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Denkwürdigkeiten aus meinem Leben [microform]

Titel: Denkwürdigkeiten aus meinem Leben [microform] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 1769-1843 Caroline Pichler , 1881-1925 Emil Karl Blümml
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von Sach-sen, der sich fest an die französische Partei angeschlos-sen hatte. Des Sohnes Schritt konnte und mußte also den Vater kompromittieren. Dazu kam noch das allbe-kannte Verhältnis Körners zu Fräulein Adamberger, welches seinen Entschluß, die Waffen in einer Zeit zu ergreifen, wo ihm das Glück der Liebe und Häuslich-keit an der Seite eines ausgezeichneten Mädchens
    winkte, sehr überraschend machte, da Körner hier sehr geachtet war, und bei den trüben Aussichten, der in jeder Hinsicht so achtungswerte Jüngling doch allen viel zu gut für Kanonenfutter dünkte. Dies war näm-lich der Gesichtspunkt, aus dem damals die meisten sei-nen Entschluß und den wahrscheinlichen Erfolg des Unternehmens der Preußen betrachteten.
    Allmählich änderte sich diese Stimmung. Die Furcht^ die Verzagtheit, erzeugt durch ein Unglück vieler Jahre und durch die niederschlagenden Erfahrungen, wie übel uns Österreichern in den Jahren 1805 und 1809, so wie Preußen 1806 der Versuch bekommen war, sich der Riesenmacht Napoleons entgegenzusetzen — fing nach und nach an, sich aus den allzu gedrückten Gemütern zu verlieren. Sicher war nach den Ereignissen des Win-ters 1812 die französische Armee nicht mehr das, was sie vor dieser Epoche gewesen. Und hatten wir Öster-reicher nicht die erhebende Erfahrung gemacht, daß jene Armee in ihrer ganzen frühern Stärke und Macht im Angesicht unserer Vaterstadt 1809 durch den Erz-herzog Karl war geschlagen und in eine Lage versetzt worden, welche, wenn die Umstände — oder andere uns verborgene Triebfedern nicht entgegengewirkt, und die Verfolgung dieses glänzenden Sieges gehindert hät-ten, den furchtbaren Feind vielleicht von seiner, bis da-hin glänzenden Siegesbahn schon damals zurückge-drängt haben würde ? Diese Erfahrung hatten wir für unsere beginnenden Hoffnungen, und so manches hi-storische Beispiel, wo ernster Entschluß und verzwei-felter Mut Unglaubliches bewirkt, und kleine Haufen zu Siegern über große Heere gemacht hatten, konnte jeder sich selbst ins Gedächtnis rufen. Sie wurden uns aber auch in Gedichten und andern Schriften in Er-
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    innerung gebracht, und trugen das Ihrige bei, um die Hoffnung auf glücklichen Ausgang zu erheben, oder im schlimmem Fall den mutigen Entschluß zum letzten entscheidenden Kampf zu stählen *^^).
    Von verschiedenen Seiten kamen nun insgeheim oder mehr öffentlich Nachrichten von Bewegungen, die sich an mehreren Punkten zu gestalten anfingen, ähnlich den ersten Tropfen des schmelzenden Eises nach der starren, stummen Winternacht, wenn der erste noch schwache Strahl der Sonne es berührt, und das leise Ge-räusch, das die fallenden machen, auch der erste Le-benslaut der bis dahin toten, erstarrten Natur scheint. Man flüsterte sich von Tirol, von einigen deutschen Fürsten zu, und die Hoffnung regte die jungen Flügel stärker.
    In den geselligen Kreisen waren diese Hoffnungen sehr oft der Gegenstand der Gespräche und die Dich-tungen unserer vorzüglichen Geister — Schillers, Col-lins, Raupachs^"') — dessen Name dazumal genannt zu werden begann — deren ganzer Geist ernst, würdig und dahin gerichtet war, den Kampf der Freiheit mit der Naturnotwendigkeit zu begünstigen, machten sehr oft, von einem oder mehreren, nach den RoUen verteilt, vorgelesen, ein Hauptvergnügen unserer Abendunter-haltungen aus. Längst schon hatten wir in unserm Hause Goethes, Schillers und anderer Stücke auf diese Weise mit großem Genüsse vorgetragen. Jetzt — im März 1813—war es beschlossen worden, bei der Baro-nin von Matt ^^^), einer sehr gebildeten, sogar gelehrten Dame, welche sich mit Astronomie beschäftigte und eine Sternwarte in ihrem Hause hatte errichten lassen, die Braut von Messina vorzulesen. Bei dieser Frau hatte sich wöchentHch einmal derselbe Kreis von ge-

    Josef Freiherr von Hormayr Stich von Thomas Benedetti — k. k. Fidei-Commiß-Bibliothek, Wien
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    meinschaftlichen Freunden, worunter sich sehr gebil-dete Frauen und mehrere ausgezeichnete Gelehrte, wie Hamnier, Schlegel, Adam MüUer**^) usw. befanden, ver-sammelt, der früher im Hause meiner verstorbenen Freundin Flies zusammenkam. BaronHormayr und ein Herr Rupprecht'^""), der selbst ein artiger Dichter war, hatten die Rollen der beiden Söhne übernommen; eine sehr hübsche Frau, der man ein sehr lebhaftes Interesse für den einen dieser Herren zuschrieb, soUte die Bea-trice, und ich die Rolle der Mutter lesen. Ich war in jener Zeitepoche sehr oft unwohl

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