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Denn am Sabbat sollst du ruhen

Denn am Sabbat sollst du ruhen

Titel: Denn am Sabbat sollst du ruhen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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bestätigte lächelnd: »Drei Teelöffel, wenn es sich um eine solche Tasse handelt«, wobei er auf Hildesheimers Tasse deutete.
    Hildesheimer begann, ihm die Anwesenden vorzustellen, nachdem er zunächst vorausgeschickt hatte, daß es sicher schwer für ihn sei, all die Namen zu behalten.
    Ochajon widersprach ihm nicht, sondern betrachtete aufmerksam die vorgestellten Personen. Sich neun Namen zu merken, von denen er einen bereits kannte, war nicht sonderlich schwer für jemanden, der beim Studium der mittelalterlichen Geschichte den Neid seiner Kommilitonen mit der Fähigkeit geweckt hatte, die Namen sämtlicher Königsgeschlechter und Päpste der europäischen Ge schichte zu behalten. Im Moment lag ihm nicht daran, diese Fähigkeit zu offenbaren: nicht aufgrund falscher Beschei denheit, sondern um diesen Trumpf in der Hand zu behal ten.
    Es war Joe Linder, der den Kaffee brachte, Dr. Joe Linder natürlich, denn hier trugen alle einen Doktortitel. Die bei den Frauen, die nahe beieinander saßen, blas, aber gefaßt, hießen Nechama Szold und Sara Schejnhar. Nechama Szold, die jüngere, mußte Mitte Vierzig sein. Sie war unauffällig und schlicht gekleidet; eine Frau, die eigentlich attraktiv war, aber offensichtlich den Versuch unternahm, dies zu verbergen, wie Michael Ochajon bemerkte. Sara Schejnhar war mindestens sechzig. Sie wirkte wie die gute Großmutter aus einem Märchen und hatte den Pullover über die Schultern gelegt. In ihrem gutmütigen Gesicht stand der Schock.
    Des weiteren saß ein magerer Mann mit weißer Mähne namens Nachum Rosenfeld am Tisch, er hatte unentwegt ein Zigarillo im Mund und erinnerte Michael an den Satz seiner Mutter, der ihn seine gesamte Kindheit lang begleitet hatte: »Iß, Michael, iß, sonst wirst du ein Magerer und Böser.« Zweifellos lag es an dieser Ermahnung, daß ihm in Gegenwart besonders dünner Menschen stets unbehaglich war. Auch ein sehr gut aussehender Mann war dort, der ebenfalls um die fünfzig sein mußte, Daniel Waller, und noch vier andere Männer, die etwas entfernter in dem unvollständigen Kreis saßen, drei von ihnen waren etwa Anfang Sechzig und einer, Shalom Kirschner, ausgesprochen dick und ganz glatzköpfig, näherte sich den Siebzigern. Sie brachten während der ganzen Begegnung kein Wort heraus.
    Nechama Szold rauchte Zigaretten und hinterließ an den Stummeln Lippenstiftspuren. Joe Linder kaute auf einer Pfeife herum, Rosenfeld rauchte ein Zigarillo. Michael zog die zerknautschte Zigarettenpackung aus seiner Tasche, und jemand reichte ihm einen Aschenbecher.
    Nachdem Hildesheimer seine Kollegen vorgestellt hatte, machte er die Anwesenden mit Michael Ochajon bekannt, »der sich von Seiten der Polizei mit der Tragödie, die über uns gekommen ist, befassen wird«. Er erwähnte auch Ochajons Dienstgrad, was niemanden besonders beeindruckte. Dann fügte er hinzu, als ob er sich eben daran erinnerte, daß »Inspektor Ochajon auf meine Bitte hin freundlicherweise bereit ist, uns über bestimmte Dinge aufzuklären und uns zu helfen«. Eine Stille breitete sich aus, in der Michael zurückgelehnt in seinem Stuhl verharrte, an der Zigarette zog und nicht wagte, einen Schluck von dem heißen Kaffee zu trinken, der vor ihm stand. Alle Augen waren auf ihn gerichtet, und er konnte die Welle des Mißtrauens, die ihm entgegenschwappte, beinahe körperlich spüren. Diese Leute, dachte er, sind in keiner Weise überzeugt von meinen Fähigkeiten, sie sind ganz im Gegenteil voreingenommen gegenüber der Polizei und möglicherweise überhaupt gegenüber Menschen, deren Vorfahren nicht aus Europa stammen.
    Es kostete ihn einige Überwindung, von dem Kaffee zu trinken und zu sprechen, da alle Augen auf ihn gerichtet waren. Am sichersten war es, möglichst sofort die Frage zu stellen, die ihn selbst am meisten beschäftigte, seit sie Hildesheimer aufgebracht hatte, noch als sie bei der Toten gestanden hatten. In dem großen Raum herrschte absolute Stille, nachdem er gefragt hatte, wieso Dr. Neidorf zu so früher Stunde im Institut gewesen sei. Er nahm einen Schluck Kaffee und betrachtete aufmerksam die Tischrunde. Rosenfeld saß wie erstarrt, Linder verwirrt, Ne chama Szold fragend, Sara Schejnhar erschrocken. Alle rutschten unbehaglich auf ihren Stühlen, während Hildesheimer selbst damit beschäftigt war, sie zu beobachten.
    Joe Linder brach das Schweigen: »Vielleicht ist sie gekommen, um ihren Vortrag noch einmal durchzusehen.« Aber er schien von seinen eigenen Worten

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