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Denkwürdigkeiten aus meinem Leben [microform]

Titel: Denkwürdigkeiten aus meinem Leben [microform] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 1769-1843 Caroline Pichler , 1881-1925 Emil Karl Blümml
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bei andern; für mich eine Quelle stiller, aber tiefempfundener geistiger Genüsse. Das ist nun jetzt anders geworden;
    aber ich glaube nicht, daß das gesellige Leben da-durch gewonnen hat.
    An jenem verhängnisvollen Abend wollten nun die bei Baronin Matt Gegenwärtigen eine unverkennbare Betroffenheit an Baron Gagern bemerkt haben, und durchaus nicht unwahrscheinlich ist es wohl, daß er entweder im Ganzen für die Erfüllung seiner patrioti-schen Wünsche viel von Hormayrs Tätigkeit erwartet hatte, die nun, wie durch einen BHtzstrahl, plötzlich gelähmt war, oder daß er vielleicht nicht ganz fremd in den Plänen und Unternehmungen war, welche seinem Freunde diese erschütternde Katastrophe zuzogen.
    Vergebens bemühte man sich, zu erraten, von wel-cher Art diese Unternehmung gewesen oder welche Verräterhand sie mitten im Entstehen schon vereitelt. Vage Gerüchte und Mutmaßungen wiesen auf Unter-handlungen mit den Tirolern hin, die im Jahre 1809, nachdem ihre Tapferkeit allein sie von der Knecht-schaft der Franzosen befreit hatte, dennoch im Frie-densschluß abermals abgetreten werden mußten. Man erzählte sich, daß mehrere dieser seiner unglücklichen Landsleute Umgang und Verkehr mit Hormayr ge-pflogen, daß neuerdings Entwürfe zur Abschüttelung des fremden Joches gemacht worden, und daß Hor-mayr hier im stillen tätig gewesen sein sollte. Andere erzählten Unglaublicheres, das an Rittermärchen grenzte, und das mir und vielen allzu romantisch, ge-wagt und — daß ich es frei sage — zu unrecht und tö-richt schien, um vernünftige und sogar sehr hochge-stellte Männer, die die Lage der Dinge und die Men-schen kennen mußten, solcher chimärischen Pläne fähig zu halten'07).
    Wie dem immer gewesen sein mag, Hormayr ward
    gefangen von hier weggeführt, niemand wußte warum ? und wohin ? bis es nach einiger Zeit bekannt wurde, daß man ihn nach Munkäcs gebracht, und seine Freunde waren voll Trauer um ihn besorgt, ohne etwas für ihn tun zu können.
    . Indessen hatte der Gang der allgemeinen Ereignisse manche ausgezeichnete Menschen nach Wien geführt, mit welchen ich in nähere oder fernere Berührungen kam. Mein Zusammentreffen mit Alexander von Hum-boldt'°^) bei Schlegel, wo ich schon dessen Bruder und Schwägerin längere Zeit vorher getroffen, hätte mir wohl den bedeutendsten Genuß gewährt, wenn es et-was mehr als ein bloßes von Gesicht Kennenlernen ge-wesen wäre. Aber er teilte — und noch weiß ich durch-aus nicht warum ? — die Nichtachtung, ich möchte sagen Geringschätzung gegen mich, welche mir seine Verwandten bewiesen blatten, so daß, da der Kreis, in dem wir uns bei Schlegel befanden, sehr wenig zahl-reich war, ich bald ohne alle Ansprache, wie verloren, da gesessen hätte, indes Herr und Frau vom Hause mit ihren ausgezeichneten Gästen beschäftigt waren, wenn nicht ein sehr schönes und interessantes Mädchen, Fräu-lein Nina, die Nichte des Hofrats von Hartl, nach-malige Frau von Overbeck'"^), sich meiner angenom-men, und ein Gespräch mit mir angeknüpft hätte. Eine zweite, gegen mich viel freundlicher gesinnte Erschei-nung war der damalige österreichische Hauptmann, jetzt, wie ich glaube, General Baron von Pfuel'^") in . preußischen Diensten. Ihn hatte, so wie Varnhagen und andere, der Zeitensturm nach dem Unglück seines Vater-landes in den Jahren 1806—1807 nach Österreich ge-führt, das ja auf dem Festlande, Spanien vielleicht aus-genommen, allein noch in Waffen gegen den allge-
    meinen Unterdrücker stand. Baron Pfuel war der erste Errichter oder Einrichter der, nachher durch ihre Nütz-lichkeit so bewährten Schwimmschulen hier und in Prag. Bei nicht angenehmen, fast häßlichen Gesichts-zügen machte ihn eine schöne Figur und ungemeiner Anstand, eine Klarheit des Geistes, die ganz aufs Prak-tische zu gehen schien, und dennoch das Übersinnliche, das Unbegreifliche mit großer Gewalt erfaßte, sowie ausgebreitete Kenntnisse und der feinste Ton im Um-gang zu einer höchst bedeutenden Persönlichkeit. Bei Frau von Flies und auch in unserm Hause sah und sprach ich ihn oft, und eine homogene Art über die all-gemeinen Ereignisse zu denken und zu empfinden, machte ihn uns allen wert.
    Ein anderer ausgezeichneter Mann war Adam von Müller, später österreichischer Konsul in Leipzig und zuletzt Hofrat in der Staatskanzlei. Er war mit seiner sehr angenehmen Frau'^^) und zwei damals kleinen Mäd-chen nach Wien gekommen, um, wie es schien und sich auch bewährte, hier

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