Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Denkwürdigkeiten aus meinem Leben [microform]

Titel: Denkwürdigkeiten aus meinem Leben [microform] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 1769-1843 Caroline Pichler , 1881-1925 Emil Karl Blümml
Vom Netzwerk:
liegen.''
    wie um den Fels ein Windstoß irrt, Die Wellen hebt, im Schilfe schwirrt. Wenn längst die Stürme schwiegen?
    All meine Freunde schlummern schon, Zerrissen sind die Bande. Auf meines Walters*) grünend Grab Streun Palmen ihren Duft herab, Fern im gelobten Lande.
    Auch Richard schläft — der Name weckt
    Die Seele Blondels wieder.
    Ein halbverklungenes Gefühl
    Wird laut — es bebt mein Saitenspiel
    Und tönt vergeßne Lieder.
    Bewohnerin des Eilands, komm, Steig' von dem Felsenhange. Mathilde, helle deinen BUck, Die Toten ruft kein Schmerz zurück, Komm, lausche dem Gesänge.
    Man wird wohl erkennen, daß die Lesung von Os-sians Gesängen vielen Einfluß auf die Art der Darstel-lung hatte. Ebenso war der Anfang einer andern Ro-manze den Ossianschen Gesängen nachgebildet, aber die erste Anregung dazu kam mir im damaligen Garten des Grafen Kobenzl auf dem Kahlenberge, der mir überhaupt durch seinen einfachen, etwas düstern und erhabenen Charakter ungemein gefiel, und den ich allen übrigen bis dahin gesehenen Gärten, selbst dem Dornbacher Park, vorzog ^^^). Es war noch überdies an einem etwas trüben Herbsttag, als ich ihn zum erstenmal besuchte. Das verschwiegene Waldtal mit seinem durch die Wiese schlängelnden Bach, die maje-stätische Grotte am Ende desselben, aus der sich der Quell herausstürzte und sein eintöniges Rauschen
    *) Walter von Montbarry.
    mit den trüben Schatten des Waldes und dem sch\^er-mütigen Anblick der Landschaft vereinigte, machte einen tiefen Eindruck auf meine Seele, welcher sich dann in der Romanze aussprach, wovon ich den An-fang hiehersetze:
    Was schallet dort aus jener Felsenhöhle
    Das rings umschloss'ne Tal entlang
    Für ein beweglicher Gesang? In Wehmut löst sich meine ganze Seele
    Bei dieser Stimm' und dieser Laute Klang.
    Wer bist du, Felsensohn, deß laute Klage
    Den Widerhall in diesen Bergen weckt?
    Jetzt, da der Mond noch halbversteckt Sein Silberhorn nach einem trüben Tage
    Aus den zerriss'nen Nebelwellen streckt.
    Sei mir gegrüßt! O schöpf aus deiner Quelle ^ Mir eine Schale Wasser nur.
    Durch Feld und Wald, durch Haid' und Flur Verfolg ich seit des Morgens erster Helle Auf diesen Höhn des flüchtgen Wildes Spur.
    „Hier ist der Trank, und hier sind Brot und Früchte,"
    Erwidert ihm der Eremit,
    Wie er den muntern Jäger sieht, Auf dessen Stirn und bräunlichem Gesichte
    Der Jugend Mut, der Jagd Ermüdung glüht.
    Der Eremit befragt den Jüngling um seine Her-kunft, seinen Namen; er erwidert:
    Ich heiße Wood. Am wasserreichen Clyde,
    Dort, wo von Nebeln stets umschwebt,
    Ein Berg sich in die Lüfte hebt, Dort wohnt mein Vater, ich bin seine Freude,
    Der einzge Sproß, in dem sein Stamm noch lebt.
    Seit langer Zeit, seit meinen Kinderjahren,
    Ruht meine Mutter schon im Grab,
    Sie sank zu früh für mich hinab; Ach, ihre ersten süßen Küsse waren
    Die letzten, die sie ihrem Sohne gab.
    ^•^ Nun kommt sie nur zu meinen stillen Träumen, Ein Schattenbild, gewebt aus Luft, ij Ihr Kleid Ist wie des Hügels Duft. So leise seufzt der Abendwind in Bäumen, Als ihre Stimme tönt, wenn sie mir ruft.
    Es' ergibt sich im Verlauf der Romanze, daß Wood der Sohn der JugendgeHebten des Einsiedlers ist, und dieser erzählt dann die Geschichte seiner unglück-lichen Liebe. Wer hätte mir damals gesagt, daß 25—30 Jahre später aus jenen nebligen Gegenden Schottlands, die meine Seele so mächtig ansprachen, eine Reihe von Dichtungen hervorgehen würde (Walter Scotts Werke), welche nicht allein mich, sondern ganz Europa ent-zücken würden!
    Ungefähr um diese Zeit bekam ich auch Herders Schriften, seine zerstreuten Blätter, seine Ideen zur Philosophie einer Geschichte der Menschheit in die Hände und da von jeher Naturlehre und Geologie einen wunderbaren, geheimnisvollen Reiz für mich gehabt hatten, so faßte ich diese letzteren Schriften sehr begierig auf. . .^^*').
    Während der letzten hier geschilderten Jahre hatte meines Bruders Geist, so wie sein Charakter und selbst sein Äußeres sich sehr vorteilhaft und ganz anders, als seine frühern Anlagen vermuten ließen, entwickelt. Zwar hatten die Blattern seine kindische Schönheit zerstört, aber seine Züge, der Ausdruck seines Gesichts war bedeutend, ernst und doch von unendlicher Güte zeugend, die denn auch wirklich in seinem Gemüte herrschte, f Dabei war sein Wuchs hoch, tadellos, und sein Anstand vortrefflich, so daß er zwar nicht zu den schönen, aber zu den sehr interessanten Männern ge-
    zählt

Weitere Kostenlose Bücher