wo die Kinder K. Albrecht des Ersten, vor allen die un-garische Königin Agnes Blutrache wegen der Ermor-dung ihres Vaters an vielen edlen Familien nahmen, und diese düstere Färbung, sowie sie über jener Epoche und jetzt auch in meiner Seele waltete, verbreitete sich über das ganze Gedicht. Keine Neigung blieb ver-schont, kein noch so zufriedenes Verhältnis ungestört. Es hatte sich mir aus den Erfahrungen jener traurigen Zeit der Glauben aufgedrungen, daß es hiernieden kein wahres Glück gebe; daß unsere edelsten Freuden nur Täuschungen saien und alles uns auf Jenseits hinweise. Dieses Glaubensbekenntnis sprach sich am vollständig-sten in dem Liede aus, welches Agnes singt ^^2):
    Was weinst du Pilger dieser Erden, Drückt dich des heißen Tages Last?
    O blick' auf dich, auf deine Brüder,
    Wer ist denn glücklich ? frag ich dich.
    Und dennoch schwebt im Sonnenscheine
    Ein reizend Bild vor unserm Blick.
    In der Gestalt der schönsten Triebe Schwebt es der heitern Jugend vor, Es zeigt als Freundschaft sich, als Liebe, Es lockt uns noch durch heiße Triebe, Und zieht uns von der Erd' empor.
    Wie mutig folgen wir den Winken, Wie reich an innrer Seligkeit! Wir sehn im Tau die Blume blinken, Wir pflücken sie — die Blätter sinken Zerstört vom Hauch der Wirklichkeit.
    Verblichen ist die Glut der Farben, Entflohn des Duftes zarter Geist —
    O murre nicht — nicht zum Genießen Sind wir in diese Welt gesandt. —
    Dorthin, dorthin geht das Verlangen, Dort wird uns unser Wünschen klar, Dort sehn wir unsre Blumen prangen, Dort wird kein Hoffen hintergangen, Wo alles ewig ist und wahr.
    In diesem Liede sprach sich mein damaliges innerstes Gefühl aus, und es ist der rechte Schlüssel zu dem ganzen Roman.
    Ähnliche Ansichten, nur in einer etwas veränderten Richtung, gaben mir die Idee zur Erzählung: Alt und neuer Sinn^^s). Es war der grelle Kontrast zwischen der treuherzigen, frommen, einfachen Vorzeit und der rastlos strebenden, ungläubigen, nie gesättigten Gegen-wart. Die wirklichen-Ereignisse, daß soTnanche unserer Güterbesitzer bei dem Aufrufe der Landwehr ihre Untertanen bewaffnet und sich an ihre Spitze gestellt hatten, boten mir willkommene Verflechtungen. So entstand jene Erzählung, in welcher Cäcilie die neue Sinnesart gegenüber der alten Blankenwerths dar-stellte und beide in dem Konflikt zugrunde gehen, wo denn zuletzt Gewerbefleiß und Fabrikswesen sich das Besitztum ritterlicher Vorgänger aneignen. Ohne es zu ahnen, hatte ich mit dieser Novelle das Wohlwollen und höhere Interesse einer verdienstvollen Dame, der Gräfin C**y^^*), gewonnen. Ihr Gemahl, ein schöner, jugendlicher und zufälligerweise wie Blanken werth blon-der Mann, dessen Besitzungen tief im Gebirge lagen, war ebenfalls in jenem verhängnisvollen Jahre 1809 zur Landwehr gegangen, hatte sich sehr wacker gehalten, und war bei Raab geblieben. Als ich ein paar Jahre
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    darauf nach Lilienfeld und Mariazeil reiste, lernte ich diese Frau kennen, welche in jener Erzählung eine Art Verklärung ihres tapfern Gemahls gefunden hatte und mir darum recht gut geworden war.
    Auf diese und ähnliche Weise hatten mir meine Sjchrif-ten manches wohlgeneigte Herz in der Nähe und Ferne gewonnen, und was mich stets am meisten freute, es war sehr oft nicht sowohl die Schriftstellerin als das weibliche Gemüt, die Frau selbst, was man in meineii Schriften achtete und mit Wohlwollen auffaßte. Das war und ist ein schöner Gewinn, der mir durch Gottes Gnade, nebst dem unsäglichen Vergnügen, welches mir die Ausübung meines Talentes gewährte, noch darüber zuteil ward^24a^.
    Während ich noch, zwischen Wehmut über die Ver-gangenheit und Sorge für die Zukunft befangen, an den Grafen von Hohenberg arbeitete, und eine schwer-mütige Freude darin fand, mich in die Leiden und Schmerzen, Entsagungen und Enttäuschungen dieser Geschöpfe meiner Einbildungskraft zu versenken, zu-gleich die Bilder jener himmhsch schönen Gegenden von Guttenstein, Scharnstein, Lilienfeld, dem Alben-see usw. wieder lebhaft zurückzurufen und den Ein-druck zu schildern, mit dem ihre halbwilden, halb-düstern Reize mich selbst berührt hatten, als ich sie das erstemal sah, erschütterte plötzlich eine ebenso folgen-reiche als unerwartete Neuigkeit ganz Wien, ganz

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