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Denkwürdigkeiten aus meinem Leben [microform]

Titel: Denkwürdigkeiten aus meinem Leben [microform] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 1769-1843 Caroline Pichler , 1881-1925 Emil Karl Blümml
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rechtliche Fa-milie zum Teil oder gänzlich um ihr Vermögen brachte. Auch das unsrige litt bedeutenden Verlust, sowohl da-mals als späterhin, da selbst Kapitalien, die lange vor jeder Entwertung-der Bankozettel in den Jahren 1797 oder 1798 angelegt worden waren, uns zwanzig Jahre später in Einlösscheinen zurückgezahlt wurden, wo-gegen dann keine Protestation geholfen hätte, weil das Patent ausgesprochen hatte: Einlösscheine sind Kon-ventionsmünze^*!).
    Doch über das alles ist damals genug geklagt, räson-niert, gebeten, versucht worden, die Ansprüche blie-
    ben stehen — das Geld war verloren und nun haben einige zwanzig Jahre jene Wunden vernarbt oder die verletzten Herzen ruhen längst im kühlen Grab^")^
    Bei Hofe und überall war bedeutende Freude über die Geburt jenes Prinzen, und Baron Tettenborn, der im forcierten Kurierritt diese frohe Nachricht in 8 oder 9 Tagen von Paris nach Wien brachte, war mit seiner Neuigkeit und dem Erstaunen über seine kühne Reise durch mehrere Tage der Gegenstand aller Gespräche ^*2^,
    Der heiße Sommer kam nun und brachte mir allerlei Angenehmes und Unangenehmes, ja Schmerzliches, Die innig von mir verehrte Frau von Schlegel hatte sich für den Sommer eine Gartenwohnung in unserer Nachbarschaft genommen; wir sahen uns oft, und unsere Kinder, Philipp Veit^^), damals ein hübscher Junge von etwa i6—17 Jahren, und meine Tochter, unge^ fähr 13 oder 14 Jahre alt, trieben sich im Garten spie-lend und scherzend umher. Welche Veränderung bis jetzt! Veit ist ein berühmter Maler geworden und ist Vater von sechs Kindern — meine Tochter ist Witwe und Mutter von fünf Kindern, von denen ihr Gott drei ließ, welche unser Alter verschönern. —
    Unsere Freundinnen, Baronin Richler und ihre Schwestern, brachten den Sommer in Döbling zu. Die jüngste, Nanette, hatte schon lange gekränkelt — als-Folge einer schwächlichen Konstitution und mancher geheimen Kränkung, welche ihr die Untreue eines Mannes verursacht, der um mehrere Jahre jünger als sie, ^ie im Anfang mit jugendlicher Leidenschaft um-' faßt, und endlich um einer jüngeren und sehr schönen, genauen Freundin Nan^ettens willen verlassen hatte***), — Es war eben auch eine Sapphogeschichte, wie sie iiur zu gewöhnlich vorfallen; wo die Verirrung einef
    jugendlichen Phantasie mit der Zeit der natürlichen Wirkung der Jugend und Wohlgestalt weichen muß. Noch während Nanette mit ziemlich schnellen Schrit-ten dem Grabe zueilte, entriß ganz unvermutet eine heftige plötzliche Krankheit uns einen andern bewährten und unvergeßHchen Freund, Heinrich von Collin**^), der seit seinem ersten Auftreten in der Hterarischen Welt in dieser sowohl als in seinen amthchen Beziehun-gen eine glänzende Karriere gemacht hatte, Hofrat und Leopoldördensritter geworden war. Der amtliche Fleiß, die Geistesanstrengung, welche durch doppelte Richtung — als Dichter und Geschäftsmann — seine Kräfte in zu großen Anspruch nahm, hatten seine Na-tur erschüttert, und einer gefährlichen Krankheit, einem Nervenfieber, das ihn im JuH dieses Jahres be-fiel, nur zu leichtes Spiel gemacht. Es war ein heißer Sommernachmittag, als er von Schlegel — die damals unweit von uns in einem Garten wohnten *^^) — zu uns herüber kam und sich Wasser in einem gewissen gläser-nen Kruge, den er wohl kannte und öfters bei uns daraus zu trinken pflegte, ausbat. Ich goß es ihm mit Himbeersaft ab, er ruhte eine Weile bei uns, erfrischte sich mit dem Tranke, klagte aber sehr über Unbehag-lichkeit und Mattigkeit. Es war das letzte Mal, daß wir ihn sahen. In einigen Tagen ergriff ihn die Krankheit mit voller Macht, und am 29., wenn ich nicht irre, trat     die Lücke, welche er in unserm Kreise gelassen, ist nicht mehr ausgefüllt worden, wie denn überhaupt nie ein Mensch durch einen andern, der an seine Stelle tritt, im rechten Sinne ersetzt werden kann.
    Bald nach CoUins Tode endete denn auch Nanette Porta, und hinterließ ihre beiden altern Schwestern in tiefer Trauer und uns alle in Wehmut um sie. Es war ein ausgezeichnetes Mädchen, voll Geist und Leb-haftigkeit, und ihr Verlust in

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