Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
efan außer Sicht- und Hörweite war, kam Lene gleich zur Sache.
»Dein Bruder Kilian hat herumposaunt, dass du schwanger bist. Stimmt das? «
Steffi sah sie verwirrt an. »Wie bitte? Nein, das stimmt natürlich nicht. Wie kommt er denn darauf? «
Also besser die langsame Gangart.
»Kann er irgendwie von deiner Beziehung ausgerechnet mit Sven erfahren haben? Vielleicht durch Max? «
Sie schüttelte heftig den Kopf. »Nein, das glaube ich nicht. Max hält dicht. Er will den Stress auch nicht und hat ja auch meiner Mutter gegenüber nichts g esagt.«
Das stimmte. »Aber von wem könnte er das sonst erfahren haben? Zu e iner Schwangerschaft gehört doch auch ein Partner.«
Steffi sah jetzt ärgerlich aus. Sie sog die Luft durch die Nase. »Vie lleicht hat er mal wieder von allem zu viel gehabt, Drogen, Alkohol, und sich was zusammen gesponnen. Von mir weiß er es bestimmt nicht, und schwanger bin ich auch nicht. Wie kommt er bloß auf so einen Blödsinn? «
Das brachte sie also nicht weiter. Steffi durfte zurück in die Klasse, und sie baten Max heraus.
Der kam in betont lässiger Haltung. Kalle blickte zu Lene, sie signalisierte ihre Zustimmung. Der strenge Männerbulle.
»Wir haben gehört, dass dein Bruder Kilian von der Beziehung zwischen Steffi und Sven gewusst hat und sogar geglaubt hat, dass sie von ihm schwanger war. Hast du ihm das erzählt? Und bitte keine Mätzchen, nur einfach die Wahrheit. Sonst werde ich verdammt u ngemütlich.«
Max sah verdutzt zu Lene, wie um Beistand. Dann wieder zu Ka lle.
»Wieso das denn? Nein, ich habe ganz bestimmt nichts gesagt. A llein bei dem Gedanken würde mir schon ganz anders. Was denken Sie, wie sehr wir darauf geachtet haben, dass er das nicht erfährt? Den Wutanfall möchte ich in Steffis Haut nicht erleben. Und schwanger? Blödsinn, das hätte sie mir längst erzählt.«
»Wann habt ihr euren Bruder vor der Klassenfahrt zuletzt ges ehen? «
»Am Abend vorher. Wir haben ihn besucht, Steffi hat ihm mal wieder ein paar Lebensmittel von zu Hause gebracht. Er hat ja nie etwas zu essen g ekauft und sie machte sich immer Sorgen. Ich hätte das nicht gemacht, zumal es ihr an dem Tag so schlecht ging, und wir doch am nächsten loswollten. Aber sie war nicht davon abzubringen.«
In dem Moment begriff Lene. »Steffi hatte eine Magen-Darmgrippe nicht wahr? Hat sie sich übergeben, als ihr bei Kilian ward? «
»Ja, es ging ihr sauelend. Wir sind deshalb auch bald wieder weg.«
Und er hat daraus geschlossen, dass sie schwanger ist. Toll.
»Kann er euch am nächsten Tag irgendwo gesehen haben, vielleicht bei der geplanten Abfahrt um zwei? Kann er Sven und Steffi da zusammen gesehen haben? «
Er überlegte. »Möglich wäre das schon. Aber - «
»Gut, das genügt uns. Nun zu etwas ganz anderem. Sven ist angefahren worden, eineinhalb Tage nachdem Kilian in den Knast gekommen ist. Ich habe viel darüber nachgedacht und mein Kollege auch. Du hättest ein prima Motiv und offenbar auch die Gelegenheit. Wenn du an allem Sven die Schuld gegeben hast, zum Beispiel, dass Kilian sonst nie so im Kriminellen versackt wäre. Das ist schon ein Motiv. Obwohl er doch immer Frau Merthens die Schuld gegeben hat. Aber vielleicht hast du dich einfach voller Wut an Sven gerächt? Und bitte denke erst nach – da ist nämlich noch etwas: Spätestens morgen kriegen wir einen endgültigen Beweis dafür, ob du es warst. DNA, du verstehst? Es ist also deine letzte Chance ein freiwilliges Geständnis abzulegen. Und das würde deine Bestrafung durch den Richter gewaltig beeinflussen, glaub mir. Also? Jetzt kannst du antworten. «
Es fehlte nur noch der offene Mund. Sein ganzes Gesicht ein einziges U nverständnis.
»Was? Wieso – also ich war das wirklich nicht, das können Sie mir glauben. Das heißt, das müssen Sie mir gla uben. Aber das sehen Sie ja dann an der DNA. Das kann nicht meine sein.«
Klang überzeugend. Nun, sie würden sehen. Sie ließen ihn zurück zu den anderen in den Klassenraum gehen.
»Sieht nicht so aus, als ob er es war, oder? «
Auch Kalle schüttelte den Kopf. »Trotzdem möchte ich wissen, wer das war.«
Lene reckte ihr Kinn als Zeichen der äußersten Entschlossenheit vor.
»Ich auch, und wir kriegen das raus.«
Kapitel 31
Frustriert und zugleich vibrierend aufgeregt, wie immer, wenn etwas in Bewegung kam, fuhren sie zurück zum Präsidium. Im Flur kam ihnen schon Sandra entgegen, eine Briefsendung schwenkend.
»Aus Österreich! Kam gerade per Express.
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