Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
bleiben, sie würde schon zurückfahren ins Präsidium. »Achtet auf Schmuck und ähnliches. Und Bargeld ebenso wie Wertg egenstände. Vielleicht finden wir etwas aus der Merthens – Wohnung.«
In ihrem Büro stöpselte sie das Kabel ein und fuhr das Notebook hoch. Passwort? Sie hatte keins. Tippte Sven ein, dann Matthias , dann Matt , nichts. Es konnte alles sein. Falls ihr Verdacht überhaupt richtig war und es Melanie Merthens‘ Laptop war, der hier glänzend vor ihr lag. Nachdenklich streichelte sie über die Tasten.
Bevor sie jetzt das Notebook ihrem Fachmann gab, griff sie zum Hörer. Sie rief in der Kopfklinik in Erlangen an und ließ sich mit Sven Merthens verbi nden. Und sie hatte Glück, er hatte inzwischen einen Anschluss und meldete sich.
»Sven, hatte deine Großmutter ein Notebook und wenn ja, welche Marke? «
Er bejahte und sagte es ihr. Es stimmte. Jetzt wurde sie aufgeregt.
»Kennst du das Passwort? «
»Nein, es war was Englisches. Irgendwas mit Lake. Es fällt mir nicht ein.«
Aber Lene fiel es ein. Sie tippte lonely lake und das Fenster ging auf. Sie war drin. Es war Melanies Laptop!
Aufgeregt fragte sie: »Weißt du, wann dein Großvater wieder zu dir kommt? «
»Er sitzt neben mir. Wollen Sie ihn sprechen? «
Sie bat ihn das Telefon an Shiller weiterzugeben.
»Wir sind vor einem Durchbruch. Bitte haben Sie Geduld. Der Albtraum ist bald vorbei. Ach, noch eine Frage. Als Sie bei Frau Merthens waren, haben Sie da ein Notebook, ein Laptop, gesehen? «
»Ja, sie hat mir darauf Fotos von Wolf und Sven gezeigt. Es war sehr … « Se ine Stimme brach.
Der Durchbruch. Kilian musste also nach Matthew Shiller und nach dessen Frau in der Wohnung gewesen sein.
Es war keine Frage mehr.
»Matthew, ich glaube, Sie können mit Ihrer Frau schon heute Abend g emeinsam essen gehen. Es sieht gut aus! « Das war der beste Trost, den sie ihm geben konnte.
Sie legte den Hörer zurück und stütze ihre Arme auf, verbarg ihr Gesicht in den Handflächen. Sie brauchte einen Moment, in dem sie ganz bei sich war.
Kilian – was für eine Katastrophe für die Familie! Und alles wegen seines Handelns mit Drogen an der Schule. War es das wert gewesen? Hätte die Schule anders reagiert, hätte das nicht alles verhindert werden, er zurückgeholt werden können auf einen normalen Weg? Nicht diese trostlose Wohnung, die nicht ein wirklicher Schritt in eine Freiheit war, sondern nur eine brutale Abhängigkeit widerspiegelte. Nicht mehr von den Eltern, sondern von dem selbstgebastelten Gefängnis seines Lebens mit Drogen. Und das Leben würde jetzt lange in einem wirklichen Gefängnis stattfinden. Ob er noch unter das Jugendstrafrecht fallen konnte? Sie hoffte es für ihn. Es war ein Grenzfall, es kam auf Gutachter und Richter an.
Verdammt, so ein verpfuschtes Leben! Und dann sah sie Melanie Merthens vor sich und fühlte eine immense Wut über ihren sinnlosen Tod. Weswegen hatte er es getan? Aus Rache oder wegen eines La ptops?
Was hätte die Schule tun können um ihn zu halten? Monatliche Urintests, eine Therapieauflage und Sozia lstunden, vielleicht in der Schule, jeden Tag nach dem Unterricht. Irgendetwas in der Art. Bis er wieder Fuß gefasst hätte. Nun war es zu spät. Melanie Merthens war tot. Und Kilian in der JVA.
Kapitel 32
Sie rief Kalle an, erzählte von ihrer Entdeckung.
»Jetzt haben wir ihn! « Seine Stimme klang euphorisch.
»Habt Ihr noch etwas gefunden? «
Er verneinte.
»Gut, dann fahren wir jetzt gleich in die JVA und vernehmen ihn. Und ho ffen, dass er auspackt. Ich hole dich ab.«
Fünfundfünfzig Minuten später saßen sie Kilian Breitner gege nüber. Lene stellte das Aufnahmegerät auf den Tisch und begann mit dem formellen Satz: »Kilian Breitner, Sie stehen unter Verdacht, Melanie Merthens ermordet zu haben. Alles, was Sie jetzt sagen … «
Er war blass geworden. Sein Haar war noch strähniger als beim letzten Mal, in seinem Gesicht wirkten die Augen hohl und riese ngroß. Wie hatten sie ihn auf Entzug gesetzt? Cold Turkey oder in der Krankenstation?
»Kilian Breitner, wir wissen, dass Sie Melanie Merthens umgebracht h aben. Sie ist tot. Sagen Sie uns, was passiert ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie das so gewollt haben. Wenn Sie jetzt ein Geständnis ablegen, werde ich das beim Staatsanwalt positiv einbringen.«
In seinem Gesicht spiegelte sich erst Trotz wider, dann Verzwei flung, die Lene nutzte.
»Wir haben den Laptop von Frau Merthens in Ihrer Wohnung g
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