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Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben

Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben

Titel: Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eckhard Henscheid
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gewählt, in nun wirklich extrem legitimierten Fällen, zu denen ich nun aber gewiß nicht zählte. Untertitel: »Eckhard Henscheid – ein erledigter Fall«. Das spielte – vielleicht zum ersten Mal, es sollten etliche bescheidene Adepten folgen – weniger auf Karl Kraus als auf meine eigene damalige Journal-Kolumne und den kongruenten späteren Buchtitel an. Haupt- und Untertitel stellten sich im Text als eine mehr oder weniger offene, wenn auch leidig linkische Huldigung meiner Person (und z.T. des Satireblatts sowie der gesamten, oftmals sehr ambivalent beraunten Neuen Frankfurter Schule) heraus. Dergleichen klandestine Unterschwelligkeit sollte sich vor allem in den achtziger Jahren vielfach wiederholen, auch die gar zu phantasievoll abgreiferische Adaption eigener Titel bzw. Lieblingsbegriffe passierte vielfach und ein bißchen qualvoll, am häufigsten bei den unermüdlichen Versuchen, die frühe »Titanic«-Kolumne der »Peinlichen Persönlichkeiten« (des Monats, des Jahres, des Jahrzehnts) gegen mich und meinen Co-Erfinder zu wenden – Bernd Eilert ist auf diese satirische Gipfelleistung mehrmals und nur fast allzu nachsichtig eingegangen.
    Mit Retour-Beschimpfungen und meist minderbedarftem Spott nachdenklich gemacht, manchmal erschrocken nachdenklich gemacht, werden Satiriker-Polemiker (oder was halt der Plebs dafür gilt) gewiß häufiger als aufbauende, sich am Positiven und Bleibenden abarbeitende Schriftsteller oder, sei’s drum, Dichter. Die nimmersatten Beispiele, die sich seit 1899 mit Karl Kraus ein Späßchen zu machen trachten, das aber dann selten über »Karlchen Krauskopf« hinauskommt – in ihrer Gräulichkeit waren sie mir dafür immerzu Beleg und pro domo Trost zugleich.
    Ansonsten überwog und überwiegt aber auch und sogar bei mir das erwähnte Positive, die erfreuten und wiederum mich erfreuenden Leser-Echos. Sie betreffen weniger häufig die Satiren-Polemiken; vielmehr fast immer die Romane – manchmal leider auch deren damals schon sogenanntes Kultiges. »Kultromane« bedeuten zumeist Verehrliches, haben aber nicht immer gute, erquickliche Implikationen und Folgen. Wie man sich sehr leicht ausmalen kann, gehen hier Kunst- und Literaturliebe rasch mit Fehllektüre, Mißverständnissen, Lebenshaltungen, Alltagsanleitungen usw. trübe Melangen ein – aber man soll umgekehrt »nicht gar zu pingelig« (Konrad Adenauer) sein: Wenn neue Lokale »Sowieso« getauft wurden, VW -Käfer die Aufschrift »Alfred Leobold« trugen, regionale »Duschke«- und »Streibl«- und sogar »Irene Knopf«-Clubs entstanden und an mein Auge und Ohr drangen, registrierte der Kopf das meistens mit wohlwollendem Nicken meines eigentlich dafür viel zu »gedankenvollen« (Hölderlin) Haupts. Mit Nachsicht und häufig auch Freude realisierte ich gleichfalls leserverursachte Mystifikationsversuche wie etwa eine Serie von Leserbriefen ans Sportmagazin, in denen sich zu schwierigsten Kicker-Problemen Männer wie »Jochen Kloßen« oder wieder »Duschke« und »Streibl, Alpenwart« äußerten. Gern und oft überaus nachsichtsreich aufschmunzelnd nahm ich dergleichen zur Kenntnis, desgleichen mehrfach Heirats- oder zumindest Kennenlernversuche in meinem Namen bzw. unter meinem Protekorat (»liebt TV , Voltaire und Henscheid«), in der »taz« wie in der »Süddeutschen«. Und mit der mir unverrückbar eigenen Konzilianz las ich auch immer Postkartenberichte von Hochzeitsreisen in die Toscana und nach Bergamo – nämlich akkurat nach Romanvorlage.
    Gleichfalls sobald Hajo Friedrichs in einem ZDF -Sportstudio von 1979 zu einem gastierenden Fußballer »Geht in Ordnung – sowieso – genau« sagte, vernahm ich das voll Huld und sogar mehrfach (es wird auch in meinen Leserkreisen viel zu viel Fernseh und zumal Sport geschaut); es traf sich, daß die drei magischen Titelwörter später auch schon mal in der Computer(!)-Reklame auftauchten; und Gegenstand von Kreuzworträtseln in »stern« und FAZ war ich mindestens zweimal schon.
    Keineswegs immun war und bin ich gegen Lob. Habe nicht mal viel gegen Hudeleien wie die von Paul Ingendaay in der FAZ dergestalt, daß meine Sprachkritik, vor allem die in »Dummdeutsch« (1985/92), »für das gesammelte Schweigen im akademischen Lager einstehen muß«. Ich gehe gegen derlei in der Regel nicht juristisch vor; zumal mit jenem Buch ja dies meine kaum latente Absicht gewesen war; das gesamte akademische Lager zum hochbezahlt beschämten Schweigen zu bringen.
    Und

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