Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben
von FAZ zu »Bild« und »Weltwoche« und ARD und »konkret« und »Express« und SZ und »Times«, erfuhren nunmehr (ich präzisiere) geschätzte 950000 Interessierte, daß dieser Heinrich ein grauenvoller war und ist.
Und das war in dieser Tücke nicht einmal von mir beabsichtigt. Von mir schon mal gleich gar nicht.
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Ob mich Kasualitäten wie die Causae Böll oder Höhler aktuell bedrückt haben, heute noch bedrücken und zur Last fallen? Die weithin mangelnde Solidarität mit mir und meiner Sache? Nein, heute nicht. Nicht mehr – wenn es mich je allzu spürbar drückte. Höhler oder René beiseite: Die Streitaxt zu führen wider den gewaltigen und angenehm amusischen Pro-Böll-Kläger Prof. Nordemann und dabei seine noch gewaltigere Kanzlei und ihre taktischen Mätzchen hinreichend zu beleidigen, das hat wohl, wie zart angedeutet, auch Vergnügen gemacht. Aber nicht nur. Zum Beispiel von einer Reise froher Dinge nach Frankfurt heimzukehren und im Briefkasten ein dickes Briefbündel vorzufinden, in dem mir ohne Not und ohne Sinn mitgeteilt wird, wenn ich nicht gleich spurte, würden in Bälde irgendwelche justiziellen Schergen, die zu allem Überfluß auch noch Messerschmied oder Beilheber o.ä. hießen, die Wohnungstür leider gewaltsam erbrechen müssen, die Wohnung aber vom Gerichtsvollzieher konfisziert und unverweilt leergeräumt werden, so lange, bis mein Wille gebrochen sei, so habe es das höchste Gericht oder jedenfalls der Prof. Nordemann nun mal mit mir vorgesehen – na, ich weiß nicht, ob ich das alles damals nur erheiternd fand.
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Um 1993 herum begründete mein damals noch zeitweiliger Verleger Gerd Haffmans wie immer mit dem Mut der Verzweiflung eine neue Buchreihe, die tatsächlich auf den schwer glaublichen Titel »Haffmans’ Entertainer« hörte. Und aber abermals schwebte und waltete über mir schon unverdiente Gnade. Denn das blieb mir immerhin erspart, daß meine 1988 in seinem Züricher Verlag noch ordentlich erschienene Novellen-Idylle »Maria Schnee« in dieser krausen Reihe zweitzwangsveröffentlicht wurde; ich hätte es, was Leser selten ahnen, kaum verhindern können.
Allerdings, allzu einseitige Erinnerung kann auch hier nicht Sinn der Sache sein. Neben unglaublichen, schrägen, gänzlich lauthals unlauteren, unverhältnismäßigen Denkwürdigkeiten und Greueln gab es in Haffmans’ Verlagsunternehmen schon auch manche gute, ja sehr gute Sache. Meistens Bücher.
Und immerhin wäre »Haffmans’ Hämmer« noch einen Hauch krachender und unlauterer gewesen. Unter diesem Reklame-Signet wurde die genannte allerzarteste Novelle aber tatsächlich 1989 verlagsreklamemäßig verscherbelt. Oder zumindest zu verscherbeln versucht.
Damals, immerhin schon vierundvierzig Jahre nach Hitl., war bereits wieder alles möglich. Und alles sehr, sehr »verflucht« (Franz Kafka).
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Wer hätte das nicht leidenschaftlich gern gelesen?
Ein weiteres, kurz mal erwogenes und dann aber nicht ausgeführtes Krimiprojekt: Arbeitstitel »Othello«. Bargfeld 31.12.1990: Ein gewaltiger Arno-Schmidt-Mann gießt mir gleich nach dem Silvester-Mitternachtstoast ingrimmig lächelnd ein Glas Sekt über den Schädel, weil ich, in eigentlich gentil, ja generös entgegenkommender Gesinnung, seine Gemahlin, auch sie eine Arno-Schmidt-Nahestehende, ganz kurz und keusch um die Hüfte herum umarmt hatte.
Der Abend, die Nacht nahm dann etwas krampfige, leidlich leidige Formen an und lieferte weiteres Krimi-Rohmaterial in einiger Fülle. Vielleicht habe ich das rasch aufflammende Buchprojekt auch aus Faulheit und krimitechnischer Unbedarftheit dann noch rascher wieder fallenlassen. Wahrscheinlicher deshalb, weil absehbarerweise, nach meiner schon recht gesättigten Erfahrung, ein Buch mit allerlei Neugier-Wert, betreffend allerhand Hochliteratur-Population und zumal erkennbares Arno-Schmidt-Bargfeld-Personal, bei den notwendig werdenden Mixturen Fiction/Nonfiction mit ganz besonders illiteratenmäßg pingeligen und schwerst beleidigten Besserwissereien hätte rechnen müssen. Und also mit unverhältnismäßigen Nervenstrapazierungen. Oder gar wiederum Justizgefuchtel.
Ein bißchen schade ist es schon. Dem Reemtsma hätte ich gern als Nebenfigur ein Denkmal gesetzt. Wenn er schon sonst keins kriegt.
Sein Institut mit einer Lebensdauer von geschätzten vierhundertfünfzig Jahren sei aber doch eins? Nein, ein selbstgebautes zählt nicht.
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Und noch ein Krimi war über die Lustphase der ersten Idee niemals
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