Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben

Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben

Titel: Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eckhard Henscheid
Vom Netzwerk:
damals berühmten Benn-Sprech- LP mit ihrem schwererträglichen Tremolo entnimmt, schon Paul Hindemith versucht hatte. Meine Kompositionsidee, d.h. die paar ersten erhaltenen Phrasen, war aber irgendwie schönbergischer. Fast bergischer. Wenn nicht webernischer.
    Schon entschieden traditionsbewußter, gesetzter in Idee und geringfügiger Ausführung der Beginn eines Requiems überdeutlich Mozartscher Artung im Jahr 1966. Die erste Phrase war aber immerhin in c-moll und auch sonst nicht von Mozart direkt gestohlen – das anknüpfende »Dies irae«, als Skizze vorrätig, sollte halb in der Manier Verdis, halb nach dem Vorbild des Kopfsatzes von Mahlers Fünfter gearbeitet sein; ein sozusagen schräges Trompetensolo-Signal. Toll.
    Noch konservativer 1974 der wirklich ausgeführte Anfangsteil eines »Quadro Stagione«-Zyklus in der mir damals sehr nahen typisch italienisch-neapolitanischen Canzonenart: Vier Lieder, gedichtet und auch gleich übersetzt von Bernd Eilert und mir, also vorrätig vom Start weg in Deutsch und in einem allerdings recht eigenwilligen Italienisch:
    »Der Frühling kommt ins Land gesprungen« –
    will sagen, nach meiner Erinnerung:
    »La primavera e già saltata,
    Amici miei, eccol’ qua,
    Inverno triste è andata (?)
    Primaver’ nata d’al mare (…)«
    Die zentrale Liedpartie, dem folgend:
    »Senti tu anche il fascino?
    O Marie, bruna morà« (??)
    o.s.ä. Pech: Während beim Einleitungsteil (Eröffnungstakte und Melodie) manches Vorbild zwar spürbar, aber das Ganze doch nicht schon verboten plagiativ war, stellte sich nach einer gewissen Besinnungszeit die Hauptmelodie des Mittelteils als offenbar unbewußt adaptierte Reprise des bekannten De Curtisschen Schwalbenabschiedlieds heraus: »Partirono le rondini – non ti scordar di me – io t’amo sempre più …«
    Nur wenig später, nicht schon vorher, stellte sich darüber hinaus heraus, daß diese Praline, vor allem im Vortrag durch Carlo Bergonzi, eine meiner Oberohrwurmgötterspeisen werden sollte.
    *
    Überaus unscharf, ungleichwertig, unsystematisch waren, so glaube ich mich zu erinnern, meine frühen Komikeinflüsse, Humorschulungen, Lachprägungen. Bewundert habe ich kurz nach dem Eintritt ins Pennal sehr zwei etwas ältere, vielleicht 14jährige Burschen, die beim alljährlichen Faschingsfetenabend des Bunds Neudeutschland (eine Art Teilbezirk der katholischen Jugend Deutschland) als eine Art Conférencierduo auftraten. Keinen Schimmer mehr, was die so redeten und plapperten – aber daß sie andere mit Witzen, Gags und dgl. zum Lachen brachten, wurde von mir bewundert viel. Und sehr beneidet. Begleitet von der noch recht begriffslosen Einsicht, daß ich’s selber nicht konnte. Und also erst gar nicht probierte.
    Beide Burschen, bereits sog. Fähnleinführer, waren auch eingesetzt bei der von Neudeutschland inszenierten Aufführung des damals noch nicht ganz vergessenen Heinrich Bertéschen Schubert-Singspielverschnitts »Das Dreimäderlhaus«. Der gewichtigeren Musik entsinne ich mich kaum – gut aber, daß irgendein Wienerwald-Schankwirt vom Mühlenbachtal bei deren Kredenzen »Die Forelle« sang. Obwohl der Sänger dabei – ich schäme mich nicht, es zu gestehen: auch jetzt mußte ich loslachen – schon sehr besoffen herumwackelte.
    Lachen und Suff – eine Ahnung von Suff – gehörten für mich wohl schon vorm Eintritt in die Volksschule durchaus kausalnektisch korrelativ o.s.ä. zusammen.
    In gewisser, etwas beschränkter Weise Initiator und Promotor meiner eigenen Affinisierung hin zum Komischen war ein lokaler Altmeister namens Emil Alafberg, ein m.W. Altnazi, der es aber, vermutlich wegen seines karnevalsnahen Familiennamens, zum Narhalla-Präsidenten gebracht hatte. Und genau darüber mußte ich wohl auch lachen, wenn er dann auf einem Gaul am Faschingssonntag konfettiwerfend durch die Altstadt ritt und dabei weniger karnevalsmäßig als huldvoll lächelnd auf uns Normalsterbliche herniedersah, und ich Doldi war m.E. völlig grundlos begeistert. Dem wohl ca. Sechsjährigen aber war auch schon eine noch ungeahnt folgenreiche Erstbegegnung mit einem (am zwischen 1946 und 1948 noch vom eigenen Not-Ensemble bespielten Stadttheater) besonderen, ja sonderlichen Mimen vergönnt; einem, der ein Vierteljahrhundert später als Teppichhändler Hans Duschke in meinen zweiten Roman eindriften sollte. Er gab im Kinderstück »Schneeweißchen und Rosenrot« einen tückischen Giftzwerg – und ich glaube mich noch zu

Weitere Kostenlose Bücher