Denkwürdigkeiten aus meinem Leben [microform]
vieles anders zu denken angefangen. Tempora mutantur —." In einem Briefe an Frankl (Album usw. Wien 1845, S. 81) meint sie, Napoleon war kein Verfechter der Freiheit, für welchen ihn nun die Jüngeren halten, die sich ein Ideal aus ihm schaffen, das nie bestand (vgl. dazu oben S. 330). Am 21. August 1806 (Brief an Streckfuß: K. Glossy, Wiener Communal-Kalender XXXII, S. 400) nennt sie Napoleon einen Unhold, den Gott zur Strafe des sündigen Menschengeschlechts auf die Welt sandte.
*"') Manzonis Ode auf den Tod Napoleons „II cinque maggio", 1821 gedichtet und 1822 im Druck erschienen, erregte überall lebhaftes Aufsehen.
^^) Charles de Villers (1765—1815), ein Lothringer, kam 1792 nach Deutschland und wurde hier germanisiert. Er brachte seinea Landsleuten deutsches Wesen und deutschen Geist näher und erschloß ihnen Kant. Vgl. Sander in: Allgemeine Deutsche Bio-graphie XXXIX, S. 708 ff. — Über Grausamkeiten, die Napoleon 1805 und 1809 in Österreich begangen haben soll, vgl. Lulu Gräfin Thürheim, Mein Leben I, S. i8of., 314^ — Von Villers und Friedr. Jakob Christ. Saalfeld gibt es ein, 1814 anonym er-schienenes Buch „Hundert und etliche Fanfaronaden des Corsikar nischen Abentheurers Napoleon Buona-Parte Ex-Kaisers der Fran-zosen" (Cum notis variorum. Leipzig 1814: Goedeke VII, S. 862 : 198), dem der von der Pichler angezogene Au?spruch über Napoleon entnommen sein könnte.
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«») Karl August Varnhagen von Ense (1785—1858: O. F. Walzel in: Allgemeine Deutsche Biographie XXXIX, S. j6gii.), der viel-geschäftige Historiker und Biograph, war 1809 auf den Aufruf Österreichs hin nach Österreich geeilt, um als Freiwilliger in Erz-herzog Karls Armee einzutreten. Am 21. Juni traf er in Wagram ein, am 25. wurde er als Fähnrich im Regiment Vogelsang einge-stellt, machte die Schlacht bei Wagram mit, in der er leicht ver-wundet wurde. Am 14. August kam Varnhagen als französischer Kriegsgefangener nach Wien und wurde in verschiedene jüdische Salons eingeführt, so bei Arnsteins, Eskeles, Pereira und Flies. Am 23. September reiste er, da er inzwischen ausgewechselt wurde, zur Armee nach Ungarn, wo er bis Ende November blieb, um hier-auf nach Wien zurückzukehren. Vgl. Denkwürdigkeiten des eignen Lebens I, 2^ (Leipzig 1871), S. 196, 204, 217, 253, 254ff., 305. — Bereits Varnhagen (Denkwürdigkeiten 1, 2, S. 265) wies nach, daß Karoline Pichlers Angabe (oben S. 361 f.) über seinen Besuch bei Frau E. Flies, soweit sie die Zeit betrifft, irrig sei, denn dieser fiel nicht in die Zeit nach dem Friedensschluß (14. Oktober), sondern in den August oder September. — Als Varnhagen 1841 in Kissingen die Frau des Sir Charles Morgan traf, da erinnerte ihn diese in etwas an Dorothea Schlegel und Karoline Pichler (Tagebücher ^ I [Leipzig 1863], S. 313). Letztere las seine Aufsätze mit Interesse (oben S. 413).
*^'*) K. A. Varnhagen von Ense, Die Schlacht von Deutsch-Wagram am 5. imd 6. Juli 1809. (Aus persönlichen Denkwürdig-keiten.) In: Historisches Taschenbuch. Herausgegeben von Fried-rich von Raumer VII (Leipzig 1836), S. iff.
*^i) Am 20. November mittags verließen die letzten französischen Truppen Wien, die zurückbleibenden Verwundeten und Kranken wurden in eigenen Spitälern untergebracht (Geusau, S. 339f.; I^chimmer, S. 141; Glossy, S. 150). Am 26. November rückten in Wien nach langer Zeit wieder österreichische Truppen ein (Geusau, S. 343f.; Schimmer, S. 142f.).
^^) Rudolf Graf Wrbna-Freudenthal (1761—1823), österreichi-scher Staatsmann, der seit frühester Jugend große Vorliebe für das Montanfach hatte und 1785 auch als Hofsekretär bei der montanistischen Hofstelle in den Staatsdienst trat. In diesem Fache erwarb er sich große Verdienste. 1805 wurde er Landes-Hofkommissär, ebenso 1809, und entwickelte als solcher eine äußerst rege und ersprießliche Tätigkeit. Später war er Oberst-kämmerer und intimer Ratgeber des Kaisers. Vgl. Wurzbach LVIII, S. i9off.
613^ Wrbna weilte seit 19. Oktober in Wien (Geusau, S. 317) und Heß am 27. November 2 Uhr nachmittags eine Kundmachung,
daß der Kaiser Franz am selben Tage nach Wien zurückkehre, anschlagen (Geusau, S. 345; Schimmer, S. 143). Um 4 Uhr langte der Kaiser unter großem Jubel der Bevölkerung, die nicht, wie die Pichler (S. 363) meint, unvorbereitet v?ar, an und nun ent-wickelten sich jene oben S. 363 f. beschriebenen Szenen. Die Be-leuchtung besichtigte der Kaiser abends selbst. Vgl. Geusau, S. 345ff.; Glossy, S.
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