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Denkwürdigkeiten aus meinem Leben [microform]

Titel: Denkwürdigkeiten aus meinem Leben [microform] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 1769-1843 Caroline Pichler , 1881-1925 Emil Karl Blümml
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Witz, Lichter Verstand und ein gefühlvolles Herz allein sprechen in ihm zum Verstände und zum Herzen". Das Gefühl ist wahr und echt. Karoline Pichler ist ein Beweis dafür, daß „auch das schöne Geschlecht durch eine literarische Bildung außerordentlich gewinnen könne", besonders wenn es nicht gelehrt sein wolle, sondern seine Mitschwestern nur belehren will, was es besser tun könne als die Männer. „Die Idee des Buches ist »ehr einfach und ihre Ausführung meistenteils vortrefflich," wenn auch die Natur der Aufsätze der Verfasserin kein sehr weites Feld zur Entfaltung ihrer Talente darbot, aber was möglich war, das leistete sie. „Die Gegenstände, die sie beschreibt, sind sehr glücklich gewählt, mit Wahrheit geschildert, mit innigem Gefühle und hellem, oft philosophischem Geistesblick angewandt." Wenn sie ihren Blick auf häusliche und gesellschaftliche Verhältnisse ihres Geschlechtes senkte, „dann sind ihre Gefühle von der zartesten Innigkeit". Zum Beweise dafür druckt Merkel das Gleichnis „Der Schmetter-ling" ab. Selbst das, was sie zuviel gibt, „ist meistenteils so wahr und schön: man gesteht, es wäre ein Verlust, wenn sie es wegge-schnitten hätte".
    Julius Wilhelm Fischer (Reisen durch Österreich, Ungarn, Steyermark, Venedig, Böhmen und Mähren in den Jahren 1801 und 1802. I, [Wien 1803], S. 211) meint im August 1802, Karoline Pichler „hat liebliche, herzliche Dichtungen unter dem Nahmen Gleichnisse geschrieben. Sie schweben sanft spielend um die Seele des Lesers, wie ein frischer, glänzender Thautropfe um die leicht gefärbte Rose." Ähnlich urteilte Josef Rohrer (Versuch über die deutschen Bewohner der österreichischen Monarchie. II, [Wien 1804], S. 10) über die Gleichnisse, „deren Blumenauswahl auf die geschmackvollste Naturfreundinn hinweiset. Man fühlet es in jedem Blatte, daß diese Dichterinn, gleich dem Idyllen-Sänger Geßner, neben einem vortrefflichen Talente zur Dichtkunst auch ausgebreitete Kenntnisse in dem anmuthigen Felde des Pflanzen-reiches und dem schönen Gebiethe der zeichnenden Künste haben müsse. Lasset uns eine ähnliche Dichterinn um so willkommener seyn, je seltener man Dichter dieser Art unter uns trifft." Ganz enthusiastisch klingen die Worte des J. B. v. M(edniansk)y (Über-blick des neuesten Zustandes der Litteratur, des Theaters und des Geschmackes in Wien. I, [Wien 1802], S. 13 f.): „Ich war so glücklich, die in unsern Gegenden rühmlichst bekannte und mehr vielleicht als in ihrer Vaterstadt selbst geschätzte Dichterin Karoline Pichler,

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    geborene von Greiner kennen zu lernen. Mit einer Achtung, welche von Verehrung wenig verschieden ist, bemerkte ich auch in ihrem Umgange jene interessante Vereinigung zarter Weiblichkeit mit männlicher Tiefe des Gefühls und philosophischer Stärke der Gedanken, welche in ihren unlängst erschienenen Gleichnissen sich so anziehend und mit allem Zauber einer lieblichen Farben-gebung äußert. Dieselbe sanfte Melancholie, derselbe schüchtern verschlossene Harm, welche in den meisten der früheren Poesien dieser Dichterin auf den lebhaften Reiz fröhlicher Bilder, wie das Mondlicht auf eine Laube der Freude und Liebe den magischen Schleyer süßer Wehmuth haucht; lebt auch in diesen Blättern, und indem er mit hohem didaktischem Verdienste in ein harmonisches, jede Saite des Gefühls wohlthätig berührendes Ganze verfließt; so wird dieses schöne Denkmal einer großen weiblichen Seele für jedes unerfahrne Mädchenherz so lange ein vortreffliches Bildungsbuch bleiben, als es der modernen Erziehung nicht ganz gelingen wird, alle Empfänglichkeit für reinere Genüsse und aUe Sehnsucht nach Befriedigung feinerer Gefühle zu unterdrücken."
    Ein unbekannter Rezensent (Allgemeine Literatur-Zeitung. 1801. I, Qena 1801], Sp. jSSf.) weist mit Recht darauf hin, daß der Titel besser Vergleichungen als Gleichnisse heißen sollte und daß der Gedanke selbst in Deutschland nicht neu sei, denn Joh. Jak. Engel (Der Philosoph für die Welt), A. Meißner (Skizzen), Anton Wall (Bagatellen) und Christian Scriver (Gottholds zufällige Andach-ten) haben in ähnlicher Weise die unbelebte Natur zu philosophi-schen und morahschen Sätzen in Beziehung gesetzt. Er lobt den edlen, gefühlvollen Ton in den Gleichnissen, die Sorgfalt des Aus-druckes und den moralischen Endzweck und meint, daß KaroUne Pichler mit diesem Werk nicht nur ihre männlichen Kollegen in Wien beschäme, sondern sich einen nicht unbedeutenden

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