Denkwürdigkeiten aus meinem Leben [microform]
frangalse. Paris 1896. S. 645.
^^) Karl Josef Fürst Clary und Aldringen (1777—1831), ein Enkel des Fürsten de Ligne, betätigte sich als Schriftsteller und Zeichner, organisierte 1809 ein Landwehrbataillon und mimte wiederholt auf Privattheatern mit Talent (Lulu Gräfin Thür-heim, Mein Leben I, S. 133; oben S. 324). Er überbrachte 1810 Kaiser Napoleon den ersten Brief seiner neuangetrauten Gemahlin Maria Luise nach Compiegnes (Thürheim, I, S. 332f.). Er hatte den Spitznamen „Lolo", war heiter, originell und liebenswürdig, dabei aber sehr kapriziös und störrisch (ebd. II, S. 145). Er schrieb Denkwürdigkeiten, die noch ungedruckt sind. Vgl. Wurzbach II, S. 38if.
^ Johann Fürst Liechtenstein (1760—1836), k. k. Feldmar-schall und Großkreuz des Maria-Theresienordens, einer der aus-gezeichnetsten und tapfersten österreichischen Militärs, seit 1805 regierender Fürst, ein eifriger Mäcen der Künste und Wissen-schaften (Wurzbach XV, S. 148 ff.), unterhielt in seinem Palais in der Herrengasse (1913 demoliert) ein Haustheater, auf dem wieder-holt Vorstellungen stattfanden (vgl. Thürheim, Mein Leben I, S. 234, 242!).
^^) Genevieve de Brabant. Drame en trois actes et en prose, composee en 1808: Mme. la baronne de Stael, Oeuvres com-pletes XVI (Paris 1821), S. 21 ff. Der ältere, hinzugedichtete Sohn der Genovefa heißt Adolf. — Auch diesem Stücke wohnte Gräfin Lulu Thürheim bei (Mein Leben I, S. 235); ihre Kritik des Äußeren der Stael stimmt mit der Auffassung der Pichler überein.
5**) August Wilhelm von Schlegel hielt im Saale des Hoftraiteurs Jann 15 Vorlesungen über Dramaturgie (vgl. Intelligenzblatt der Annalen der Literatur des Österreichischen Kaiserthumes 1808, Sp. 259)5 die in 3 Bänden in Heidelberg von 1809—1811 als „Über dramatische Kunst und Literatur; Vorlesungen" im Druck er-schienen (Goedeke VI, S. izf. : 32). Eine treffliche Analyse dieser Vorlesungen, welche gegen die Franzosen als Dramatiker losgehen und ihnen die Griechen, Spanier und Engländer gegenüberstellen, bietet Jakob Minor, Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien XXXVIII (Wien 1887), S. 594ff. Die Vorlesungen als solche, die sich mit Ideen Hormayrs berührten (Wihan, Euphorion. V. Er-gänzungsheft. S. 121 f.), waren glänzend besucht, waren doch ca. 300 Hörer und Hörerinnen anwesend, und erhielten viel Bei-fall, sodaß die vom Kaiser ausnahmsweise erteilte Erlaubnis nicht erfolglos war (vgl. Joh. Friedr. Reichardt, Vertraute Briefe, ge-schrieben auf einer Reise nach Wien II [Amsterdam 1810], S. lygü.; Rob. Keil, Wiener Freunde- Wien 1883, S. 102 [Haschkas Bericht]). Karoline Pichler selbst äußerte sich über die Vorlesungen, zu denen man 25 fl. Eintritt zahlen mußte, wie folgt: „Schlegels münd-licher Vortrag ist nicht angenehm, er spricht nicht geläufig, er stottert zuweilen und ist um den Ausdruck verlegen, dann sieht er wieder in das geschriebene Blatt, liest einige Zeilen heraus, spricht dann wieder auswendig, bis er stecken bleibt usw. Was er aber sagt, ist höchst anziehend, besonders über manche Gegen-stände, z. B. die Romantische Poesie, die Wirkungen der Christ-lichen Religion auf die Umstaltung der menschlichen Denkart, der Charakter der Spanischen Nation, der Römischen, über die Deut-sche Literatur usw., besonders über die bald ganz verlorene Deutsch-heit. Ich kann sagen, daß ich die Vorlesungen mit großem Ver-gnügen besucht habe" (Brief der K. Pichler an K. Streckfuß vom 22. Mai 1808: K. Glossy, Communal-Kalender XXXII, S. 408!.). Marianne von Eybenberg schrieb am 11. Mai 1808 im Gegensatze dazu an Goethe (A. Sauer, Goethe und Österreich I [Weimar 1904], S. 193): „Das Gute, was er uns gesagt, war nicht neu, und das Neue nicht besonders gut, das Ganze auf der erbärmlichsten Weise vorgetragen." Den gleichen Standpunkt nehmen auch Jonathan Flowen (= Josef Schreyvogel; Das Sonntagsblatt. Herausgegeben von Thomas West II, i [Wien 1808], S. 243ff.; II, 2, S. 21 ff., 47ff., 57ff., i22ff., I77ff.) und Bretschneider (Briefe an Nicolai vom 9. April und 16. Mai 1808: R.M.Werner, Österreichisch-Ungarische Revue. Neue Folge VIII [Wien 1890], S. 284f.) ein, wovon ersterer in 5 Briefen die Vorlesungen sehr unfreundlich kritisierte, hatte er doch keinerlei Nutzen daraus gezogen (II, 2, S. 22) und bei manchen Langeweile gespürt (II, 2, S. 23), während
letzterer zwar zugibt, daß Schlegel Aufsehen machte, befand sich ja selbst Sonnenfels unter den Zuhörern, aber doch nicht umhin
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